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Stereo-Schallplatten 1953
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
snookerbee
Sa Jun 18 2011, 22:44 Druck Ansicht
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1680
Dieser Beitrag aus einer Fachzeitschrift des Jahres 1953 ist möglicherweise unpassend für ein Schellackforum. Aber er zeigt einen interessanten Versuch der Weiterentwicklung der Schallplatte hin zur Stereofonie, der sich letztlich als Irrweg herausstellte. Ich wüßte gern, ob solche Schallplatten wirklich verkauft wurden.

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[ Bearbeitet Sa Sep 05 2015, 01:26 ]
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Formiggini
Sa Jun 18 2011, 23:12

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Ein sehr interessanter Artikel - und 1953 gab es ja auch noch Schellacks

Es gibt ein Tondokument, das genau dieses bewerkstelligte, was der Artikel ähnlich vorstellt.

Die Victor in den USA brachte 1932 einige frühe LP´s (in Vinyl!) mit 33 Umdrehungen auf den Markt. Allerdings "floppte" das ganze, da die Abspielgeräte auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise viel zu teuer waren.

U.a. wurden auch zwei Plattenseiten mit der Duke Ellington Band aufgenommen.

In den 90´er Jahren vergleichte man zwei verschiedene Takes der Platte. Musikalisch waren diese zwei Takes identisch - aber doch irgendwie anders...
Nun synchronisierte man die beiden Takes. Was hörte man plötzlich?
Die 1932´er Ellington Band in vollem Stereoklang!

Diesem link folgen> http://www.box.net/shared/iremzvkesl

Was war geschehen?

Es liefen bei der Aufnahme zwei Schneidegeräte - Eines stand links, das andere rechts der Band. Man hatte also auf zwei Platten jeweils einen Stereokanal.
Diese mussten bei der Abspielung "nur" noch synchronisiert werden.

Es ist unwahrscheinlich, das diese Stereoaufnahme bei der Victor durch "Zufall" passierte. Blumlein in England experimentierte 1932 für die britische Columbia bereits mit Stereoplatten nach dem bis heute bekannten Prinzip.

Es fehlten damals einfach Betriebssichere, günstige Abspielgeräte.

Auch wenn die Stereoplatten erst nach deinem Artikel auf den Markt kamen, lässt sich zumindest manchmal neben einem Duke Ellington von King Olivers Creole Jazz Band in Stereo träumen.

Gennett hätte ja einfach nur zwei Aufnahmegeräte vor die Band stellen müssen... *fröh

[ Bearbeitet Sa Jun 18 2011, 23:54 ]
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snookerbee
Sa Jun 18 2011, 23:58
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1680
Die Ellington-Aufnahme ist wirklich großartig. Man fühlt sich direkt in eine Zeitmaschine versetzt. Scotty...Energie!

Ja, es waren wohl immer die Abspielgeräte, die letztendlich den Erfolg der Idee verhinderten. Wie auch bei der auf mit Ruß geschwärtztem Papier erfolgten Aufzeichnung einer menschlichen Stimme im Jahre 1860. Dank moderner Technologie wurde diese Aufnahme letztlich hörbar gemacht:

Link - Hier klicken

Vor einigen Jahren hatte ich Gelegenheit, eine rare Live-CD mit Aufnahmen von Charlie Parker, dem Jazz-Altsaxofonisten zu hören. Es waren Mitschnitte von Konzerten, die Fans auf Acetat-Folien oder Draht-Recordern, die um 1950 herum auch schon mobil einsetzbar waren. anfertigten. Eine der Aufnahmen war überraschenderweise in Stereo! Wer hatte damals allerdings solche Technologie zur Verfügung? Niemand, wie sich herausstellte. Zufällig waren aber zu einem Konzerttermin zwei Tontechniker anwesend, die gleichzeitig an verschiedenen Standorten den gleichen Titel aufzeichneten. Nachdem die Mitschnitte über Jahre als identisch galten, hatte eines Tages jemand mit gutem Gehör erkannt, daß sie aber in Details verschieden waren. Mittels Computer wurde versucht, die Aufnahmen zu synchronisieren und man erhielt als Ergebnis eine Stereo-Version!

Solche Dinge lassen mich zuversichtlich sein, daß vielleicht doch irgendwann einmal die Walzen der "50 Hot choruses" gefunden werden. *fröh

Link - Hier klicken
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Formiggini
So Jun 19 2011, 00:29

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Das Photo in dem Artikel sieht mir allerdings so aus, als wenn zumindest mal ein Prototyp gebaut wurde.
Auch der Rillenabstand, bzw. die klare Trennung von zwei "Tracks" mittig in der Platte lässt darauf schließen, das man sich an einer gewissen Serienreife der Idee probierte.




