Metallophon - Schallplatte und Schneidefolie



Eine Sensation ist die soeben erschienene Metallophon - Schallplatte, die, aus edelstem Metall hergestellt, eine unbegrenzte Lebensdauer hat. Die Platte widersteht sogar einem Hammerschlag.
Der heutigen Geldknappheit entsprechend wird die neue Platte, mit ersten Schlagern auf beiden Seiten bespielt, für nur eine Reichsmark verkauft werden.
September 1931, Funkschau



Flexible Schallplatten waren 1931 nicht ganz neu. Was Metallophon von den Vorgängern unterschied, war der Kern aus Metall, bzw. Aluminium. Moment? Gab es das nicht auch bei Triton - Die Goldplatte? Ja. Und der Erfinder der Metallophon Platte ist auch nicht ganz unbekannt, ein gewisser Wilhelm Biber ➼ Biberphon...

Ende 1930 schied Wilhelm Biber aus der Biberphon aus. Bereits am 11. April 1931 meldet er ein neues Patent auf eine flexible Schallplatte an, dies jedoch unter dem Dach der Metallophon in der Schweiz. Das Patent wird in verschiedenen Ländern beantragt und erteilt; interessanterweise aber nicht in Deutschland! Die Schallplatten selber wurden gepresst.


Vollständiges Patent - Weitere Informationen:


Sinngemäß aus dem Patent:
Die Aluminiumplatte (c) wird beidseitig mit einem Lack o.ä. (b) beschichtet. Bevor dieser ganz ausgehärtet ist, wird je eine dünne Schicht Celluloid (a) o. ä. aufgebracht. Dieses Paket wird nun in einem Wärmeofen auf 150 bis 170 °C erhitzt. Anschließend wird der (heiße) Rohling in die Presse gelegt.

Alle weiteren Patente tragen dann nur noch den Namen der Metallophon mit Sitz in der Schweiz, basieren aber auf dem ursprünglichen Patent von WIlhelm Biber. Möglicherweise verkaufte Biber das Patent an die Firma.

Um die Patente nun verwerten zu können, suchte man nach einem Partner in Deutschland. Diesen fand man in der alteingesessenen Tradition Buchdruckerei (und Buchhandlung) L&B Lüderitz & Bauer A.G. für Buchgewerbe, Berlin (Abteilung Schallplatten) Für die Platten wurden Matrizen der Clausophon und Kalliope verwendet. Im Herbst 1931 kam dann die neue, unzerbrechliche Metallophon - Platte zum Preis von einer Mark in den Handel. Im Oktober 1931 beantragte Lüderitz & Bauer die "Metallophon Silber - Record" als Warenzeichen.



Bildquelle: Discogs


Sehr interessant hier: D.R.P. a. - Patent angemeldet, aber noch nicht erteilt... Bei Triton/Goldplatte heißt es "Gesetzlich geschützt", was im Grunde alles und nichts bedeuten kann. Inwieweit "Triton/Goldplatte" eventuell Patente von Biber verletzte ist noch ungeklärt. Jedenfalls "verschwanden" beide Marken auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise wieder schnell vom Markt.





Die Patente der Metallophon als Zip-Datei zum laden und recherchieren:
Patente Metallophon.zip


Bereits 1932 verschwand die "Metallophon Silber - Record" wieder. 1935/36 war die Mutterfirma in der Schweiz in einen Prozess wegen des Steuerrechts verwickelt. Möglicherweise war der ganze Schweizer Firmensitz ein "Steuermodell", der Geschäftssitz in Deutschland ist noch nicht genau geklärt.





Die Metallophon überlebte jedoch - und kam in anderem Gewand wieder zum geneigten Kunden:


Metallophon Silber Schneidefolie


Metallophon Tonfolie



Gealterte Metallophon-Platten werden schneidfähig
(1941)


Die für die Selbstaufnahme bekannten und wegen ihres leichten Schnittes wie auch ihres breiten Frequenzbandes beliebten Metallophon-Platten werden an ihrer Oberfläche nach längerer Lagerung durch Alterung spröde. Dieses Spröde-Werden wird noch durch Lagerung in dauernd geheizten Räumen gefördert. Solche Platten rufen beim Schneiden ein Zischen hervor, vor allem, wenn Stahlstichel für die Aufnahme benutzt werden. Die Folge davon ist, daß das Nadelgeräusch bei der Wiedergabe sehr stark zu hören ist und ungemein stört, selbst wenn mit einer sehr großen Energie geschnitten wurde. Auch der beste Stichel ist nicht in der Lage, bei solchen spröde gewordenen Platten einen Span herauszuheben, der glatte Schnittflächen besitzt; die Schnittflächen sind vielmehr rauh, als wenn der Span heraus gebrochen worden wäre.

Nun geht es nicht an, solche länger gelagerten und spröde gewordenen Platten einfach fort zuwerfen. Jeder „Schallplattenfabrikant“ wird neue, frisch eingekaufte Platten nicht sofort restlos verschneiden, sondern es werden auch einige für spätere Aufnahmen verwahrt, was schon deshalb geschieht, weil nicht zu Jeder Zeit neue und frische Platten beschafft werden können bzw. zur Verfügung stehen. Um solche gealterten Platten noch zu verwenden, verfährt man folgendermaßen:

Die zu behandelnde Platte wird auf dem Schneidteller festgeschraubt, der Motor angelassen und die Plattenseite mit Pliaphon-Paste eingerieben die in ein kleines Leinenläppchen gegeben wurde. Bei dem dauernden Umlaufen der Platte wird die Paste von innen nach außen und umgekehrt eingerieben, wobei Jedoch nur ein leichter Druck anzuwenden ist. Die Paste wird so gleichmäßig über die ganze Plattenseite verteilt. Es ist jedoch darauf zu achten, daß die Platte nicht trocken gerieben wird. Nach gut zwei Minuten Einreibens wird die Platte herumgedreht und mit der zweiten Seite in der gleichen Art und Weise verfahren. Alsdann wird die Platte senkrecht in einen Plattenständer gestellt, worin sie zwei Tage verbleibt. Schließlich wird die Platte nochmals beiderseits, wie vorhin beschrieben, behandelt, und wieder anschließend zwei Tage aufgestellt. Die Platte kann nun betont werden. Nach der Aufnahme wird nochmals ganz kurz und leicht mit der Paste eingerieben.


Neben den Decelith - Platten zählte die mit Zelluloseesterlack beschichtete Aluminium Platte der Metallophon zu einer der beliebtesten Marken bei Aufnahme-Amateuren sowie im Rundfunk. Die Tonträgerschicht musste vor der Aufnahme weder "erweicht" werden, noch nach dem Schnitt ausgehärtet. Es reichte ein scharfer Schneidestichel. Beim Abspielen kamen spezielle Winkelnadeln zum Einsatz. Ebenso eigneten sich Bambusnadeln. Für den Rundfunk konnten von den Lackschnitten auch Pressmatrizen gezogen werden. Heute sollten diese Schallplatten, sofern überhaupt noch spielfähig, nur auf einem modernen Leichttonabnehmer abgespielt werden.

Im Kriegsverlauf wurden Schneidefolien zur Mangelware. Der Rundfunk stieg immer mehr auf Tonband um. Einer der letzten Hinweise auf die Metallophon (in der Schweiz) findet sich 1945, die Firma bezahlte keine Miete mehr...

Metallophon Co. AG, Glarus. Mietzinsbeschwerde gegen das EVD betr. die Liegenschaften Seidenweg 26 und 26a in Bern.

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