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Mein kleiner grüner Kaktus
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humoresk
Di Mai 21 2013, 09:53 Druck Ansicht
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⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Aus aktuellem Anlass möchte ich heute der Bitte von snookerbee aus einem anderen Thread entsprechen, einen Beitrag zum "kleinen grünen Kaktus" der Comedian Harmonists zu eröffnen. In verschiedenen Forenbeiträgen sind die horrenden Preise, die für diese Platte nach wie vor gezahlt werden, bereits heiß diskutiert worden.




Das Problem beim "Kaktus" ist grundsätzlich der enorme Unterschied zwischen damaliger und heutiger Beliebtheit. Die Platte wurde am 15. November 1934 aufgenommen, als die Comedian Harmonists schon gar nicht mehr in Deutschland auftraten, war ein Tagesschlager von vielen und wurde hierzulande nur bis 1938 verkauft. Eine Erkennungsmelodie der Gruppe - wie er es heute ist - war der Titel damals mitnichten, obwohl zumindest die Sänger die Qualität des Textes, der Komposition und des Arrangements erkannt haben dürften.

Beide Nachfolgegruppen hatten den bzw. beide Titel der Platte nach der Trennung der Originalgruppe im Repertoire:

"Lebewohl, gute Reise" findet sich in verschiedenen Programmen des Meister-Sextetts aus den Jahren 1935 und 1936:



Der "Kaktus" taucht in den Jahren 1936 und 1937 vielfach auf, sogar an sehr exponierter Stelle. Wer selbst singt und dabei an der Programmgestaltung mitwirkt, weiß, wie wichtig die letzte Nummer in einem Konzert ist - hier ein Ausschnitt aus einem Programmheft aus Regensburg vom 30. März 1937:




Spannend bei den beiden abgebildeten wie auch allen anderen Meister-Sextett-Programmen, die mir vorliegen, ist zum einen, wie die Gruppe auf unterschiedliche Art und Weise die ursprünglichen - im Sinne der NS-Ideologie jüdisch belasteten - Komponisten und Texter, Rolf Marbot und Bert Reisfeld, verschleiert: Man nennt die Autoren entweder gar nicht oder gibt ihnen ein Pseudonym. Zum anderen fällt auf, dass in allen (mir bekannten) Electrola-Werbungen dieser Jahre zwar oftmals alte Comedian-Harmonists-Platten mit Neuaufnahmen des Meister-Sextetts beworben werden, aber niemals der "Kaktus":



Auch die Emigrantenformation hatte den "Kaktus" im Programm, wie unter anderem ein Heft mit der Repertoireauswahl für die Australien-Tournee 1939 belegt:



Der "Kaktus" wurde also von den Nachfolgegruppen durchaus weiter gehegt und gepflegt, zum "Evergreen" ( ) hat er es damals dennoch nicht geschafft. Dies gilt übrigens auch für die französische Fassung mit dem Text "J'aime une tyrolienne" von Louis Poterat und ihre Rüchseite:



Auch diese Version hat sich damals mehr schlecht als recht verkauft, obwohl die Comedian Harmonists sich in Frankreich nach ihrem Riesenhit mit "Les gars de la marine" großer Beliebtheit erfreuten. Andreas Schmauder konnte für seine Harmonists-Diskographie "Irgendwo auf der Welt" die Verkaufszahlen ermitteln: Mit 1.356 Exemplaren ist dies die am schlechtesten verkaufte französische Platte des Ensembles. Nur "Quand il pleut" und "Tout le jour, toute le nuit" (HMV K-7084), die einzige Platte aus Frankreich, für die Andreas Schmauder, keine konkrete Verkaufszahl belegen konnte, dürfte noch seltener über den Ladentisch gegangen sein.

Zum Verkauf der Platte möchte ich einige ganz persönliche Beobachtungen hinzufügen - vielleicht könnt ihr sie bestätigen oder widerlegen: Mir scheint, als gäbe es beim "Kaktus" - weit mehr als bei anderen Platten! - einen beträchtlichen Unterschied in der Häufigkeit von HMV- und Electrola-Ausgaben (von den tschechischen bzw. österreichischen Pressungen ganz abgesehen): Als Electrola-Version ist die Platte noch einmal deutlich seltener. Wenn sie heute in Auktionen - ob analog oder digital - auftaucht, dann meist als englische Pressung. Es wäre spannend zu wissen, wann diese Platten jeweils gekauft wurden, denn ich glaube eigentlich nicht, dass die Nachfrage nach der Auflösung der Nachfolgegruppen noch sehr hoch war, obwohl man die Titel - laut Schmauder - noch bis 1952 über den "HMV German Cataloge" erwerben konnte.

