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Arion von Clarence Williamson Embrey, Wien 1910
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DGAG
Mo Apr 21 2025, 23:37 Druck Ansicht

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Beim "amerikanischen Meistersprechapparat Arion", welcher der aus den U.S.A. stammende Clarence Williamson Embrey im März 1911 auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorstellte, überwölbt eine metallene, halbkugelförmige Schale wie eine Kuppel die vier sie tragenden, hohlen Metallsäulen. Durch eine der Säulen wurde der Schall dabei nach oben geführt. Die Schale streute den Schall und machte ihn, zumindest in den Ohren des damaligen Redakteurs der Phonographischen Zeitschrift, der die Messe besucht hatte, schöner, indem das "Aus-dem-Kellerloch-heraus-Ähnliche" damaliger Schalltrichter angeblich nicht vorhanden war.


Der Redakteur konnte auf der Messe auch eine "Imitation" des "Arion"-Grammophons anhören, welches akustisch deutlich schlechter abschnitt. Es gab damals zahllose Versuche den Trichter optisch verschwinden zu lassen, bzw. den Klang zu verschönern oder den Platzbedarf zu verringern, indem man den Schall nach oben abstrahlen ließ oder durch eine auf dem Gehäuse liegende Muschel führte.

Hier noch der Bericht aus der Phonographischen Zeitschrift (12. Jahrgang, Nr. 11, S. 292)


Der "Bildstock mit Phonograph" nach dem Patent bzw. Gebrauchsmuster von Clarence Williamson Embrey von 1911, ist eine Weiterentwicklung aus dem „Arion“: Link - Hier klicken

[ Bearbeitet Mo Apr 21 2025, 23:54 ]
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DGAG
Mo Apr 21 2025, 23:46

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Unser Mitglied "Ponophon" hat dazu folgende großartige Antwort gepostet:

Ich nehme an mit dem Arion ist dieses Gerät gemeint. Leider habe ich nur diese kleinen Bilder davon:







Vor sehr vielen Jahren war dieses Gerät im Internet zu erwerben. Leider wurde ich damals überboten. Ich hatte aber im Anschluss noch Kontakt mit dem Käufer, das war damals noch möglich. Wir unterhielten uns darüber, er war wie ich der Meinung, dass es sich um ein Original handeln dürfte.

Später habe ich dann eines nachgebaut:










Ich habe es heute noch, allerdings dreht sich jetzt ein Porzellan Walzer-Pärchen während dem Spiel unter dem Dom.






Weitere Ergänzung von "Ponophon":

Das Arion - Grammophon taucht in Wien bereits vor Weihnachten 1910 auf:




[ Bearbeitet Di Apr 22 2025, 08:22 ]
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PONOPHON
Di Apr 22 2025, 19:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Dez 12 2015, 17:45
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Beiträge: 267
Ich habe über ANNO Historische Zeitungen und Zeitschriften versucht ein „Bewegungsprofil“ Clarence Williamson Embrey zu erstellen.

