Josè Melzak - Kapelle Melzak

Rainer E. Lotz & Ulrich Biller

Im Berlin der zwanziger Jahre gab es gleich drei Kapellmeister Melzak, alle stammten aus Warschau, alle verbindet ein ähnliches Schicksal. Zunächst zu dem bekanntesten dieses Trios:
(zu Ludwig "Leo" und Henry Melzak auf Seite 2)


MELZAK, Josef „José“ (Majloch „Mario“)
Pianist, Kapellenleiter, Komponist

(* Warschau, 15. Juni bzw. 27. Juli 1888; † Berlin, 10. September 1959)





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Nach eigenen Angaben wurde José Melzak am 27. Juli, nach behördlichen Angaben am 15. Juni 1888, in Warschau geboren, der Grund für die unterschiedliche Datierung liegt in der Umschaltung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender in dieser Zeit. Während seiner Schulzeit erhielt José Melzak Klavierunterricht, sein jüngerer Bruder Anatole - er war später Musik-Professor in London - Geigenunterricht, und die beiden gaben bereits als Schüler um die Jahrhundertwende öffentliche Konzerte. Um 1905 zog die Familie nach Berlin, wo José Melzak ab 01.09.1909 Kompositionslehre und Dirigieren am Sternchen Konservatorium studierte (bei Kleffel, Stransky & Schröder). Er schloss das Studium 1912 ab.

Im August 1918 wird seine Verlobung bekannt gegeben.



Es folgen kleinere Engagements mit diversen (unbekannten) Kapellen. Im Sommer 1922 spielt eine Jazz Band Melzag im Kurhaus Kaiserhof (Heringsdorf).
15. Juli 1922


Ab Anfang 1923 wird die (eine?) Kapelle Melzak immer wieder in Verbindung mit Berliner Tanzklubs genannt. Häufiger Auftrittsort ist das Hotel Kaiserhof. Die Kapelle spielt aber auch im Tanzpalast Fiametta (Kurfürstendamm 119 - 120).
18. März 1923

10. Juni 1923
21. Juni 1923


Nach eigenen Aussagen tritt er in den Jahren ab 1924 u.a. im Nelson-Theater, in den Hotels Esplanade, Kaiserhof und im Central-Hotel, alle in Berlin, sowie in der Düsseldorfer Jungmühle auf.

Dazwischen spielte die Kapelle auch auf den diversen Bällen der Berliner Saison.







Ab Anfang 1924 machte die „Tanzkapelle José Melzak“ viele Schallplattenaufnahmen, zunächst für die Cremona-Resonanz-Werke, ab September des Jahres für die zum Lindström-Konzern gehörenden Marken Favorite, Parlophon und Beka.




Cremona C. 4054 (mx. No.: 7111)
Sammlung Stompy

Berlin, c. Mai/Juni 1924




Vor allem bei der CREMONA bleiben wohl zahlreiche Titel unveröffentlicht.
Probepressung
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Vielen Dank an "mainspring100" für die Zusammenarbeit!


Es entstehen einige amerikanische Titel wie Last Night On The Back Porch (1924; Cremona C.4032), Oh Baby (1924; Cremona C.4042) und Blue Evening Blues (1925; Favorite F.8088); die Eigenkomposition Columbia (1924; Cremona C.4031); Tagesschlager wie Rudolf Nelsons Wenn du meine Tante siehst aus der Burleske "Der Harem auf Reisen" (1924; Favorite F.528) und Richard Falls Was machst du mit dem Knie, lieber Hans? (1925; Favorite F..8071); den Onestep Berliner Pflaster aus der Nelson-Revue "Madame Revue" (1925; Favorite F.8073); und Robert Katschers Saxophon-Foxtrott aus der Revue "Apollo? Nur Apollo!" (1926; Parlophon P.2178). Die Besetzung ist nicht bekannt. Ein Photo im Cremona-Studio zeigt eine 13-köpfige Besetzung:



4 Blechbläser: 3 Kornetts, darunter Otto Rathke und möglicherweise Bernhard Mützelburg; sowie Posaune; 4 Saxophone: Sopran-Saxophon; Max Seitz (Tenor-Saxophon); Alt-; und Bass-Saxophon; Oboe; Geige; José Melzak (Klavier); Tuba; Schlagzeug. Der etwas rundliche Trompeter in der Mitte ist Otto Rathke. Er findet sich häufig auch bei anderen Orchestern wie Etté, Formiggini und Ernö Rapé.