Der deutsche "Kaktus" wurde erst etwa 50 Jahre nach seiner Entstehung - durch einen Film mit Otto Waalkes, der das Stück parodierte - zum "Non-plus-ultra" der Comedian Harmonists, zu der Melodie schlechthin, die jeder kennt, auch wenn er mit dem Namen der Interpreten nichts anzufangen weiß. Noch in der Fechner-Dokumentation hatte das Stück keine hervorgehobene Bedeutung, wenn es auch kurz zu hören war. Auf den EMI-LPs der 1970er Jahre war das Stück zwar auf der allerersten Plattenseite nach Hits wie "Wochenend und Sonnenschein" und "Veronika, der Lenz ist da" zu hören, dies dürfte aber vielleicht auch mit dem persönlichen Geschmack Robert Bibertis zusammenhängen, der die Schellackoriginale für die Neuauflage zur Verfügung stellte.

Klar ist: Seit der "Kaktus" durch Ottos Klamaukversion populär geworden ist, wollen viele Sammler eine heute sehr bekannte Platte, die sich in den 1930er Jahren kaum verkauft hat. Folglich: Geringes Angebot + große Nachfrage = hohe Preise. Für 669,33 Euro hat eine HMV-Ausgabe der Platte gestern auf eBay den Besitzer gewechselt. Die Frage ist, ob man solche Preise für eine Schellack-Scheibe bezahlen will - aber das muss jeder für sich selbst beantworten. Letztlich bestimmt nicht der Händler den Preis - auch nicht die Schellackplattensammler-Gemeinde insgesamt -, sondern nur der Käufer. Wenn ein - nennen wir ihn vorsichtshalber - "Verrückter" eine bestimmte Platte unbedingt haben will, kann viel passieren. Und noch besser für hohe Preise: Zwei Verrückte. *grins

Viele Grüße,

Josef
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LT1550
Di Mai 21 2013, 10:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 29 2013, 01:17
Wohnort: Main-Taunus-Kreis
Beiträge: 75
Danke für den interessanten Beitrag. Vor 10/11 Jahren habe ich einmal eine Electrola-Ausgabe für ca. 950 EUR über eBay weggehen sehen.

[ Bearbeitet Di Mai 21 2013, 10:39 ]
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Gast
Di Mai 21 2013, 11:01
Gast
Wie oft schon habe ich in ungläubige Gesichter von "Kaktus-Laien-Fans" blicken müssen, wenn ich erklärte, daß der "Kaktus" 1934 ein regelrecht durchgefallener Tagesschlager war und in keiner Hinsicht die "Hymne" der Comedian Harmonists war - allein schon wegen des Aufnahmedatums.

Auch etliche Befragungen von alten Schlagerfreunden ergab immer wieder, daß sie den Kaktus nicht aus den 30er Jahren kannten.
Überhaupt kenne ich bis jetzt keine weitere Aufnahme dieses Titels.

Hinzu kommt sicher noch, daß die Verkäufe der Plattenindustrie in Deutschland in den Jahren 1932/33/34 auf einem historischen Tiefstand waren.

Ich persönlich bin vom "Kaktus" auch regelrecht übersättigt.
Kein Männergesangsverein, der nicht den Kaktus einfallslos absingt, keine der vielen mittelmäßigen Kopistengruppen (mit lustigen Zylindern), die den Kaktus nicht als Höhepunkt zelebrieren....

Fernseh und Kino schaffen nun mal leider diese Verzerrungen. Das ist beim Neu-Mythos "Kaktus" ebenso, wie bei der Legende, daß Rina Kettys "J'attendrai" das "Original" sei. Dem "Boot" sei dank.

Und ich wage die Prognose : der Unsinn, daß der Kaktus Hymne und Erfolgshit der Comedian Harmonists gewesen sei, wird sich nie wieder ganz relativieren lassen.

Gruß, Nils



[ Bearbeitet Di Mai 21 2013, 12:52 ]
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gramofan
Di Mai 21 2013, 11:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1176
In meiner Anfangszeit als Schellacksammler bekam ich die Seltenheit der Platte von einem "Insider" (den Namen verschweige ich höflicherweise) damit erklärt, dass kurz nach dem Anlaufen der Pressung die Originalmatritze beschädigt worden sei und man daher keine weiteren Exemplare mehr hätte pressen können. Die Frage, woher der Betrffende dieses firmeninterne Wissen hatte und warum man denn bei einem "offensichtlichen" Hit nicht einfach eine Neuaufnahme gemacht hat, habe ich mir damals unverständlicherweise nicht gestellt. Dennoch ein schönes Beispiel, wie scheinbar Unverständliches mit einer rationalisierenden Legendenbildung erklärt wird.

