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Electrola-Musikhaus E. LUCHTMANN, Olivaer Platz 5/6, 3300 Berlin
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Hedensö
Fr Sep 13 2024, 16:01 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 888
 Hallo zusammen,

ich besitze ein Electrola Koffergerät, welches im Deckelinneren nachstehenden Händleraufkleber aufweist:



Nun wollte ich gerne mehr über den Händler/das Ladengeschäft herausfinden. Eine kurze Recherche ergab, dass mit dem Olivaerplatz nicht etwa jener in Berlin gemeint ist, sondern der Olivaerplatz in Danzig (heute "Gdańsk" bzw. "Oliwa" [damals eigenständig] in Polen).

Offenbar aufgrund der massiven Zerstörungen im 2. WK als auch der Tatsache, dass es heute zu Polen gehört, lassen sich online keinerlei Informationen finden. Kennt jemand den Händler? Vielleicht von einer Plattenhülle oder hat mehr Informationen über das Danzig der 1930er Jahre und im speziellen den Olivaer Platz?

Bei Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Oliwa_(Danzig) findet man folgende Informationen:
Am 1. September 1939 begann auf der im Norden der Stadt Danzig vorgelagerten Halbinsel Westerplatte der Zweite Weltkrieg. Die Freie Stadt Danzig mit zu über 90 Prozent deutscher Bevölkerung wurde dem Deutschen Reich einverleibt. Polnischsprachige Bewohner wurden in der Folgezeit massiv schikaniert, zum Teil auch umgebracht. Ende März 1945 begannen alliierte Luftangriffe auf Danzig, anschließend erfolgten Bodenkampfhandlungen beim Einmarsch der Roten Armee. Hierbei wurden die Bausubstanz und die Parkanlagen der Ortschaft teilweise zerstört. Vor und während der Kampfhandlungen fand die Evakuierung und Fluchtbewegung der deutschsprachigen Bevölkerung gen Westen statt. Auch das Schloss wurde bei den Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen und brannte ab.
Nach Kriegsende wurde die Ortschaft zusammen mit Westpreußen und der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. In Oliva begann nun die Zuwanderung von Menschen, die im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944–1946 vertrieben worden waren. Im Frühjahr 1945 erhielt Oliwa – so nun der offizielle Name – seine alten Stadtrechte, verlor die Selbstständigkeit aber schnell wieder und wurde ein Stadtteil von Danzig, das den polnischen Namen Gdańsk erhielt. Die bis 1946 in der Stadt lebende deutsche Bevölkerung wurde in der darauf folgenden Zeit vertrieben.

Über eure Mithilfe würde ich mich freuen! Danke.


[ Bearbeitet Sa Sep 14 2024, 10:52 ]
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Musikmeister
Fr Sep 13 2024, 16:38
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
 Hallo,

der Händler kommt doch aus Berlin.
Emil Luchtmann (18.09.1890-31.03.1952) hatte sein Geschäft ab mindestens 1929 bis zum Kriegsende am Olivaer Platz 5/6 in Berlin.
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berauscht
Fr Sep 13 2024, 17:17
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1988
Musikmeister schrieb ...

Hallo,

der Händler kommt doch aus Berlin.
Emil Luchtmann (18.09.1890-31.03.1952) hatte sein Geschäft ab mindestens 1929 bis zum Kriegsende am Olivaer Platz 5/6 in Berlin.




Genau, die Firma war Electrolahändler.

Bis 1955 gab es das Geschäft E. Luchtmann dann noch in Wilmersdorf. Ab 1957 ist Anna Luchtmann mit einem Einzelhandelsgeschäft verzeichnet. Anna L. findet sich 1929 auch unter der Adresse Olivaer Platz 5/6.

[ Bearbeitet Fr Sep 13 2024, 17:26 ]
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Musikmeister
Fr Sep 13 2024, 18:02
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
 Im Adressbucheintrag von 1943 wird dann auch der Vorname erwähnt und der bereits bekannten Telefonnummer wurden 2 Ziffern vorgesetzt.
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Musikmeister
Fr Sep 13 2024, 19:14
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
berauscht schrieb ...

Bis 1955 gab es das Geschäft E. Luchtmann dann noch in Wilmersdorf. Ab 1957 ist Anna Luchtmann mit einem Einzelhandelsgeschäft verzeichnet. Anna L. findet sich 1929 auch unter der Adresse Olivaer Platz 5/6.


