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Wer war Kapellmeister Stern auf Polyphon-Record ???
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Autor Eintrag
Grammo-Klaus
Mi Jan 29 2014, 18:03 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo an alle, besonders an die 1920er Jahre Spezialisten. Ich besitze seit kurzem zwei 30cm Schellacks mit Tanzmusik, wahrscheinlich aus den goldenen Zwanzigern. Label: Polyphon-Record.
Interpret: Kapellmeister Stern mit seiner Künstlerkapelle vom Hotel Adlon Berlin
Platte Nr.: 50155 Wer wird denn weinen / Tulip time
Platte Nr.: 50162 Chong / Mimi d´amour
Ich habe im Internet nichts finden können, selbst bei Experte Rainer Lotz hatte ich angefragt, und er konnte mir auch nicht weiterhelfen.
Wer weiß über dieses Tanzorchester bescheid in Bezug auf Herkunft, Besetzung und weitere Aufnahmen. Vielen Dank im Voraus von Grammo-Klaus.



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gramofan
Mi Jan 29 2014, 20:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1176
Über das Orchester als solches kann ich Dir leider auch nichts sagen. Es ist auf Polyphon vom Anfang der 20er nicht gerade selten. Was ich aber mitteilen kann sind eine Reihe weiterer Platten, die ich in der Sammlung habe (sicher gibt es noch zahlreiche Weitere):

1920 Whispering 61 at Pol 30138
1920 Éve! 66 at Pol 30138
1921 You're the only Girl that made me cry 191 at Pol 30508
1921 I don't want to get well 193 at Pol 30508
1921 Batavia-Fox-trot 194 at Pol 10509
1921 Mann, o Mann! 196 at Pol 10509
1921 An der Kranzler-Ecke 206 at Gr 14694
1921 Strahlender Mond 207 at Gr 14694
1921? Moonlight on the Nile 105 av Pol 100313
1921? Je croyais t'aimer 106 av Pol 100314
1921? Frühlingsstimmen 133 av Pol 50185
1921? O 134 av Pol 50185
1922 Forget me not 305 av Pol 50246
1922 Ay, Cipriano 307 av Pol 50246
1922 I'm the good Man that was so hard to find 245 at Pol 30525
1922 Carolina 280 at Pol 30525
1922 Schatz besuch' mich mal 463 at Pol 30863
1922 Dirnd'l Lied 467 at Pol 30863
1922 Im Hotel zur Nachtigall 468 at Pol 30864
1922 Muß man denn gleich verheirat' sein 477 at Pol 30864
1923 Liebeszweifel (Do you ever think of me) 528½ at Pol 30893 N+o*
1923 Püppchen Liese 529 at Pol 30893
1923 Souvenir d'Hawaii 596 av Pol 50337
1923 Tucky Home 597 av Pol 50337
1923 Darling (So wie Du) 679 at Pol 30960
1923 Dowd's Foxtrott (Ich geb' nichts drum) 702 at Pol 30960

Die Grammophon-Veröffentlichung als "Tanz-Orchester Stern"
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Grammo-Klaus
Mi Jan 29 2014, 21:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo Gramofan, danke für Deine Auflistung. Schade, das es nicht weitere Infos über das Orchester gibt, aber der hat ja so einige Aufnahmen gemacht in den roaring twenties. Diese beiden Platten habe ich auf einem Trödelmarkt in meiner Region gefunden, waren auch nicht teuer.
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Musikmeister
Mi Jan 29 2014, 22:24
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
Die beiden abgebildeten Platten sind ca. Sommer 1920 aufgenommen und Ende 1920 veröffentlicht worden. Der Kapellmeister heisst Samuel "Sami" Stern. Er war wohl vor Marek Weber im Adlon engagiert. Aufnahmen gibt es auf 25cm und 30cm-Polyphon- sowie Grammophon-Platten. 1925 konnte man nur noch 3 Grammophon-Platten von diesem Orchester kaufen, ein Jahr später nur noch 2.
Mehr kann ich dazu auch nicht beitragen.
Vielleicht führt eine Spur ins Burgenland nach Österreich...

" Musikkapelle-Stern
Sie war meist 10 Mann stark, davon gehörten fünf der Judenfamilie Stern an. Sie spielten bei allen größeren Feierlichkeiten in Rechnitz, so zum Beispiel bei der Eröffnung der Eisenbahnlinie Steinamanger-Pinkafeld. Von 1890 bis um 1900 spielten sie an Wochentagen die Kurkonzerte in Bad Tatzmannsdorf. Von Samuel Stern, wahrscheinlich dem letzten Kapellmeister der Stern-Kapelle, wurde der "Rechnitzer Feuerwehrmarsch" komponiert."

