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Deutsche Grammophon A. G. Monarch de Luxe No. 15b (1904). Deutsche Version des Gramophone Melba
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Starkton
Do Dez 25 2014, 12:16 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
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Beiträge: 1879
Deutsche Grammophon A. G. Monarch de Luxe No. 15b von 1904



MODELL: No. 15b (1904), Monarch de Luxe No. 15b (1904-05), Monarch Luxus 15B (1906)
SERIENNUMMER: D.G.A.G. 829 Rev.L.
JAHR: 1904-1905 (diese Ausführung)
DAMALIGER PREIS: 325 - 357 Mark; 300 Mark ab Mitte Oktober 1904; 340 Mark im Jahr 1906
GEHÃUSE: Eiche olivgrün gebeizt und gewachst. An den Seiten geprägte und, mit Ausnahme der Gehäuserückseite, bronzierte Messingbleche. An den Ecken Tragsäulen aus Messingguss.
PLATTENTELLER: 30 cm
TRICHTER: Modell T.A. I (1904-05; poliertes Messing), Blumentrichter (1906; rot, grün oder schwarz lackiertes Zinkblech)
MOTOR: 3-Feder
SCHALLDOSE: Gramophone & Typewriter Ltd. Exhibition

INTERESSANTE DETAILS:

  • Dieses Trichtergrammophon ist berühmt und bei Sammlern wegen seines schönen Jugendstilgehäuses begehrt. Bisher kannte man nur die schwarz lackierte (ebonisierte) Variante, genannt "Gramophone Melba". Mit dem für die Deutsche Grammophon-A.G. hergestellten Modell „Monarch de Luxe No. 15b“ stelle ich erstmals die Variante mit olivgrün gebeiztem Gehäuse vor.

  • Wie häufig zu beobachten wurde auch hier das Gehäuse in jüngerer Zeit überstrichen, und zwar mit rotbrauner Farbe, die sich zum Glück gut ablösen ließ. Im Inneren, teilweise unter einer dünnen, modernen Lackschicht, haben sich Reste der originalen Fassung erhalten, die als Vorbild für die Restaurierung dienten. Es gelang dadurch den ursprünglichen Farbeindruck weitgehend wiederherzustellen, wobei die alte Fassung im Gehäuseinneren unangetastet blieb. Nach umfangreichen Tests mit historischen Beizen erzielte die beauftragte Holzrestauratorin die besten Ergebnisse mit einer aus der Entstehungszeit dieses Trichtergrammophons stammenden, olivgrünen Pulverbeize.

  • Die Deutsche Grammophon-A.G. meldete den „Grammophon-Trompetenapparat Type 15b“ am 5. März 1904 unter der Nummer 21837 als Geschmacksmuster beim Musterregister des Deutschen Patentamts an.

  • Vermutlich plante die D.G.A.G. das „No. 15b“ als ihr aktuelles Spitzenmodell anschließend vom 7. bis 12. März 1904 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorzustellen. Dieses optisch auffällige Grammophon hätte in der deutschen Fachpresse deutliche Spuren hinterlassen müssen. Da dies nicht der Fall war wurde der Zeitpunkt der Markteinführung offenbar verschoben.

  • Die früheste mir bekannte Quelle für das No. 15B mit olivgrünem Gehäuse ist eine Zeitungsanzeige der Wiener Filiale der Deutschen Grammophon A.G. vom 10. August 1904, in der dieses Modell als "letzte Neuheit" für 420 Kronen, umgerechnet 357 Mark, angeboten wurde.



    Als "New Model De Luxe" bezeichnet, finde ich (vermutlich) die schwarz lackierte Variante in einer englischen Nachtragsliste für "Red Label" Schallplatten vom September 1904. Am 19. Oktober 1904 taucht das No. 15b ohne Abbildung und nähere Beschreibung in einer Werbeanzeige der D.G.A.G. in der Phonographischen Zeitschrift als „Chatulle No. 15b mit patentiertem Trompetenarm“ zum bereits reduzierten Preis von 300 Mark auf.

