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Elektromophon... Aufarbeitung, wer hat Ahnung?!
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DRG-ler
Di Jun 18 2024, 20:43 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 16 2024, 18:46
Wohnort: Berlin
Beiträge: 3
Hi Leute, ich bin Andy, aus Berlin, und neu in der Grammoscene...

Ich war schon seit längerer Zeit auf der Suche nach nem Grammophon, schon allein, weil ich meine Ausstattung im Stil der 30er Jahre gewählt hab, und das Grammy da einfach zu passt. Nun hab ich am Wochenende ein elektrisch angetriebenes Standgrammo gefunden, optisch runter gekommen und vermackt, nicht spielbereit, aber für nen günstigen Taler.

Nun hab ich das gute Stück erstmal nach Hause geschleppt, und nun gehts ans Sichen der Probleme und Mängel!
Hier erstmal 2-3 Bilder vom Opjekt.



Schlichtes Design, im Stil der 30er. Funier teils stark beschädigt.



Korpus aber stabil, Schalltrichter im guten Zustand.






Schalldose: Elektromophon...



...mit irgendwelchen "hinterlassenschaften" auf der Membrane.



Einstellbarer Widerstand...



Originales Laufwerk und Plattenteller.



Was mich jetzt erstmal interessiert, wie ich das Teil zum laufen bekomme. Bevor das Teil nicht spielt, werde ich das Gehäuse nicht aufarbeiten lassen. Zum Gerät selbst gibt es keinerlei Typenschilder, Seriennummern oder Plaketten.
In der "Elektromophon"-Schallkapsel sieht man irgendwelche Ausblühungen auf der Membrane. Ich hab diese noch nicht weiter zerlegt, da ich erstmal schauen muss, wie ich da ran komme.
Das Laufwerk an sich dreht. Die Motorlager waren fest, vom hart gewordenen Fett, aber dem bin ich schon bei gegangen. Auch den Kollektor auch ich überpoliert, Lager entharzt und neu geschmiert. Der Motor dreht wieder. Die Fettkapseln mit den dochten hab ich derzeit in Petroleum eingelegt, damit die Dochte wieder weich werden. Ebenso die damals gefetteten Filzscheiben von der Antriebsriemenscheibe. Ich denke mal, am Wochenende werde ich mal schauen, was das Petroleum bewirkt hat.
Der Antriebsriemen wurde durch nen altes Gummiband ersetzt, ist hart und unbrauchbar. Da bräuchte ich was neues.
Damit ich den Antrieb dann am Wochenende testen könnte, bräuchte ich ggf. nähere Infos zum Antriebssystem, deren Einstellwiderstand usw.
Irgendwo meine ich gelesen zu haben, das der Antrieb für 90-250V Alltrom gedacht war. Da wären Details bzgl. Einstellwiderstand usw. vor der Wiederinbetriebnahme Wünschenswert.

Nen paar Nadeln waren noch bei, sicherlich gebrauchte. Für den ersten Test mögen sie reichen, aber ich möchte doch schon ne Kiste mit neuen haben. Wo kann man diese heut noch beziehen?

MFG Andy
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gramofan
Di Jun 18 2024, 21:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1176
Ordentliche neue Nadeln kannst Du hier finden:
Link - Hier klicken
Empfehle die Packung mit 2500 Stück (soft tone).
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DRG-ler
Fr Jun 21 2024, 22:06
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 16 2024, 18:46
Wohnort: Berlin
Beiträge: 3
Danke für den Link. Schau ich mir mal an.

Heute kam das Paket mit Stoffkabel und Netzstecker, also hab ich mich erstmal dran gemacht, weiter Richtung Funktionstüchtigkeit hinzuarbeiten. Hab die ganzen in Petroleum eingelegten Filzscheiben und Schmierdochte gereinigt und neu gefettet, so das ich den Antrieb wieder montieren konnte.

