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ODEON Grammophonplatte aus Trolind
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Autor Eintrag
krammofoon
Mo Sep 03 2012, 20:26 Druck Ansicht
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

vielleicht kann mir jemand einen Tipp oder zwei, drei geben:

ich habe im Fundus eine Odeon-Platte, welche seltsam leicht ist, obwohl fast doppelt so dick wie eine gewöhnliche Schellackplatte - siehe anhängendes Bild.
Sie ist definitiv nicht aus Schellack und hat auch beim "Anklopfen" einen vollkommen anderen Klang.
Außerdem hat sie im Spiegel eine Gravur, die wohl den Namen des Aufnehmers/Tonmeisters in Reinschrift zeigt, also keinesfalls verkürzelt.

Wer was weiß kann´s ja posten. Für eine schnöde ODEON scheinen mir die einzelnen Details halt zu auffällig.

Gruss
Georg









[ Bearbeitet Mo Sep 03 2012, 21:20 ]
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Calle
Mo Sep 03 2012, 20:50
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 18 2011, 10:57
Wohnort: Emmerich am Rhein
Beiträge: 292
Hi !
ist Trolind...; vielleicht bloede zu sagen, aber... Du solltest mal an der Platte riechen... Der hat einen seltsamen Geruch.
Auch einige der Parlophon-Platten sind aus Trolind hergestellt worden.
Gruss,
Callr
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Starkton
Mo Sep 03 2012, 20:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Hier ist der Lieferant der Pressmasse. Kein Wunder dass die komisch riecht ...

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krammofoon
Mo Sep 03 2012, 21:01
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Trolind....... finde ich irgendwie nichts drüber...... aber Du hast Recht, Calle, die Platte riecht schon streng. Wenn man etwas fester drüberreibt, dann entsteht so ein scharfer, stechender Geruch wie von warmem Phenolharz, bzw. Formaldehyd.

Danke für die Info.

Gruss
Georg
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berauscht
Mo Sep 03 2012, 21:31
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1995
Der Hersteller passt doch...
Trolind wird wohl vermutlich ein Kunststoff auf Basis von Cellulosenitrat (auch bekannt als Schießbaumwolle) sein. Diesem wurde Campher als Weichmacher zugefügt ("scharfer, stechender Geruch").
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Rundfunkonkel
Mo Sep 03 2012, 22:03
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Trolind... klingt wie Trolitul. Und nach der Firma, wo mein Opa mütterlicherseits sein Leben lang gearbeitet hat.

Link - Hier klicken
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krammofoon
Mo Sep 03 2012, 22:15
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

aber das LIND in TroLIND hatte nicht doch irgendwas mit LINDström, also dem Mutterkonzern der ODEON zu tun?
Könnte es ggf. sogar eine Spezialentwicklung dieser R-W-Sprengstoff A. G. für Lindström gewesen sein, zumal die ja als größte am Markt, sich vllt. die Kosten für eine für sie erledigte Entwicklung, leisten konnten?

Gruss
Georg
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Limania
Mo Sep 03 2012, 22:15

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Die Gravur im Spiegel: steht da nicht sogar Trolind?

LG Limania
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GrammophonTeam
Mo Sep 03 2012, 22:25
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1826




Aus dieser Seite Link - Hier klicken

Die RWS "Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG) in Troisdorf produzierte außer Celluloid das schwer-entflammbare Cellon. Mit Trolit F -auf Basis hochgefüllter Nitrocellulose-Typen- wurde ein hartgummi-ähnliches Produkt für die Elektro- und Radioindustrie gefertigt. Ab 1921 wurde erstmalig die Spritzgußverarbeitung von Cellulosester-Kunststoffen CELLON zur industriellen Reife entwickelt. Ab 1924 wurden die Phenolharze (TROLON), später dann die Phenolharzpressmassen und –schichtstoffe (TROLITAN, TROLONIT) in das Troisdorfer Produktprogramm aufgenommen. Bei Köln-Rottweil wurde Vulkanfiber („Dynos“), eine Hydratcellulose, gefertigt.


Anscheinend Platten auf Basis eines Zelluloid ähnlichen Materials.