1904: C.W. Embray taucht erstmalig in Budapest mit seiner Gemahlin im Hotel Hungaria auf. Herkunft ist San Francisko (Fremdenliste im Pester Lloyd, 23. Dezember 1904)
1905: In Einschlägiger Pharmazeutischer Presse wird im April und Mai 1905 gewarnt, dass eine Heilmittelfirma aus San Francisco beabsichtigt durch C.W. Embray eine Filiale in der Wiener Kärntnerstraße zu eröffnen.Die Warnung bezieht sich auf den elektrischen Gürtel, auf den Embray ein Patent hatte.
1905: Logiert er wieder im Hotel Hungaria in Budapest, als Herkunft ist diesmal New York angegeben (Pester Lloyd, 14. November 1905)
1909: Aufnahme im Wiener Automobil-Club. Herr C.W. Embray, Industrieller, Wien, 1. Bezirk Stubenring 20 (Allgemeine Automobil-Zeitung, 25. Juli 1909)
1910: Hatte seine Gattin Alexina in der Ausstellungsstraße (Wien?) einen Verkehrsunfall mit einer elektrischen Straßenbahn. Als Lenkerin eines Automobils streifte Ihr Fahrzeug die Straßenbahn. (Czernowitzer Tagblatt, 7. Dezember 1910)
1911: Wien, 9. Bezirk, Eisengasse 13, Export & Import House C.W. Embray, Großhandel mit Produkten aller Art. (Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 2. Januar 1911)
1911: Am 17.09.1911 schaltet er eine Anzeige zur Vermietung von 120m² Büroraum, Rothenturmstraße/Ecke Lugeck 7 (Neue Freie Presse, 17. September 1911)
1912: Gewerbezurücklegung Eisengasse 13, Export & Import House C.W. Embray, Großhandel mit Produkten aller Art. Neue Adresse Taborstraße 20. (Neue Freie Presse, 15. Februar 1912)
1913: Aufenthalt als Privatier mit seiner Frau Alexina im Karlsbader Imperial-Hotel , gewöhnlicher Aufenthalt – London (Curliste Karlsbad, 5. Juni 1913)
1914: Aufenthalt in Wien im Hoteld Bristol (Fremden-Blatt, 20. April 1914)
1914: Aufenthalt Herr C.W. Embray aus London mit seiner Frau und Chauffeur im Hotel Austria in Gmunden Oberösterreich (Gmundner Kurliste, 1. Juli 1914)

Unterm Strich scheint es so zu sein, dass das Arion floppte.
Im Dezember 1910 für das Weihnachtsgeschäft in Wien angekündigt, auf der Leipziger Frühjahrsmesse im März 1911 vorgestellt, sucht er bereits im September 1911 seine Büroräume in Lugeck 7 zu vermieten. Bis schließlich im Februar 1912 das Gewerbe zurückgezogen wurde.
Es scheint ihm aber wirtschaftlich nicht nachhaltig geschadet zu haben, was man aus seinen Kuraufenthalten in Österreich, als Privatier mit Chauffeur schließen könnte.

Für die Bildstock Sprechmaschine galt dann wohl das gleiche, falls sie ein Produkt seines Handelshauses war. Übrigens gibt es im Buch "A World Of Antique Phonograps" von Timothy C. Fabrizio und George F. Paul auf Seite 151weitere Abbildungen eines Arion's. Die Bilder kann ich leider nicht veröffentlichen. Das abgebildete Gerät hat auch die Thorens Bijou Schalldose, genau wie meine Bildstock Sprechmaschine. Kann ein Zufall sein, könnte aber auch ein Hinweis für die Herkunft des Bildstock-Gerätes sein, wenn Embray seine Schaldosen (und Laufwerke) von Thorens bezog…
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DGAG
Sa Apr 26 2025, 18:13

⇒ Mitglied seit ⇐: So Dez 31 2017, 12:30
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Beiträge: 732
Sollten weitere Geräte dieser Art auftauchen, kann man tatsächlich eine Gesetzmäßigkeit ableiten. Aus Studienzeiten in der Archäologie kenne ich eine Faustregel, die aus dem 19. Jahrhundert stammt: Einmal zusammen gefunden kann Zufall sein, zweimal lässt eine Wahrscheinlichkeit aufkommen und dreimal ist Gewissheit.

Wie wohlhabend damals ein kleiner Teil der Bevölkerung gegenüber der großen Masse war, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Embrey hat auch in den USA, vor und nach seinem Aufenthalt in Europa, deutliche Spuren hinterlassen. Von fast allen Menschen gibt es nichts oder kaum etwas in den Quellen zu finden, während das Leben anderer ziemlich gut zu rekonstruieren ist. Auch wir tragen mit unseren Beiträgen ja dazu bei, wobei es mir mehr Freude macht, einfache Personen aus dem Vergessen zu holen.
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