Grammophon - Geräte

Wir möchten euch hier in loser Folge verschiedene Grammophone und Modelle der Schellackplattenzeit präsentieren

Viel Vergnügen!


1.
Deutsche Grammophon A.G. Modell No. 15 von 1903





HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.
MODELL: Monarch No. 15
SERIENNUMMER: 2319
JAHR: 1903
DAMALIGER PREIS: 225 Mark
GEHÃUSE: Eiche hell, Schellackpolitur
PLATTENTELLER: 30 cm
TRICHTER: Modell T.A. I, Messing poliert
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Gramophone & Typewriter Ltd. Exhibition 40309

INTERESSANTE DETAILS:

  • Am 15. April 1903 patentierte die DGAG den kurz zuvor in den USA von der Victor Talking Machine Co. eingeführten "Rigid Arm" als "um eine senkrechte Achse in waagrechter Ebene drehbaren Schallstutzen" und nannte ihn "Tonarm." Dieser erste Tonarm auf dem deutschen Markt war jedoch recht klobig und unpraktisch.

  • Am 30. August 1903 stellte die DGAG die ersten Grammophone mit der ebenfalls aus den USA stammenden Weiterentwicklung, dem konischen Tonarm oder "Trompetenarm", auf der Leipziger Herbstmesse vor. Dieses neue Modell besaß am vorderen Ende eine Hülse, in die ein nach oben klappbares Rohrstück, der so genannte "Schwanenhals", eingesteckt wurde. Am Schwanenhals befand sich ein am 13. September 1903 im Deutschen Reich patentierter Bajonettverschluss für die Schalldose, welcher sicherstellte, dass die Nadel der korrekt arretierten Schalldose im idealen Winkel auf der Schallplatte lag.
    Diese Konstruktion war so revolutionär und so gut, dass sie 25 Jahre lang den Industriestandard setzte. Andere Hersteller konnten gar nicht anders als den Trompetenarm nachzubauen.

  • Erste Werbeanzeigen der DGAG von Oktober 1903 in der Phonographischen Zeitschrift zeigen nur das Luxus-Modell No. 15a für 275 Mark mit "Trompetenarm". Trotzdem zweifle ich nicht daran, dass auch das No. 15, eingeführt im August 1903 als zweites Spitzenmodell der DGAG mit 3-Feder-Motor, den neuen Tonarm von Anfang an erhielt.

  • Das No. 15 ist sowohl als großes "Familiengrammophon" als auch als Konzert-Gerät verkauft worden. Nur wenige konnten 225 Mark dafür ausgeben. Ein Klinikarzt verdiente damals 300 Mark im Monat, ein Facharbeiter 150 Mark, ein Lehrer 100 Mark und ein Hafenarbeiter 80 Mark (das war aber bereits unterhalb des Existenzminimums).

  • Das vorgestellte Grammophon befand sich viele Jahrzehnte in Berliner Familienbesitz. Ein "Wohnzimmerfund" also. Der erste Eigentümer, ein Herr Müller, war sehr wahrscheinlich als Grammophon-Aussteller unterwegs. Um das Gerät gut transportieren zu können, dachte er sich eine geniale Konstruktion aus, damit Tonarm, Trichterhalter, Trichterknie und Kurbel im Inneren des geschlossenen Motorgehäuses platzsparend unterzubringen waren, siehe Abbildungen weiter unten!










Ein Bild vom 3-Feder-Motor mit Getriebe. Oben links befindet sich das "Paddel" für die Drehzahleinstellung. Der an seiner Stirnseite mit grünem Samt belegte Holzzylinder, siehe roter Pfeil, gehört zu der Sonderausstattung, die sich ein Aussteller nach dem Kauf hat einbauen lassen, bzw. selber eingebaut hat.



Der Blick ins Innere des eigentlich leeren Motorgehäuses zeigt mehrere, zumeist mit Samt überzogene Holzeinbauten. Nach kurzem Probieren war klar worum es sich hier handelte.



Es passt wirklich alles perfekt hinein, nichts wackelt. Der Samt verhindert, dass die vernickelten Oberflächen verkratzen. Das Trichterknie oben links ist mit der Trichterbefestigungsschraube am Holzkonus gesichert. Der Holzzylinder auf der Deckplatte drückt an der mit dem roten Pfeil markierten Stelle auf den Tonarm, damit er beim Transport nicht nach oben hüpft und gegen die scharfkantigen Zähne des Getriebes stößt, welches sich unmittelbar darüber befindet. Das Ganze ist Millimeterarbeit und ich war schweißgebadet als ich den Deckel zum ersten Mal schloss. Aber es funktionierte einwandfrei!



So kann man sich den Transportkoffer vorstellen. Die Grammophon Gesellschaften verkauften solche gefütterten Lederkoffer in verschiedenen Größen zusammen mit Bastkörben für den Trichter.