Anna Luchtmann (geb. am 25.05.1888) starb am 19.11.1961.
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LoopingLoui
Sa Sep 14 2024, 08:23
"Moderator"

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 26 2021, 19:14
Wohnort: Altkreis Bersenbrück
Beiträge: 733
 Den Aufkleber habe ich auch gesehen.
Zum Musikhaus Luchtmann findet man tatsächlich eine ganze Menge im Buch „Comics, Jazz und irre Zeiten“ von Horst H. Lange, welcher am Olivaerplatz aufwuchs, da seine Mutter ein Blumengeschäft dort besaß. Bei Interesse schreibe ich gerne verschiedene Stellen raus.
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Webseite
Hedensö
Sa Sep 14 2024, 10:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 888
 Guten Morgen,

vielen Dank. Irgendwie bin ich bei Oliva in Danzig hängengeblieben - dann war/ist es doch Berlin....
Toll wären natürlich Fotos des Geschäfts. Dazu recherchiere ich dann mal weiter und passe den Thread-Titel hinsichtlich Berlin an!

Danke euch für eure Hilfe.

[ Bearbeitet Sa Sep 14 2024, 10:06 ]
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Musikmeister
Sa Sep 14 2024, 19:12
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
 Von 1921 bis 1927 hatte Emil Luchtmann bereits eine Musikalienhandlung ganz in der Nähe des Olivaer Platzes auf dem Kurfürstendamm 186.




Luchtmann Musikalien Kurfürstendamm 186-Händleraufkleber auf einer roten Odeon-Platte, um/vor 1927
Bildquelle: Link - Hier klicken
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LoopingLoui
So Sep 22 2024, 23:21
"Moderator"

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 26 2021, 19:14
Wohnort: Altkreis Bersenbrück
Beiträge: 733
 Wie versprochen einige Passagen aus dem Buch von Horst H. Lange:

(…) Am liebsten kaufte ich aber zunächst bei Radio-Luchtmann am Olivaer Platz, praktisch gelegen am Ende des Platzes an der Wie-landstraße - etwa unserem Geschäft gegenüber. Der alte Lucht-mann, der sich zwar nach außen hin als Nazi gab, da er die SS be-lieferte, war jedoch in puncto Hotplatten recht behilflich - vor allem im Krieg! Aber noch hilfreicher war seine Tochter, für die ich zwar ein junger Schnösel war und unter ihrer Altersstufe, die aber stets eine recht umfassende Ansammlung guter Jazz- und Swing-platten vorrätig hatte und mir einige davon günstig überließ. Jahre später und auch danach war dies umso erfreulicher, als viele dieser Platten nicht mehr lieferbar waren. So erwarb ich im ersten Sammeljahr vor allem Platten von meinem Erstliebling Harry Roy ferner von Nat Ganella und schließlich auf Empfehlung diverser Kenner Platten von Bob Crosby, Chick Webb, Jimmie Lunceford, Tommy und Jimmy Dorsey, Mills Brothers, Boswell Sisters und Am-brose. Von den Schallplatten mit dem attraktiven Brunswick-Eti-kett war ich besonders angetan.

Wiederum war es die Firma Luchtmann, durch die ich einige für meinen Geschmack sehr bedeutende Platten bekam und weitere Spitzenorchester kennenlernte. Da war zunächst eine Brunswick-Platte von Art Shaw and his New Music, mit Good Night Angel und There's A New Moon Over The Old Mill.

Aber noch sind wir im Jahre 1940, und da tat sich viel für mich: Ich erhielt von meiner Mutter nicht nur einen prima Radio-Apparat, Marke Loewe-Opta, mit allen Wellen, sondern auch einen schönen kombinierten Electrola-Schallplattenschrank mit Plattenspieler im Chippendale-Stil. Wenig später kam noch eine Telefunken »Fundus«-Plattentruhe für rund zweihundert Schallplatten hinzu. All dies hatte meine Mutter von der Firma Radio-Luchtmann erworben, vor allem, da sie auch der Meinung war, daß man sein Geld lieber in Sachwerten anlegen sollte, und vor allem in Artikeln, die es regulär nicht mehr zu kaufen gab, denn die generelle Konsumgüterproduktion war auf Material für die Rüstung umgestellt, bis auf Exportartikel für neutrale oder besetzte Länder, die es bei uns nicht mehr zu kaufen gab.

(…) aber Radio Luchtmann und Alberti Musikhaus waren zwar völlig zerstört, doch fand ich die Familie Luchtmann bald in einem improvisierten Radioshop in der Nähe, aber dort gab es keine Schallatten mehr, Alles war am letzten Kriegstag am Olivaer Platz in Flammen aufgegangen, da sich niemand getraut hatte, einen brennenden Munitionswagen vor dem Haus zu löschen - so erzählte man mir es dann.
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Hedensö
Mo Sep 23 2024, 08:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 888
 Super spannend und informativ. Vielen Dank!
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