(Quelle: Link - Hier klicken )
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Grammo-Klaus
Fr Jan 31 2014, 09:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Wow, vielen Dank an alle für die biographischen und discographischen Infos. Frühe 1920er Jahre, dann sind Sterns Aufnahmen wohl noch nicht so wirklich jazzorientiert?? Aber die beiden Titel lassen sich trotzdem nett anhören. Es erinnert etwas an Cafe-Haus Tanzmusik mit ein bisschen Tsching-Derassa-Bum, wenn ihr versteht was ich meine.
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joha
Fr Jan 31 2014, 19:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mär 26 2012, 15:45
Wohnort: Dresden/Sachsen
Beiträge: 985
So wie mir bekannt ist,spielte die Kapelle Stern seit dem Ende des 1.WK als Hauskapelle im Adlon,mit dem Geschäftsführerwechsel wurde das Haus modernisiert, die Kapelle Stern passte nicht mehr in die junge Republik Marek Weber wurde zum neuem Hauskapellmeister mit seinem Orchester unter Vertrag genommen und löste somit die Kapelle Stern ab,inwiefern sich die Kapelle Stern weiter entwickelte und in Berlin blieb oder bei anderen Häusern unterkam ist mir nicht bekannt.
Gruss joha
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Barnabás
Fr Jan 31 2014, 21:52
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Der Orchesterleiter Stern wurde nicht aus dem Adlon entlassen.
Im Jahr 1925 ging er in seine verdiente Rente.
Stern war im Jahr 1925 sage und schreibe 83 Jahre alt!!!
Zwei Jahte später verstarb er am 24.11.1928 in Breslau.

Gruss B.
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Musikmeister
Sa Feb 01 2014, 00:01
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
@Barnabás: für die Infos!
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Barnabás
Sa Feb 01 2014, 15:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Also hier noch die Angabe der Quellen in Sachen S. Stern.

Wo ich die Begebenheit des Weggang aus Berlin zwecks Ruhestand gelesen habe muß ich nocheinmal prüfen.
(Habe zu viele Bücher und Zeitungen, die ich nicht alle überblicken kann.)




Gruss B.

[ Bearbeitet Sa Feb 01 2014, 21:14 ]
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Grammo-Klaus
Sa Feb 01 2014, 19:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Ich bin begeistert, danke an alle.
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Calle
So Feb 02 2014, 13:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 18 2011, 10:57
Wohnort: Emmerich am Rhein
Beiträge: 292
Kant. steht doch für Kantor ?
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Barnabás
So Feb 02 2014, 20:59
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jul 04 2012, 20:37
Beiträge: 651
Hallo Calle,

ein Danke für Deinen Hinweis.
Den Zusatz „Kant“. hatte ich gar nicht gesehen.
Nach einen Blick in das Verzeichnis des Buches konnte ich feststellen, daß Kant tatsächlich für Kantor steht.

Gut! Nun machen sich zwei Möglichkeiten auf.
Erstens: Es handelt sich nicht um den Berliner Kapellmeister Stern.

Zweite Möglichkeit: Es handelt sich um den Kapellmeister Stern, dessen letzte musikalische Tätigkeit die eines Kantor in Breslau war.

Für Juden ist es nicht ungewöhnlich, daß sie gegen Ende ihres Lebens tiefer in den Glauben eingehen.
Da Stern Musiker war, wäre der Schritt in die „geistige Musik“ ein kleiner gewesen.
Ob Stern in Berlin auch gesungen hat weiß ich nicht. Aber möglich.

Als Belegt dieser Entwicklung bei jüdischen Musikern möchte ich hier Josepf Roman Cycowski anführen.
Der ehemalige Bariton der Comedian Harmonists arbeitete die letzten Jahre seines Lebens in den USA auch als Kantor.

Was ich aber sicher sagen kann ist, daß Stern 1925 Berlin verließ um beruflich etwas anderes zu machen.
Leider kann ich dafür zur Zeit keine Quelle angeben, da ich nicht weiß wo ich diese Aussage gelesen hatte.
Mal sehen ob ich den Artikel noch finde.

Danke und Gruss B.





[ Bearbeitet So Feb 02 2014, 21:27 ]
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Musikmeister
So Aug 24 2014, 16:17
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
Die Kapelle Stern kommt wirklich aus Wien, spielte während des 1.Weltkrieges u.a. in der Metropol-Bar im Metropol-Theater (nicht Metropol-Palast) sowie nach der Neueröffnung 1917 auch im ehemaligen Pavillon Mascotte im Metropol-Palast bis mindestens Juni 1918.

März 1917


Mai 1917


Juni 1918
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Formiggini
So Aug 24 2014, 17:08

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Bozner Zeitung, 5. November 1902, Seite 2 (Österreich):
"...Ein guter Teil des Erfolges gebührt endlich Herrn Kapellmeister Stern, der sich mit großem Eifer und liebevollem Verständnis der Einstudierung der Operette gewidmet hatte und unter dessen Leitung das Orchester seine Aufgabe vorzüglich durchführt. So kann denn Herr Direktor Knirsch mit dem gestrigen Abende durchaus zufrieden sein."


Den nächsten Artikel bitte im Zusammenhang der Zeit lesen...