[ Bearbeitet Di Mai 21 2013, 11:50 ]
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Starkton
Di Mai 21 2013, 12:08
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Bei dieser Gruppe habe ich den Eindruck, dass eine Menge "Komplettisten" unterwegs sind, die mit Hilfe von Herrn Schmauders Buch eine Platte nach der anderen abhaken. Wie Sammelbildchen eben, bei denen der Inhalt nebensächlich ist. Hauptsache sie gehören einer bestimmten Serie an.

Sowas ähnliches gibt es auch bei Caruso. Ein paar Platten von ihm, ausgesucht nach persönlichen Kriterien, sollte jeder Klassikinteressierte im Schrank haben, aber jede Aufnahme?? Gähn!
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Rundfunkonkel
Di Mai 21 2013, 12:34
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Es wird doch heutzutage oftmals nur noch das gesammelt, was möglichst teuer ist (oder gewinnmaximierenderweise noch teurer werden könnte). Teure Autos, Antiquitäten, alte Hifi-Geräte. Wenn dann eine Priese Voodoo mit in's Spiel kommt und sich der Hype erst einmal herumgesprochen hat, klettern die Preise bis Ultimo. Ich habe nie verstanden, was an dieser Aufnahme so besonders sein soll. Haut mich: da ist mir manche spaßige Aufnahme mit E. Hartung lieber.

Aber wir reden hier mittlerweile über grundsätzliches beim Menschen, der das Jagen und Sammeln heutzutage eben auf diese Art und Weise ausleben muss .
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humoresk
Di Mai 21 2013, 13:00
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Ich glaube, man darf insgesamt nicht zu sehr mit seiner eigenen, persönlichen Meinung argumentieren. Für jeden von uns hier ist die Sammlerei ein Hobby - und dieses Hobby gestaltet sich jeder selbst, wie es ihm gefällt. Insofern nehme ich die CH-Komplettisten einfach 'mal in Schutz - jeder sammelt, wie's ihm gefällt. Ob das anderen sinnvoll erscheint, ist erst einmal zweitrangig. Und natürlich: Gerade der Vilsmaier-Film hat die Popularität der Comedian Harmonists vervielfacht. Klar, dass da für den "Kaktus" mehr gezahlt wird als für Erwin Hartung. Wer kennt schon Hartung?!? Das ist nicht fair, aber Fakt.

Ich bin übrigens auch einer, der die Comedian Harmonists irgendwann gerne 'mal komplett hätte. Nicht weil ich sie wie Briefmarken sammle, sondern weil mir die Musik einfach gefällt. Aber auch wenn ich in den letzten 15 Jahren rund 80% der Titel von Ur- und Nachfolgegruppen zusammentragen konnte: Wenn ich viel Geld ausgebe, dann nicht für Comedian-Harmonists-Platten, deren Musik ich ja sowieso schon kenne. Gruppen, die man auf CD oder anderen modernen Tonträgern nicht hören kann, erscheinen mir wesentlich interessanter. Da gibt's noch Unbekanntes zu entdecken - egal ob Kardosch-Sänger, Humoresk Melodios oder Spree-Revellers. Und da ist es ähnlich wie mit Hartung: Diese Ensembles hätten es auch verdient, nicht vergessen zu werden!

Mir geht's übrigens ähnlich wie Dir, Nils: Ich hab' selbst ein kleines, aber sehr leidenschaftliches (Amateur-)Gesangsensemble, mit dem ich seit gut 10 Jahren im bayerischen Raum unterwegs bin (die "Anonymen Nostalgiker" - nomen est omen ). Wir singen so ziemlich alles, was sich für fünf Stimmen einrichten lässt. Um den "Kaktus" kommt man dabei nie herum. Ich kann ihn nicht mehr hören, auch wenn das Stück nicht die schlechteste Harmonists-Nummer ist, gar keine Frage.