  • Kurze Zeit nach Markteinführung wurde dieses Modell in „Monarch de Luxe No. 15b“ umbenannt und erscheint unter diesem Namen, ebenfalls mit olivgrünem Gehäuse, im D.G.A.G. Grammophon-Katalog von August 1905, siehe Abbildung weiter unten, leider nur in Schwarzweiß. Erst durch das Auftauchen und die anschließende Restaurierung des hier vorgestellten Modells kann man sich eine Vorstellung machen, wie es wohl tatsächlich ausgesehen hat.

  • Im Jahr 1906, am Ende des Produktionszeitraums, erhielt das Grammophon den Namen „Monarch Luxus 15B" und serienmäßig einen wahlweise rot, grün oder schwarz lackierten Blumentrichter. Siehe Seite 2 dieses Threads. Das olivgrün gebeizte Gehäuse blieb unverändert erhalten, aber der Preis erhöhte sich aufgrund des neuen Trichters auf 400 Kronen, umgerechnet 340 Mark.


Monarch de Luxe No. 15b mit Schalldose für Pathe-Platten auf dem optisch hervorragend dazu passenden Jugendstil-Piedestal No. II de Luxe Link - Hier klicken







Die folgenden Aufnahmen wurden im Dezember mit Blitzlicht gemacht. Farbunterschiede kommen bei Normalbeleuchtung viel weniger zum Tragen.









Im Gehäuseinneren kann man in leicht bräunlichem Farbton die alte Fassung unter einer dünnen, modernen Lackschicht erkennen. Am Boden des Gehäuses ist, geschützt von einer Schmierfettschicht, noch unangetastete, originale, olivgrüne Farbe vorhanden.








Auf der Unterseite einer Plattenklemme von c. 1903 haben sich Reste von altem, olivgrünem Plattentellerfilz erhalten. Nachdem ich das "No. 15b" von der Restaurierung zurückerhalten hatte, habe ich den Filz neben eine frisch gebeizte und gewachste Gehäuseecke gelegt und ohne Blitz fotografiert. Wie man sieht passen der Farbton von Filz und Holzoberfläche perfekt zueinander. Es ist nur ein Indiz, allerdings gibt es mir weitere Sicherheit, dass die Rekonstruktion gut getroffen ist.




Katalogabbildung von August 1905 als weiterer Beleg für die olivgrüne Gehäuseausführung.





[ Bearbeitet Do Jul 04 2024, 23:43 ]
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Fehlmann1960
Do Dez 25 2014, 15:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Dez 19 2013, 15:39
Wohnort: CH- 4492 Tecknau
Beiträge: 456
Gratulation, ein wunderschöner Grammophon!!
Sieht ja wie neu aus!
Hier eine Zeitungswerbung vom Dez. 1906 aus Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
Preis für den Monarch 15b: 400.-- Kronen.


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Limania
Do Dez 25 2014, 20:05

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Mai 21 2012, 15:14
Beiträge: 1106
Ein wunderschönes Grammophon!
Meinen Glückwunsch zu diesem Schmuckstück!

LG Limania
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Hedensö
Do Dez 25 2014, 20:32

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 900
Tolles Gerät. Vielen Dank für die ausführliche Doku und die Bilder.

Das grün gefällt mjr außerordentlich gut!
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Starkton
Do Dez 25 2014, 21:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Vielen Dank für die netten Kommentare und 1000 Dank für die Zeitungsannonce. Immerhin ist damit klar, dass dieser Grammophontyp auch noch an Weihnachten 1906 zum Verkauf stand.

Ich hätte es viel lieber gesehen wenn das Grammophon nicht übermalt, sondern im Originalzustand, wenn auch etwas unansehnlicher mit ausgeblichener Beize, geblieben wäre. Daran hätte ich mich gewiss nicht vergriffen, zumal es vielleicht kein zweites davon gibt. Mit den Jahren wird hoffentlich die aktuelle Fassung nicht mehr so neu aussehen und ich habe ein gutes Gefühl, dass es dem "Original" damit immer näher kommt.