Gruß
Yannick

[ Bearbeitet Mo Sep 03 2012, 22:33 ]
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Aristodemo
Di Sep 04 2012, 12:58
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 21 2012, 01:07
Beiträge: 426
@Georg, ist bei deiner ODEON das Etikett auch schlecht "befestigt". Ich habe eine PARLOPHON aus Trolind, da wurde ein Blindetikett aus Packpapier angebracht, um nachher das richtige Lable aufzukleben.

Grüße
Michael
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Odeon89
Di Sep 04 2012, 13:48
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Ich kenne diese "Trolind"-Platten auch und nehme an, dass diese wohl aufgrund der Schellack-Knappheit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt wurden. Meistens rauschen sie stärker als herrkömmliche Schellackplatten und nutzen sich auch etwas schneller als diese ab. Also eher etwas zum Abspielen auf dem elektrischen Plattenspieler.

[ Bearbeitet Di Sep 04 2012, 13:49 ]
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krammofoon
Di Sep 04 2012, 14:36
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
@ Aristo:

ja, Packpapier, dann das Etikett. Das ist auf einer Seite schon fragmentiert.

Gruss
Georg
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Gast
Di Sep 04 2012, 20:16
Gast
Also ich finde diese Trolind Platten klasse Zeitzeugen und ich glaube nicht dass es darum ging dass eine Schellackknappheit da war.
Man experimentierte mit ganz neuen und damals futuristischen Materialien, so wie in diesem Fall eben ein früher Kunststoff.
Wenn es richtig funktioniert hätte, dann wäre man ja auch weggekommen von den Schellackimporten aus Indien, man wäre unabhängiger geworden. Denn wir sprechen ja hier von großen Mengen Rohmaterials das man durch den neuen Kunststoff hätte ersetzen können.
Eventuell ist die Trolind- Oberfläche relativ unpolar, weshalb Klebstoffe schlecht darauf haften, so hat man beim Pressen, während das Material noch heiss war, das neutrale Papier aufgebracht um in einem weiteren Arbeitsgang das endgültige Etikett aufzukaschieren.

Druckerzeugnisse waren sicher auch damals schon teuer, und vielleicht war ja die Ausschußquote beim Plattenpressen recht hoch, so dass man sich für solche seltsamen Massnahmen entschied, denn man hätte natürlich das Label auch sicher direkt beim Pressen schon anbringen können.

Wenn nämlich die eine Papiersorte beim Pressen drauf hält, dann die andere auch (Ich bin Papiertechniker)

Was natürlich auch Ursache gewesen sein könnte ist, dass die Pressmasse eine wesentlich höhere Temperatur als das Schellack hatte, und die bedruckten Etiketten bis zur Abkühlung der Platte sich sogar verfärbten (Zeichen von beginnender Verbrennung) und man daher dann in einem kühleren Zustand der Platte, nachträglich das bedruckte Etikett kaschieren mußte.

Da es keinen Kleber für die Ewigkeit gibt, kommt es natürlich so nach achtzig bis hundert Jahren auch mal dazu dass sich die Etiketten lösen.

Grüße Gerhard
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Rundfunkonkel
Mo Aug 26 2013, 17:47
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Bin ganz erfreut darüber, im Fundus ebenfalls eine "Trolind" (hier Parlophon) zu haben. Was man alles erst entdeckt, wenn einem die Hintergründe klar werden *year .



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gramofan
Mo Aug 26 2013, 18:23
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Der Name zumindest lässt sich einigermaßen aufklären: Die Dynamit-Nobel AG hatte ihr Hauptwerk in Troisdorf bei Siegburg/Bonn. Die Anfangsbuchstaben des Ortes mussten für diverse Kunstworte herhalten, die Produkte kennzeichneten, so z.B. "Trolind" und einen ähnlichen Kunststoff "Troschell", der ebenfalls Anfang der 20er Jahre zur Plattenfertigung eingesetzt wurde.
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HGN
Sa Apr 30 2016, 17:43
⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Dez 30 2011, 13:30
Wohnort: Hellerup bei Kopenhagen
Beiträge: 113
Hallo
Hier eine Parlophon von 1921 in Trolind.
Gruss
HGN

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