Der Tiroler, 28. Februar 1903, Seite 4:
"Am 26. ds. hätte der Theater-Kapellmeister Stern sein Benefize (Freischütz) haben sollen. Für diesen Tag wurde es aber durch seine eigene Schuld unmöglich und mußte im letzten Augenblicke „Husarenliebe" eingeschoben werden. Trotzdem annoncierte er in der „Bozner Zeitung" auf eigene Faust, das Samstag den 7. März (1903) der „Freischütz" aufgeführt wird. Am 3. und 5. März haben aber schon Frau von Gyra, Frau Pichler und Herr Erich ihre Benefize und diese sind somit durch das Inserat des Herrn Stern sehr geschädigt.
Wir bemerken noch, daß Herr Stern ein Jude ist, also einer von den „Unartenlosen"."



2. Juni 1908


Im Frühjahr 1920 kam es im Adlon zu einem in der damaligen Presse breitgetretenen Skandal. Mehrere ehemalige Prinzen, Rittmeister und Erbprinzen lieferten sich nach gegenseitigen Beleidigungen (Es ging um die "Ehre" der werten Herrn) ein Handgemenge in Anwesenheit hoher Gäste im Hotel. Der Prozess zog sich über mehrere Tage und endete in Geldstrafen für die Angeklagten. Im Zuge der Verhandlung wurde auch Kapellmeister Stern verhört:

17. April 1920


Leider wird auch hier der Vorname des Kapellmeisters Stern nicht genannt. Ein Samuel mit passender Berufsbezeichnung (Kapellmeister oder Musiker) findet sich nicht in den Berliner Adressbüchern. Jedoch 1923 (und nur in diesem Jahr) ein Paul Stern, Musikdirektor.

Grüße
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berauscht
So Aug 24 2014, 18:24
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1989
Im Dezember 1914 / Januar 1915 spielte Kapelle Stern in den Reichshallen in Wien. Dort wurde das Orchester als Kapelle Stern vom Berliner Metropole-Palast beworben.


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berauscht
So Aug 24 2014, 18:38
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1989
Das Wiener Adressbuch sind 1901 angeführt:
Stern, Hugo und Stern, Julius. Beide Militärkapellmeister.
Julius Stern gibt im Jahr 1903 Componist als Beruf an.
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Formiggini
So Aug 24 2014, 19:27

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Diese beiden tauchen bereits 20 Jahre zuvor in einer Zeitung auf!




  • J. Stern - Kapellmeister

  • H. Stern - Pianist


steigen am gleichen Tag in ein und dem selben Hotel ab... Könnte es sich um Vater und Sohn handeln, wobei J. Stern als Kapellmeister der ältere wäre?

Ich denke den Samuel Stern (*1842) kann man von der Logik und den jetzt gesehenen Informationen immer mehr ausschließen:
  • "Unser" Kapellmeister Stern legte zwischen 1913 - 1925 eine beachtliche Reisefreudigkeit an Tage. 1913 (und zuvor) in Berlin (Anzeige Wien 1914: Kapelle Stern vom Metropol, Berlin), dann in Wien. Ab 1917 wieder in Berlin. Alles etwas viel für einen Mann von über 70 Jahren (1915)!


  • Eigentlich noch wichtiger - die Quelle für Samuel Stern. In dem Machwerk "Lexikon der Juden in der Musik" wurden Künstler mit dem Beruf aufgeführt den sie in Deutschland ausübten. Sollte "Samuel" Stern wirklich "unser" Kapellmeister Stern sein, hat er den Beruf Kantor nur in den letzten drei Lebensjahren als über 80jähriger ausgeübt. Es macht für dieses "Lexikon" überhaupt keinen Sinn ihn unter diesen Kriterien überhaupt zu führen. Der Kapellmeister Stern um den es hier geht war nachweisbar über 20 Jahre Kapellmeister in der leichten Muse. Unter dieser Bezeichnung (Kapellmeister o. Musiker) wäre er dann auch in dem Lexikon geführt gewesen. Aber keinesfalls als Kantor...


Mein persönlicher Verdacht: Unser Kapellmeister Stern entstammte einer Wiener Musikerfamilie und führte den Beruf seines Vaters fort. Hugo Stern...?

Grüße
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Formiggini
So Aug 24 2014, 19:56

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
1904 gastierte das Salzburger Operetten-Ensemble in Rosenheim. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Stern

Rosenheimer Anzeiger, 18. März 1904


1915 in Linz

(Linzer) Tages-Post, 13. November 1915
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Musikmeister
Do Aug 28 2014, 22:08
Autor
⇒ Mitglied seit ⇐: So Aug 21 2011, 21:23
Wohnort: Hamburg
Beiträge: 1096
Im Electrocord-Katalog 1931 taucht der Kapellmeister Stern als S.Stern wieder auf, mit Aufnahmen, die erst ca. im Herbst 1930 entstanden sein müssen und Stern war wohl immer noch im Berliner Adlon tätig.

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