Nächster Arbeitsgang war dann, das abgezwickte Kabel zu ersetzen. Das hab ich getan, und auch den Grund fürs Abzwicken gefunden. Glücklicher Weise geht man mit Vorsicht an solche Sachen ran, und überlegt, was man macht. Der Antrieb hat einen Isolationsfehler!!! Je nachdem, wie rum man den Stecker in die Dose steckt, steht mal der Schieberegler des Widerstandes, oder die komplette Antriebseinheit voll unter Spannung! Da wird mal jmd. ordentlich eine "gepellt" bekommen haben, und dann hat man das Teil außer Betrieb gesetzt.
Diesen Mangel werde ich in den nächsten Tagen auf den Grund gehen. Wenn das behoben ist, kann ich auch den Schutzleiter am Chassis montieren, um solche Probleme in Zukunft zu verhindern.

Trotzdem war das kein Grund, heute aufzuhören. Ich wollte die ersten Töne hören!
Hat auch geklappt, allerdings gabs gleich den nächsten "Dämpfer". Die Fliehkraftreglung, bzw das Getriebe scheint ein zu großes Lagerspiel in den Wellen zu haben, wodurch es zu unschönen Vibrationen/Geräuschen kommt. Hier mal ein YT-Video.
Link - Hier klicken
Wenn man den Teller etwas "Last" gibt, und das ganze ausbremst, funktioniert das besser.
Link - Hier klicken
Die eingebaute Bremse funktioniert noch nicht, da muss der Filz noch neu.
Auf jeden Fall ist der erste Erfolg erziehlt.

Hat auch geklappt
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Rundfunkonkel
Sa Jun 22 2024, 13:10
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Hallo Andy,

zweifelsohne ein erhaltenswertes Gerät (denn es "wächst" ja nichts mehr nach), und ich möchte versuchen mit ein paar Anregungen zu helfen herauszubekommen, an welcher Stelle der Schluss zwischen Netz und Chassis besteht. Allerdings besteht Lebensgefahr, das ganze wäre in fachkundigen Händen vermutlich ohne Nahtoderlebnissen besser aufgehoben ;-) .

Als erstes bitte ich Dich, die Komponenten elektrisch voneinander einzeln auf Schluss gegen das Chassis zu überprüfen. Vermutlich landest Du beim Motor mit seiner Feldwicklung. Es wäre mit Glück auch etwas anderes möglich; alles gehört aber fachkundig geprüft, bzw. stilecht aber nach VDE erneuert. Motorwicklungen schlagen schon mal durch, es kann auch zum Brand führen! Habe selber schon an einem PE Laufwerk bei einem Testlauf den Lichtbogen gesehen.

Des weiteren schau bitte mal hier im Radiomuseum:

Link - Hier klicken

Wenn Dich der Stil der 1930er Jahre fasziniert, bedenke bitte, dass seit etwa 1927 elektrisch aufgenommen - und immer mehr auch elektrisch abgespielt - wurde. Mechanische Abtastung mag zwar für uns heute toll sein, aber dann höchstens mit dementsprechenden Platten zwecks Vorführung verwendet werden. Die Platten sind, selbst mit neuer Nadel und einmalig abgespielt, unwiederbringlich geschädigt (und Kulturgut). Das mag bei mechanisch aufgenommenen Platten vielleicht weniger auffallen, wenn man aber eine ehemals guterhaltene elektrisch aufgenommene Platte "danach" aufmerksam mit passendem Equipment anhört, wird es einem auffallen. Also: Gerät restauieren ist toll, "mal" eine passende Scheibe drauf laufen lassen auch - aber stilecht ist daheim ab den 1930ern eine elektrische Wiedergabe. Dazu gibt es nicht nur hier Infos, sondern auch auf Youtube Videos dementsprechener Geräte - mit oder ohne Verstärker oder Radio. Es gibt reichlich Auswahl, von Eigenbauten bis Schrankmodellen mit Radio und Verstärkerteil in hochwertig und sauteuer. Im Radiomuseum kannst Du auch nach den einzelnen Herstellern und ihren Angeboten suchen. Oder im Netz diverse zeitgenössische Kataloge seiner Zeit zu Rate ziehen, was es an Plattenspielern so gab.