Viele Grüße,

Josef
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78erhortig
Di Mai 21 2013, 15:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Apr 04 2013, 12:53
Wohnort: Graz
Beiträge: 175
nicht zu vergessen, daß sie zuerst die französische version aufgenommen haben und fast eine woche dannach erst die deutsche. meiner erinnerlichleit nach hat schmauder einmal eine version eines franz. TO`s angeboten, kann mich aber irren.....

gruß aus graz
michael
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Barnabás
Di Mai 21 2013, 15:47
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 650
Wie Joseph schon beschrieben hat, leben wir in einer Mediengesellschaft, die viele Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse unseres Alltages übernommen hat.

Wenn der „Kaktus“ durch einen Film eines dt. Komikers erstmals der große Masse der Neuzeit (die Nachgeboren der Zeitzeugen) eröffnet wurde, so dann nur an der Lust eine filmreife Poente abzudrehen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein musikalischer Hintergrund vorgeherrscht hat, der die Auswahl um den Titel eingekreist haben könnte.
Der Text war und ist naiv schön ausgearbeitet, der über Jahrzehnte noch immer einen Lacher hervorbringen kann.

Allein der Erfolg des „Otto-Filmes“ ist für die Popularität des „Kleinen grünen Kaktus“ verantwortlich. Nicht die gesangliche Leistung der CH war der Ausschlag, sonders der Klamauk, den der norddeutsche Komiker auf ihren Gesang auf der Leinwand darbot.

Den selben Effekt sehen wir noch immer bei Hans Albers.
Der „Reeperbahn –Song“ ist auch heute noch ein sehr bekanntes Lied. Nur leider hat er mit Hans Albers heute nicht mehr viel zu schaffen.
Albers gleich Hamburg gleich Reeperbahn. Schluß aus und alles ist gut.
Mehr braucht der Mensch im Medien und Konsumzeitalter eigentlich nicht wissen.

Noch einmal zur Verdeutlichung.

Die Verwendung alter und sehr guter Kompositionen in unserer heutigen Konsumkultur hat wenig oder nichts mit der Musik im Grundsatz zu tun.
Ihre Verwendung wird immer nur von einem Kontext abgeleitet, der sich auf etwas anders bezieht, als das Musikverständnis in der Zeit ihrer Entstehung verstanden hat.

Hier der Film oder sehr stark die verwurstung in der Werbung.

Alles war durch den Schleudergang der Medienkultur gelaufen ist, hat einen kurzlebigen gewissen Wert erlangt. Sehe die Preise, die für diese „Kaktus-Platte“ noch immer gezahlt werden.

Auffallend ist dabei, dass dabei immer ein verfall von Preisen und Wert eingeschlossen ist, wenn die Medienpräsens abklingt. Viele Auktionslisten beweisen dies.
Musik sollte Musik bleiben und nicht als Trägerschiff für Profitsucht oder Profilsucht genutzt werden.

So das war meine Meinung und mein Beitrag zu dieser wertvollen Diskussion.

Gruss B.
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humoresk
Di Mai 21 2013, 20:31
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
@Barnabas:
Eine harte, aber treffende Analyse unserer Mediengesellschaft!

Josef
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GrammophonTeam
Di Mai 21 2013, 23:09
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1826
Eine weitere (Orchesterversion mit Refrain) ist zumindest im Netz nachweisbar:


.

Bildquelle Youtube Schellackplatte


Auf Österreichischer Phönix mit dem Orchester Hans Neroth, 1934.
Die Platte von unserem Mitglied Schellackplatte/Willi Tartler kann über Youtube angehört werden: Mein kleiner grüner Kaktus
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humoresk
Mi Mai 22 2013, 08:15
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Danke ans GrammophonTeam - so ganz unbekannt war der Titel damals tatsächlich nicht. Spannend ist, dass auch auf der Phoenix-Platte falsche Autoren angegeben sind!

Die französische Version gibt's übrigens auch mit anderen Interpreten, Michael hatte es ja schon angedeutet. Bekannt ist mir darüber hinaus noch die Version der Vokalgruppe "Cinq de la chanson", die ebenfalls 1934 entstanden sein dürfte.