Mitte der zwanziger Jahre war es recht beliebt bekannte Melodien wie Ouvertüren, Weihnachtslieder oder auch Kinderreime zu "Ver-Foxtroten". José Melzak nahm entsprechend bei der Beka u. a. auch den Ouvertüren Foxtrot auf.


Sammlung Schellackfreak


Gegen Ende seiner Schallplattenkarriere, bei der vorletzten Sitzung im Januar 1927, spielte José-Melzak seinen „heißesten“ Titel ein, Fletcher Hendersons Stampede (Beka B.6100). Laut Researcher Horst Lange war die Besetzung zu diesem Zeitpunkt „wahrscheinlich“ wie folgt:
STAMPEDE

Wilbur „Wib“ Kurz, Karl Nierenz (Trompete); Kai Michelsen (Posaune); 3 unbekannte (Saxophon, Klarinette); Erné Molo, Ernst Anhalt (Geige); E. Kipnis (Geige, Cello); José Melzak (Klavier); William O. Earley (Banjo); Eduard Feige (Tuba); E. Hartwig (Schlagzeug); (allerdings konnte Kurz auf Befragen sein Mitwirken an einer Melzak-Besetzung nicht bestätigen).

Bezüglich der Besetzungen könnte man fast in Betracht ziehen, dass José Melzak und Sam Baskini miteinander verwandt waren, und dass sie möglicherweise fallweise in beruflicher Hinsicht zusammen arbeiteten.

Dezember 1925



Feste Auftrittsorte sind in diesen Jahren unter anderem die "Kaiser Diele" (im Hotel Kaiserhof) und die "Kroll Oper". Daneben ist die Kapelle José Melzak aber auch regelmäßig auf Bällen zu hören.









Im September 1927 wurde die Düsseldorfer „Jungmühle“ mit der Kapelle José Melzak wiedereröffnet. Im November des Jahres war die Kapelle unverändert bzw. erneut in der Jungmühle engagiert; in dieser Zeit wirkte die Kapelle Melzak mit den Kapellen von Eric Borchard, Georges Boulanger, Bernard Ette, Julian Fuhs, Carlo Minari, Efim Schachmeister und Marek Weber an der Kroll-Redoute im Berliner Opernhaus am Platz der Republik mit.

Am 10. Februar 1928 spielte das Orchester auch auf der Künstlerredoute des Vereines für Deutsches Kunstgewerbe. Während des Sommers 1928 gastierte die Kapelle Melzak, u.a. mit dem Dänen Axel Skouby (Trompete), Joe Bund (Geige) und dem Bulgaren Sam Rodriguez (Tenor-Saxophon, Akkordeon), in Binz auf Rügen. Im Herbst 1929 war José Melzak als Pianist Mitglied der Kapelle der Amstel-Brüder im Hamburger Café Heinze. In Hamburg gelang es dem Pianisten, den Vertrag als Bordkapelle des HAPAG-Liners SS Resolute für eine Weltreise in der Wintersaison 1929-30 zu buchen. Zurück in Berlin übernahm Melzak eine mehrjährige Verpflichtung ins Café Imperator.

Unmittelbar nach der Machtübernahme 1933 erhielt Melzak Drohbriefe und wurde von Freunden gewarnt, dass ihm als Jude die Verhaftung drohe. Aufgrund seines polnischen Passes konnten er und seine Frau nach Warschau flüchten und im Juli 1933 nach Palästina emigrieren. Die nächsten drei Jahre bekam Josef Melzak, wie er sich jetzt wieder nannte, kein Engagement und musste von der Unterstützung seines in England lebenden Bruders und anderen Verwandten leben.

1936 bekam er ein Engagement im Hotel Ritz, Tel Aviv; 1937 war er wieder arbeitslos. Auch in den nächsten Jahren fand Josef Melzak nur kurze, saisonbedingte Engagements und seine Frau musste zum Lebensunterhalt beitragen. Schließlich arbeitete er als Musiklehrer in Tel Aviv. 1957 kehrten Josef Melzak und seine Frau nach Berlin zurück. Hier starb er zwei Jahre später an den Folgen eines Verkehrsunfalles.


Seine Frau findet sich (noch als Josef Melzak) bis 1961 im Berliner Telefonbuch. Sein Bruder Anatole Melzak starb 1967 in England.



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