[ Bearbeitet Sa Dez 12 2015, 09:47 ]
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alang
Do Dez 25 2014, 21:25
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Hallo Stephan,

gratuliere zu diesem wunderschoenen Grammophon. Ein weiterer Hoehepunkt in Deiner exquisiten Sammlung. Es ist sehr schoen und dezent restauriert und wird sicher bald nicht mehr so neu aussehen. Frage: sind die Ornamente und Saeulen aus Messing?

Viele Gruesse
Andreas
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Starkton
Do Dez 25 2014, 21:42
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Update vom 26.01.2018:

Die Säulen sind offenbar matt vergoldet, siehe die Werbebroschüre von Bial & Freund auf Seite 2 dieses Threads. Grundmetall ist vermutlich Messing.

Bei den Reliefs an den Gehäuseseiten handelt es sich um geprägtes und anschließend bronziertes Messingblech, siehe Seite 2 dieses Threads. Das einfacher gehaltene Relief auf der Rückseite wurde nicht bronziert.

[ Bearbeitet Fr Jan 26 2018, 18:26 ]
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alang
Fr Dez 26 2014, 01:19
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Ah ja, Bronze macht Sinn. Sagt's ja auch im abgebildeten Katalog. Hab ich auf meinem Smartphone Bildschirm uebersehen.

Ich denke, das Geraet sieht jetzt fast wie aus dem Laden aus - vielleicht abgesehen von den Saeulen und dem hinteren Halbrund, die laut Katalog anscheinend auch mal bronziert waren. Das ist eine gute Restauration. Problematisch wird es meiner Ansicht nach nur, wenn Geraete "besser als neu" aussehen. Wie gesagt, herzlichen Glueckwunsch zu dieser gelungenen Wiederherstellung.

Nur aus Interesse, hast Du vorher Fotos zum Vergleich?

Viele Gruesse
Andreas
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Starkton
Fr Dez 26 2014, 06:17
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
alang schrieb ...

vielleicht abgesehen von den Saeulen und dem hinteren Halbrund, die laut Katalog anscheinend auch mal bronziert waren.

Ob diese Teile tatsächlich mal anders aussahen kann ich nicht sagen. Dazu fehlt das Vergleichsstück. Es sind jedenfalls keine auffälligen Spuren der Abnahme einer Patinierung erkennbar. Hier sind die Bilder von unserem Mitglied @Klangwolke vom Zustand der Auffindung: Link - Hier klicken
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Klangwolke
Fr Dez 26 2014, 06:46
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Jan 04 2014, 13:54
Wohnort: 4150 Rohrbach Österreich
Beiträge: 244
Ich bin restlos begeistert!!!
Das ist ja ein echtes Schmuckstück geworden - der Aufwand hat sich eindeutig gelohnt!
Pass nur auf, daß du es nicht zu viel direktem Sonnenlicht aussetzt. Meiner Erfahrung nach sind die alten Pulverbeizen nicht sehr UV-beständig. Speziell die Farben grün, rot und blau verblassen in der Sonne schnell und ändern den Farbton.
Gratulation zu dieser Arbeit - Das Grammophon hat eindeutig den richtigen Platz bei dir gefunden!!
Gruß Wolfgang
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Starkton
Fr Dez 26 2014, 07:04
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Hallo Wolfgang,

ich freue mich sehr über das Lob eines Mannes vom Fach. Ich werde Dir ewig dankbar sein, dass Du mir dieses Grammophon vermittelt hast!

Wegen der UV-Empfindlichkeit der alten Pulverbeize hat die Restauratorin der abschließenden Wachsschicht einen UV-Blocker zugegeben. Ich werde das No. 15b ganz bestimmt nicht in die pralle Sonne stellen, aber auch nicht in einen abgedunkelten Raum, da ich hoffe, dass die olivgrüne Fassung mit der Zeit wieder einen "Alterston" erhält.

Viele Grüße
Stephan
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alang
Fr Dez 26 2014, 07:16
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Starkton schrieb ...

alang schrieb ...

vielleicht abgesehen von den Saeulen und dem hinteren Halbrund, die laut Katalog anscheinend auch mal bronziert waren.