[ Bearbeitet Fr Sep 04 2015, 21:34 ]
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RF-Musiker
Fr Sep 16 2011, 12:40
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Sep 15 2011, 11:21
Wohnort: Berlin
Beiträge: 352
Gab es auch Stereoversuche, bei denen man auf die Schallplattenseite 2 Rillen nebeneinander aufzeichnete? Also ähnlich den Überraschungsplatten, bei denen man nie weiß, welche Version man abspielt, nur in dem Fall mit Maßnahmen, Überraschungen zu vermeiden?
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snookerbee
Fr Sep 16 2011, 18:52
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1680

Das weiß ich leider nicht. *hopi

[ Bearbeitet Mo Mär 26 2012, 23:31 ]
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RF-Musiker
Fr Sep 04 2015, 21:27
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Sep 15 2011, 11:21
Wohnort: Berlin
Beiträge: 352
Hier ist der Binaural-Plattenspieler zu sehen und zu hören.

Link - Hier klicken
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Formiggini
Fr Sep 04 2015, 21:34

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Telefunken meldete bereits Anfang der 1940er Jahre Patente auf eine Stereo-platte mit zwei Rillen und zwei Tonabnehmern an. Die Abnehmer basierten auf dem TO1001. Vermutlich kam dieses System jedoch nie über das Laborstadium hinaus.

Grüße

PS:









[ Bearbeitet Fr Sep 04 2015, 23:17 ]
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snookerbee
Sa Sep 05 2015, 01:45
"Urgestein"

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Apr 15 2011, 20:12
Beiträge: 1680
Hier ist der Binaural-Plattenspieler zu sehen und zu hören.


Ich hätte nie gedacht, dass so was mal produziert worden war. Ein interessanter, wenn auch letztlich gescheiterter technologischer Ansatz.

VG Claus
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berauscht
So Sep 06 2015, 05:14
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1991
Möglicherweise scheiterte das Verfahren auch an der Rechenleistung der damaligen Computer. Die Platten wurden zu der Zeit ja nicht mehr LInear geschnitten. Das Schneidgerät für die Füllschrift bei Telefunken war aber schon ein "Monstergerät" mit 78 Röhren. Für Stereo wäre sicher ein gigantisches Gerät gebraucht worden.
Das Schneiden der Platten war auch so schon der limitierende Faktor in der Produktion. Es wurde viel mehr Musik aufgenommen, als auf Platte geschnitten werden konnte.
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Rundfunkonkel
So Sep 06 2015, 12:08
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Sehe ich das richtig, dass - zwangsläufig wegen der Laufzeitunterschiede der beiden Nadelaufsatzpunkte bei normaler Armführung - dieser im Telefunken-Patent beschriebene Tonarm tangential über die Platte geführt wird, indem er sich im gewissen Winkel selbstständig dreht?
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Charleston1966
Mo Sep 07 2015, 19:22
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 416
Sehr interessanter Bericht, danke dafür. Ich habe grade in der "millenia Entzerrkurvenliste" gesehen, daß bei den Binaural Platten nur im aüßeren Band eine Höhenanhebung von +11dB gemacht wurde bei der Aufnahme, im inneren Band hat man darauf verzichtet, also keine Höhenanhebung, bei beiden jedoch eine Bassabsenkung bei 500Hz.
Im Gegensatz zur Stereorille die ja durchgehend bis zur Plattenmitte nach RIAA geschnitten ist.
LG
Karlheinz

[ Bearbeitet Mo Sep 07 2015, 19:26 ]
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Arto
Mi Sep 09 2015, 00:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jan 07 2014, 01:33
Wohnort: z.Z. Dänemark
Beiträge: 185
Zu Vervollständigung möchte ich gern die Arbeit von Kornelis de Boer aus1940 erwähnen. Er hat in der 'Technische Hoogeschool te Delft' mit der Dissertation "Stereofonische Geluidsweergave" doktoriert. Sein Gebiet und die Hauptsache war die Stereophonie (auch Kunstkopf!), aber seine Tonträger waren Platten wie oben in Funk-Technik beschrieben. Er hat zwei unabhängige und unterschiedlich lange Tonarme und -Abnehmer benutzt. Es gibt auch eine Beschreibung auf deutsch in "Philips Technische Rundschau", aber mein Exemplar is leider z.Z. nicht auffindbar.

Übrigens hat Emory Cook in Amerika in den frühen 1950er auch mit zwei Mono-Flächen auf einer Plattenseite gearbeitet. Im Augenblick gibt Wikipedia gute Auskünfte: Link - Hier klicken.

Grüsse, Arto
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