Natürlich gibt es auch noch Koffergrammophone, nur sind diese eher für unterwegs gedacht gewesen, ähnlich einem Cassettenspieler oder MP3-Player.

Gruß

RFO
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DRG-ler
Sa Jun 22 2024, 15:13
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 16 2024, 18:46
Wohnort: Berlin
Beiträge: 3
Hallo Rolf, danke erstmal für dein Feedback.

Zum Isolationsfehler: Darum hab ich mich heut Vormittag gekümmert. Nachdem ich die Motoranschlüsse vom Chassis getrennt hatte, und durchgemessen hatte, war das ganze unauffällig. Da das Motorengehäuse federnd und frei schwebend im Chassis aufgehangen war, war ein Windungsschluss o.ä. am Motor eigentlich auszuschließen. Ein Durchmessen der Anschlüsse bestätigte die Annahme. Am Chassis selbst war aber ein Anschlussterminal, das die flexiblen Leitungen vom Motor aufgenommen hat, als Übergang zum Gehäuse. Da war eine der Stoffleitungen minimal gequetscht, das man was hätte vermuten können. Hab n Stück Schrumfschlauch drüber gezogen und wieder montiert. Hab danach noch ans Chassis und Motorengehäuse nen Anschluss für einen Schutzleiter montiert und diesen angeschlossen, und nun scheint alles zumindest elektrisch so zu funktionieren, wie es soll.

Probleme scheint tatsächlich noch die Mechanik zu machen. Der Fliehkraftregler kommt ins "rattern". Ich konnte das heute schon deutlich minimieren, mit dem ändern des Wellenspiels, aber die 100%tige Lösung hab ich noch nicht erreicht.

Zumindest spielt das Gerät aber schon deutlich besser.

Zum Thema 30er Jahre... Ja, 30er Jahre ist alles schön und gut, aber ich lege es mit dem Zeitpunkt nicht auf die Goldwaage, weil nicht alles wurde Schlag Mitternacht Silvester 1929/30 weggeworfen und durch neues ersetzt. Das für das Grammy nur mechanisch aufgenommene Schellakplatten zu verwenden sind, ist mir bewusst. Ich hatte auch nichts anderes vor. Ob ich das Grammy irgendwann mal gegen einen "modernen" Drehteller tausche, und diesen am Röhrenradio betreibe, bleibt noch abzuwarten. Ich muss erstmal schauen, wie ich damit warm werde. Ist auch abhängig davon, welche Platten man bekommt. Das, was jetzt dabei war, trift meinen Geschmack noch nicht ganz. Muss mich da in die Scene aber noch einlesen.

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Grammo
Sa Jun 22 2024, 16:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 23 2015, 21:53
Wohnort: Hannover
Beiträge: 60
Wobei man aber sagen muß, dass gerade die zeitgenössischen elektrischen Systeme der 20er und 30er Jahre noch weitaus schädlicher waren, als die Schalldosen mit Membran. Der Klang war natürlich deutlich besser, jedoch das Auflagegewicht mit um die 150g (gerade wenn ein Hufeisenmagnet darin verbaut wurde) viel zu hoch. Erst 1938 kam dann die Perpetuum Ebner Bärentatze mit 40g Auflagegewicht auf den Markt.

Die Lösung ist, sich einfach sehr stark zerschrabbelte und abgenutzte Platten oder welche mit Rissen und Sprüngen zu besorgen. Dann kann man sie guten Gewissens auf diesen Geräten abspielen. Die Sprünge kann man mit Tesafilm am Rand stabilisieren. So mache ich das auch.

Die guterhaltenen Schellackplatten höre ich am liebsten mit Philipsplattenspielern aus den 50er Jahren. Also der dünne gebogene Tonarm mit System AG3016. Diese Geräte haben sehr viel altertümlichen Charme. Das Auflagegewicht ist nicht allzu hoch (etwa 9g) und die Nadel ist bauartbedingt in alle Richtungen frei beweglich, so dass kein Schaden an den Platten angerichtet wird.
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