Ob diese Teile tatsächlich mal anders aussahen kann ich nicht sagen. Dazu fehlt das Vergleichsstück. Es sind jedenfalls keine auffälligen Spuren der Abnahme einer Patinierung erkennbar. Hier sind die Bilder von unserem Mitglied @Klangwolke vom Zustand der Auffindung: Link - Hier klicken


Ja, das ist bei so einem einsamen Ueberlebenden wirklich schwer zu sagen. Auch, was die im Katalog unter "bronziert" verstanden haben. Vielleicht nur etwas Patina, die sich von selbst wieder entwickeln wird? Sehr interessant ueber solche Dinge zu spekulieren. Vielleicht traucht ja doch noch mal irgendwo ein zweites Geraet auf, das dann weitere Fragen beaentworten hilft.

Wow, die Bilder hatte ich ganz vergessen. Ja, da hatte jemand sehr gruendlich robraun druebergebeizt.
Da kann ich nur umso mehr zur erfolgreichen Wiederherstellung gratulieren.

Andreas
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veritas
Sa Dez 27 2014, 19:11
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 543
Einfach herrlich, wie frisch aus dem Katalog bestellt!
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Webseite
Grammo-Klaus
So Dez 28 2014, 12:35
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hi Starkton, eine wirkliche SUPERMASCHINE, die du da bekommen hast. Respekt. Wenn man mal die damalige Zeit bedenkt, wer war denn damals dazu in der Lage ein solches Prachtgerät zu kaufen?? Fantastisch erhalten.
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Starkton
So Dez 28 2014, 19:36
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Grammo-Klaus schrieb ...

Wenn man mal die damalige Zeit bedenkt, wer war denn damals dazu in der Lage ein solches Prachtgerät zu kaufen??

Es gab damals nur eine sehr kleine Oberschicht als potentielle Kunden. Grammophone waren auch 1904 noch eine Neuheit, welche die allermeisten Leute nur von öffentlichen Konzerten und, als Geldeinwurfgerät, von Gastwirtschaften kannten. Das trug nicht gerade zum Ansehen in gehobenen Kreisen bei. Der Käufermarkt für solchen technischen Luxus musste also erst entwickelt werden.

Geräte wie das "No. 15b" und das "Melba" dienten der Grammophongesellschaft deshalb zunächst vor allem als Werbeträger und Schaustück, z.B. auf der zweimal jährlich stattfindenden Leipziger Messe. Ehrensache, dass der Erfinder der Schallplatte die prächtigsten und teuersten Geräte im Angebot hatte, auch wenn sie kaum einer kaufen konnte.

Um Deine Frage zu beantworten: Einige Kunden sind namentlich bekannt.
Zum Weihnachtsfest 1904, also vor exakt 110 Jahren, kauften sich Königin Alexandra von England (Gattin von König Edward VII.), König Alfons XIII. von Spanien, König Karl I. von Portugal und König Georg I. von Griechenland jeder ein "Melba" mit passendem Unterschrank und einem kompletten Satz Schallplatten von Nellie Melba, Enrico Caruso und Francesco Tamagno. Das ultimative Luxuspaket, sicherlich geschnürt von der Grammophongesellschaft zum Spezialpreis. Dafür durfte man auch damit werben, denn das beeindruckte die anderen Adeligen und reichen Bürger, die da nicht hinten anstehen wollten.
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Grammo-Klaus
Mo Dez 29 2014, 12:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jan 27 2014, 11:46
Wohnort: Im sonnigen Westfalenland
Beiträge: 577
Hallo Starkton, wow interessant wer damals prominenter Käufer war. Tja, Marketing ist halt alles. Wenn man mal bedenkt wie heute luxuriöse Güter: teure Autos, Armbanduhren usw. promotet werden, war das wohl damals auf der Weltausstellung der Wahnsinn.
Ich denke, das von einem solchen Gerät nicht mehr viele überhaupt erhalten sind, geschweige denn viele produziert wurden.
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Starkton
So Feb 01 2015, 16:18
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Ich habe versucht die Herkunft des Motivs für die bronzierten Reliefs an den Gehäuseseiten des Grammophons zu klären. Bisher ging man davon aus, dass es sich dabei um ein Portrait der Sängerin Nellie Melba handelt. Ich meine nicht, dass man das Abbild einer konkreten Person zuweisen kann. Die wallenden Stoffbahnen, welche die Büste wie einen Schleier umgeben, weisen jedoch in eine bestimmte Richtung.