Viele Grüße,

Josef
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78erhortig
Mi Mai 22 2013, 12:49
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Apr 04 2013, 12:53
Wohnort: Graz
Beiträge: 175
und fairer weise muß man schon dazu sagen, daß die comedian version des kaktus schon vor vilsmayer und fechter kultstatus hatte. die seltenheit ( ich lauf glaube verdacht mich zu wiederholen) beruht auch darauf, daß die platte nicht nur von comedian fans, sondern allgemein als Sammlungsklassiker gegolten hat.
sie war auch schon vor den filmen dementsprechend teuer, halt in einer anderen relation. und sie muß sich auch damals schon dementsprechend verkauft haben, denn zB. in australien tauchen immer wieder platten auf, und siehe "HMV threat", hat die exilgruppe dieses lied auch im repetoir gehabt. es gibt halt immer wieder solche kultplatten, ich denk da an Kuttner`s "ich hab zuhaus ein grammophon", von der es genug lustigere und bessere versionen gibt, diese platte aber erzielt höchstpreise. und natürlich all die händler, die gewisse geschichten zu einzellnen platten erfinden, oder ganz einfach die mudpropaganda unter den sammlern.

gruß aus graz
michael
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bubblegumm
Do Mai 23 2013, 07:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 04 2013, 22:20
Beiträge: 39
Hallo zusammen.
Warum ist eine Platte teurer als die andere.
Ich denke auch das es damit zusammenhängt ,daß immer noch etwas Neandertaler in uns steckt.
Lifestyle spielt aber auch eine grosse Rolle.
Wie ist es sonst zu erklären das so manche Sachen viel teurer sind als vergleichbare andere.
Da gibt es Menschen die viel ,sehr viel oder zu viel Geld haben und die möchten etwas besonderes.....seltenes ,was andere nicht haben.
Ich habe ein paar ältere Steifftierchen und kann ein Lied davon singen.
Da werden für Schnecken....Fledermäuse oder alte Teddys horrende Preise gezahlt.......nicht weil diese besonders schön wären oder besser verarbeitet...nein ,da spielt nur die seltenheit eine Rolle.
Ü Eifiguren das gleiche,wie kann man für einen Centartikel mehrere hundert Euro bezahlen...das sagt doch eigendlich alles.......konnte das noch nie verstehen.
Also ist Qualität doch nur selten ausschlaggebend für den Preis.
Die WILL man unbedingt haben und zahlt dann horrende Preise, denn man kann es sich ja leisten.
Muss lachen....Enten (2CV), VW Käfer , Isettas und andere Minimalautos werde heute zu Preisen verkauft die diese nicht rechtfertigen.
Dann kommt es natürlich vor das der wahre Sammler oder Liebhaber sich diese Sachen nicht mehr leisten kann.
Was solls.....wenn einige so gaga sind und die Preise bezahlen kann ich nur darüber lächeln und höhre mir den Kaktus eben auf CD an.
Lg Klaus




[ Bearbeitet Do Mai 23 2013, 08:15 ]
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Grammo-Klaus
Di Feb 11 2014, 21:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo, habe mir mal die Kaktus-Diskussion durchgelesen und muss mal vorrausschicken: Auch ich habe den Kaktus NICHT. Ich habe zwar einige Comedian Harmonists-Schellacks, da bin ich auch froh drum, weil ich die Musik von denen sehr mag. Über den Sinn und Unsinn von bestimmten Preisentwicklungen kann man wohl nur spekulieren. Sei es die Annahme eines Komplettisten, der einfach alles haben muss egal was es kostet, oder ein evtl. sagen wir mal KULTFAKTOR. Dieser Kultfaktor kann von cleveren Medien-Marketing-Menschen erdacht worden sein, oder einfach zufällig passieren. Bei den Harmonists war dann wohl der Film mitverantwortlich, das die Preise besonders für den Kaktus ins Astronomisch geschnellt sind. Aber wenn man andere Sammelobjekte beobachtet, z.B. Möbel, Oldtimer, Design-Objekte, Ü-Eierfiguren oder Telefonkarten usw. da kann auch ein Trendwandel verantwortlich sein, begründet m.E. durch eine neue Generation Menschen, die diese Sachen für sich neu entdecken, und zwar weltweit. Ein Bekannter von mir handelte mal mit Telefonkarten, das war Anfang der 1990er Jahre, er war bei dem Hype sogar auf Sammlerbörsen in Paris und Amsterdam. Dort wurden für Telefonkarten, die man damals bei der T-Com am Schalter kaufen konnte zig tausende DM bezahlt. Karten mit Coca Cola drauf oder mit Firmenwerbung gab es auch. Da wird wieder die rationale Frage aufkeimen, macht das Sinn oder nicht. Der Telefonkarten-Markt ist mittlerweile kaputtgegangen, da die Amerikaner Telefonkarten auf den Markt geworfen hatten, die gar keine Gebühren-Einheiten drauf hatten. Das waren halt nur bunte schön anzusehnde Plastikkarten ohne Funktion. Ich denke das das Schallplatten-Sammeln stabil bleiben wird, da es auch viele junge Leute gibt, die sich für die alte Musik interessieren und zwar weltweit. Und das ist auch gut so.
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78erhortig
Mi Feb 12 2014, 07:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Apr 04 2013, 12:53
Wohnort: Graz
Beiträge: 175
da hast du vollkommen recht, sammeln ist ja neben dem jagen der älteste trieb/sucht der menschheit. und gesammelt wird ja fast alles, ich las neulich einen bericht über jemanden der Gasmasken sammelt, soll an die 1ooo stück verschiedene haben. und die jugend interessiert sich auch immer wieder für altes. ein lieber freund von mir, 23 jahre alt, hat in einem nachlass alte postkarten gefunden und sich nun dem sammeln selbiger hingewandt.
daß es dabei seltene sachen gibt, die teuer sind, eh klar, und daß es auch häuffuge dinge gibt, die unerklärlich teuer sind, da kultstatus gibt es auch in jedem sammlergebiet, nicht nur bei schellacksammlern der kaktus, denkt an die "vor der Kaserne", "fesche lola" , " jattendrai", "Rockett 88" usw. platten die von der stückzahl nicht selten sind, aber immer wieder hohe preise erzielen, natürlich will ein jeder in der sammlung stehen haben.
da fällt mir eben ein, welche irren preise derzeit die alten VW Bullis erzielen, unfassbar könnte man als außenstehender sagen, aber ja, was denken die VW sammler über uns