1.1
Deutsche Grammophon A. G. Monarch de Luxe No. 15b von 1904 (deutsche Version des "Melba")



MODELL: Monarch de Luxe No. 15b
SERIENNUMMER: D.G.A.G. 829 L
JAHR: 1904-1906
DAMALIGER PREIS: 300 Mark
GEHÃUSE: Eiche olivgrün gebeizt und gewachst, an den Seiten Bronzereliefs und an jeder Ecke Bronzetragsäulen
PLATTENTELLER: 30 cm
TRICHTER: Modell T.A. I, Messing poliert
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Gramophone & Typewriter Ltd. Exhibition

INTERESSANTE DETAILS:

  • Dieses Trichtergrammophon ist berühmt und bei Sammlern wegen seines schönen Jugendstilgehäuses begehrt. Bisher kannte man nur die schwarz lackierte (ebonisierte) Variante, genannt "Melba". Mit dem für die Deutsche Grammophon-A.G. hergestellten Modell „Monarch de Luxe No. 15b“ stelle ich erstmals die (frühere?) Variante mit olivgrün gebeiztem Gehäuse vor.

  • Wie häufig zu beobachten wurde auch hier das Gehäuse in jüngerer Zeit überstrichen, und zwar mit rotbrauner Farbe, die sich zum Glück gut ablösen ließ. Im Inneren, teilweise unter einer dünnen, modernen Lackschicht, haben sich Reste der originalen Fassung erhalten, die als Vorbild für die Restaurierung dienten. Es gelang dadurch den ursprünglichen Farbeindruck weitgehend wiederherzustellen, wobei die alte Fassung im Gehäuseinneren unangetastet blieb. Nach umfangreichen Tests mit historischen Beizen erzielte die beauftragte Holzrestauratorin die besten Ergebnisse mit einer aus der Entstehungszeit dieses Trichtergrammophons stammenden, olivgrünen Pulverbeize.

  • Die Deutsche Grammophon-A.G. meldete den „Grammophon-Trompetenapparat Type 15b“ am 5. März 1904 unter der Nummer 21837 als Geschmacksmuster beim Musterregister des Deutschen Patentamts an.

  • Ich gehe davon aus, dass die D.G.A.G. das „No. 15b“ als ihr aktuelles Spitzenmodell anschließend vom 7. bis 12. März 1904 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorstellte. Erstaunlicher Weise fand dieses optisch auffällige Grammophon in der deutschen Fachpresse zunächst keine Erwähnung. Der Zeitpunkt der Markteinführung ist mir unbekannt da ich über keine Gerätekataloge des Jahres 1904 verfüge. Erst am 19. Oktober 1904 taucht es schließlich ohne Abbildung in einer Werbeanzeige der D.G.A.G. in der Phonographischen Zeitschrift als „Chatulle No. 15b mit patentiertem Trompetenarm“ zum Preis von 300 Mark auf.

  • Einen letzten großen Auftritt hatte das „No. 15b“ als "Auxetophon" mit angeschlossener Pressluftschalldose auf der Leipziger Herbstmesse vom 26. August bis 16. September 1906. Damals die Messesensation, in dieser Form jedoch nie im Handel.

  • Die Kenntnis, dass das einige Monate nach Markteinführung „Monarch de Luxe No. 15b“ umbenannte Modell tatsächlich mit olivgrünem Gehäuse angeboten wurde, verdanken wir seinem Eintrag im D.G.A.G. Grammophon-Katalog von August 1905, siehe Abbildung weiter unten, leider nur in Schwarzweiß. Erst durch das Auftauchen und die anschließende Restaurierung des hier vorgestellten Modells kann man sich eine Vorstellung machen, wie es wohl tatsächlich ausgesehen hat. Jedoch wird erst ein Exemplar im Originalzustand letzte Sicherheit vermitteln können.

  • Die folgenden Aufnahmen wurden wegen des grauen Dezemberwetters mit Blitzlicht gemacht. Farbunterschiede kommen bei Normalbeleuchtung viel weniger zum Tragen. Durch Anklicken kann man die Bilder stark vergrößern.




















Im Gehäuseinneren kann man in leicht bräunlichem Farbton die alte Fassung unter einer dünnen, modernen Lackschicht erkennen. Am Boden des Gehäuses ist, geschützt von einer Schmierfettschicht, noch unangetastete, originale, olivgrüne Farbe vorhanden.








Auf der Unterseite einer Plattenklemme von c. 1903 haben sich Reste von altem, olivgrünem Plattentellerfilz erhalten. Nachdem ich das "No. 15b" von der Restaurierung zurückerhalten hatte, habe ich den Filz neben eine frisch gebeizte und gewachste Gehäuseecke gelegt und ohne Blitz fotografiert. Wie man sieht passen der Farbton von Filz und Holzoberfläche perfekt zueinander. Es ist nur ein Indiz, allerdings gibt es mir weitere Sicherheit, dass die Rekonstruktion gut getroffen ist.




Katalogabbildung von August 1905 als wichtiger Beleg für die olivgrüne Gehäuseausführung.