Ich bin bei der Recherche sehr schnell auf ein Symbol des deutschen Jugendstils gestoßen, dem Relief der Serpentintänzerinnen des Münchner Bildhauers und Malers Franz von Stuck. Dieser hatte das Relief im Jahr 1895 zuerst zur Ausschmückung seiner Villa in Bronze und Gips ausgeführt, und danach in zahlreichen Varianten verkauft. Als Modell diente ihm seine Tochter Mary von Stuck.

Sowohl der Künstler als auch die Tänzerinnen waren kurz nach 1900, also zum Höhepunkt dieser künstlerischen Epoche, in Deutschland außerordentlich populär. Man kann davon ausgehen, dass Grammophonkäufer welche am Jugendstil Gefallen fanden den Zusammenhang sofort herstellen konnten. Es folgen Ausschnitte eines Gipsreliefs und eines Gemäldes.





Franz von Stuck ließ sich wiederum von der amerikanischen Tänzerin Loie Fuller inspirieren, welche in den 1890er Jahren in Paris große Erfolge mit Serpentintänzen feierte. Hier ist ein Fotoausschnitt.



Nicht auflösen ließ sich das Motiv des dichten Schmucksteinbesatzes zwischen den Stoffbahnen auf den Bronzereliefs. Offensichtlich wollte man, Stichpunkt "Horror vacui", alle freien Flächen füllen.

[ Bearbeitet Sa Dez 12 2015, 09:38 ]
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GrammophonTeam
Sa Feb 07 2015, 18:35
Seitenbetreiber

⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 04 2011, 14:54
Wohnort: Köln
Beiträge: 1826
Die Dame schien (in abgewandelter Pose) recht beliebt gewesen zu sein...




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Starkton
Fr Apr 03 2015, 12:01
⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Okt 05 2011, 21:47
Wohnort: Berlin
Beiträge: 1879
Beide Grammophone bieten noch mehr interessante Parallelen. Das Gehäuse des "Monarch de Luxe No. 15b" ist nämlich ebenfalls nicht geleimt, sondern mit Hilfe von unsichtbar im Inneren angebrachten Eisenwinkeln in den Gehäuseecken nur verschraubt, siehe Pfeilmarkierung unten. Vermutlich war es 1904 das erste Grammophon dieser Bauart. Vielleicht liest ein Historiker mit und kann mir sagen wann Metallwinkel im industriellen Möbelbau Einzug gehalten haben.

Ein großer Vorteil für die Restaurierung, denn die Einzelteile des zerlegten Gehäuses ließen sich so natürlich wesentlich leichter und sauberer vom alten Lack befreien. Die Bronzereliefs waren ebenfalls problemlos herausnehmbar.

Die olivgrünen Farbreste der alten Beize sind auf dem folgenden Bild gut zu erkennen, auch wenn sie teilweise unter einer dünnen braunen Lackschicht liegen. Da der Gehäuseboden aus einer anderen Holzart besteht, vermutlich Fichte, hat er die Beize anders aufgenommen, oder es wurde eine andere Beize verwendet. Auch hier ist die grüne Farbe original. Genauso wie der olivgrüne Lack auf der Innenseite des Bronzereliefs.



Beim "Amag-Novophon" von 1907 wird diese neue Konstruktionsart nicht versteckt, sondern ganz offen durch außen aufgeschraubte Eckbeschläge demonstriert.

Auf der Berliner Ausstellung für kleine Erfindungen von Mitte August bis Mitte September 1907 trafen beide Firmen, das heißt die Deutsche Grammophon A.G. und die noch junge Allgemeine Maschinen- und Apparatebau-Gesellschaft, zusammen. Übrigens als einzige Vertreter der phonographischen Industrie. Das "No. 15b" wurde zu dieser Zeit nicht mehr gebaut, hatte die AMAG aber ganz offensichtlich in mehrfacher Hinsicht inspiriert.
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