guten morgen aus einem schneeigen graz
michael
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humoresk
Mi Feb 12 2014, 07:30
Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: So Jun 10 2012, 16:06
Beiträge: 351
Spannend, dass dieser Beitrag gerade jetzt wieder aus den Tiefen des Forumarchivs auftaucht (Danke, Klaus!).

Mitte Januar ist auf eBay ein Electrola-Kaktus für 1064,99 Euro über den virtuellen Ladentisch gegangen! Wenig später wurde auch eine HMV BA-Version nach Preisvorschlag verkauft, die vorher für über 1400 zum Sofortkauf eingestellt war. Bei aller Zurückhaltung, Klaus, würde ich Dir vorsichtig zustimmen: Im Bezug auf derartige Platten scheint der Markt einigermaßen stabil zu bleiben, wobei mich diese Preise schon überrascht haben.

Liebe Grüße

Josef
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Grammo-Klaus
Sa Feb 15 2014, 19:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ich denke so, also so war es auch bei mir als ich anfing, zuallererst ist man als Sammler-Neuling noch sehr euphorisch und faszinierbar von den Dingen, die man halt gerne haben möchte. Nach so einiger Zeit wird man dann abgeklärter oder entspannter, aber auf jeden fall NICHT emotionsloser. Man geht halt rationaler an die angebotenen Sachen ran, als wie am Anfang. Ich habe vor über zwanzig Jahren fast schon Jubelsprünge gemacht, wenn ich mal eine Schellack von Enrico Caruso oder eine von Louis Armstrong auf´m Trödelmarkt oder bei einer Hausauflösung fand. Heute grübelt es dann in meinen Hirnwindungen: hmmm habe ich die Platte schon,, ja oder nein ?? Wenn ja in welcher Pressung?? Nehme ich sie doch noch mit, zum eventuellen Weiterverkauf oder zum Tausch.? Ist der Zustand gut oder eher unterdurchschnittlich ? usw. usw. Danach entscheide ich dann. Somit ist die emotionale Seite noch immer angesprochen, wie am Anfang der Leidenschaft, aber ihr Gegenpart ist dann die Ratio, die einem dann doch mal hilft Durchblick in der Sammlung zu halten. Bei mir ist das dann aber auch so, das ich mit Gewalt das Objekt dann nicht haben muss. Das hat dann auf jeden Fall rationale bzw. monetäre Gründe. Manchmal hilft auch Geduld, und es läuft einem ein begehrtes Teil dann doch noch über den Weg, auch wenn man nicht damit rechnet. 1400 Euros würde ich selbstverständlich auch NICHT für einen Kaktus ausgeben, aber es gibt doch Leute die das dann wohl so aus der Portokasse bezahlen, oder sie haben wochenlang oder monatelang das Geld dafür zurückgelegt. Wie gesagt, sind die Beweggründe halt verschiedentlich, inclusive Emotio und Ratio.
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78erhortig
Mi Mär 26 2014, 11:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Apr 04 2013, 12:53
Wohnort: Graz
Beiträge: 175
gibts wieder auf ebay in schönem zustand, mal sehn wie weit das geht.

gruß aus graz
michael
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