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2.
HERSTELLER: Deutsche Grammophon Gesellschaft
MODELL: ?
SERIENNUMMER: 1774
JAHR: geschätzt um 1905
DAMALIGER PREIS: ?
GEHÄUSE: Holz, olivgrün gebeizt und Schellackpolitur (scheint original zu sein)
PLATTENTELLER: 17,5 cm, Gusseisen am Rand konisch von der Seite zur Mitte
TRICHTER: liegend, vernickeltes Zinkblech
MOTOR:
SCHALLDOSE: Conzert

INTERESSANTE DETAILS: Trichterstütze mit schrägem Ansatz passt eigentlich nicht an die senkrechte Frontwand. Deshalb ist ein hölzernes Ausgleichsstück zwischengesetzt. Deutet auf den Aufbrauch von Restbeständen hin, die an sich für andere Geräte gedacht waren.







Es handelt sich hier um ein Einsteigermodell der DGAG bei dem Restbestände sehr kreativ kombiniert wurden. "Monarch"-Status hatte es sicher nicht! Zu der Zeit als es entstand war die Trichterstütze zugunsten von Tonarmapparaten schon aus der Mode, und nur die billigsten Modelle hatten noch einen 17,5 cm Teller. Wahrscheinlich ist es zusammen mit der kleinen Zonophon Platte im 5 Zoll Format vermarktet worden.


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3.
HERSTELLER: Deutsche Grammophon A.G.
MODELL: Gramola No. 17 (baugleich mit dem amerikanischen Victrola VV IX)
SERIENNUMMER: 896
JAHR: 1911-1912
DAMALIGER PREIS: 250 RM
GEHÄUSE: Eiche
PLATTENTELLER: 30 cm
TRICHTER: Holz, dient gleichzeitig zur "Aufnahme" des Motors
MOTOR: Doppelfeder
SCHALLDOSE: Exhibition

INTERESSANTE DETAILS:
Eines der ersten Tischgrammophone der Deutschen Grammophon A.G., Baujahr etwa 1911-1912. Auf dem Plattenteller befindet sich (wenn auch leider schon etwas verwischt) das Logo der Deutschen Grammophon mit "Nipper".

Unter dem Gerät befindet sich auch noch ein eingebrannter Hinweis der DGAG und eine Datierung (24.12.13).
















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4.
Mikiphone

HERSTELLER:
Paillard & Cie, Ste-Croix (Schweiz)
MODELL: Mikiphone (System Vadasz)
SERIENNUMMER: 26-0012367 (Motor 260915-9)
JAHR: ca. 1926
DAMALIGER PREIS: ?
GEHÄUSE: (Messing?)Blech, vernickelt
PLATTENTELLER: 10 cm
TRICHTER: Bakelitresonator
MOTOR: Einfedermotor in extremer Flachbauweise (ca. 2 cm)
SCHALLDOSE:

INTERESSANTE DETAILS: An sich gehört noch eine passende Ledertasche mit Trageschlaufe dazu und eine Nadeldose mit entsprechendem Aufdruck. Der Motor zieht eine 25 cm-Platte mühelos durch und wird durch einen kurzen Ruck am Schalldosenträger ein- bzw.- abgeschaltet. Traditionell wird das Gerät als kleinstes funktionsfähiges Grammophon bezeichnet (ob dem tatsächlich so ist, lasse ich mal dahin gestellt sein). Zusammengelegt misst es ca. 11,5 cm Durchmesser und 5 cm Höhe. Im Deckel befindet sich ein genauer Plan, wie man die Teile unterzubringen hat, damit's hinterher auch zu geht.





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5.
Bingola

HERSTELLER: Bing Werke AG, Nürnberg
MODELL: Bingola I, II, III, Holzvariante, Valora
SERIENNUMMER: keine
JAHR: ca. 1925 - 1931
DAMALIGER PREIS: ab ca. 5 RM (Valora vermutlich deutlich teurer)
GEHÄUSE: Stanzblech (Bingola I - III, Valora), Holz
PLATTENTELLER: 15 cm Durchmesser
TRICHTER: ohne
MOTOR: mit verpressten Verbindungen versehene Stanzblechteile (Bingola I - III, Holz), Platinenmotor (Valora)
SCHALLDOSE: verschiedene Varianten (z.T. Aluguss, z.T. Spritzguss, z.T. Alublechpressteile)

INTERESSANTE DETAILS: Ich will heute gleich eine ganze Familie von Spielzeuggrammophonen vorstellen und zwar zusammen, weil sie letztlich alle auf dem gleichen Schema aufbauen, einer in etwa dreieckigen Blechdose mit gerundeten Kanten und Schall-Leitung durchs Gehäuse zu der vorn liegen Schallöffnung. In englischsprachigen Ländern heißt die Gruppe auch canned-ham, weil sie an frühere Konservendosen für gekochten Schinken erinnern.
Der Nürnberger Blechwarenhersteller Bing brachte diese Modelle (von denen es zahlreiche weitere Farbvarianten gibt) ab Mitte der Zwanziger Jahre heraus. Deutlich größer und als einziges Modell mit einem "richtigen", servicefähigen Motor versehen, war das Valora, das aber die gleiche Form nutzte. Die anderen Modelle unterscheiden sich durch den Motoraufbau und das Gehäuse. Dieses ist beim Bingola I kleiner als bei den identischen Gehäusen der Bingola II und III und bei dem Holzmodell eben aus Holz.













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