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Glätten von verformten Schellackplatten
Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
Autor Eintrag
Rundfunkonkel
Fr Jan 27 2012, 00:40 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Hallo in die Runde,

da mir heute mal wieder vier vollkommen krumme Platten beim Umräumen in die Finger kamen, dachte ich mir über die Glättung derselben einen kleinen Bericht zu schreiben. Zuerst mal der Ausgangszustand:





Ich sage nur: wie Achterbahn! Da im Winter draussen keine warme Sonne vorhanden ist habe ich die Platten Stück für Stück mit meinen Glasplatten auf meinem Holzofen langsam erwärmt, bis die jeweilige Schellack-Scheibe weich wurde:





Danach wurden die Glasscheiben mitsamt der jeweiligen Platte vom Ofen genommen, und irgendwo mit den Ecken auf den Stuhllehnen so abgelegt, dass die Glasplatten rundherum die Wärme langsam und gleichmäßig wieder abgeben konnten. Zum Schluss waren sämtliche Platten wieder vollkommen plan, und warten nun darauf endlich wieder abgespielt zu werden.







[ Bearbeitet Fr Apr 06 2012, 21:55 ]
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Hedensö
Fr Jan 27 2012, 07:33

⇒ Mitglied seit ⇐: Fr Jan 06 2012, 11:09
Beiträge: 900
Hallo RFO,
vielen Dank für deinen Bericht - das ist eine sehr gute Idee, die ich demnächst sicher mal anwenden werde.
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berauscht
Fr Jan 27 2012, 14:12
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1994
Wenn man grad keine zwei Glasscheiben zur Hand hat, funktioniert es auch mit Bodenfliesen 30x30cm (1. Wahl), auf dem Ofen sehr gut.
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Calle
Fr Jan 27 2012, 15:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Apr 18 2011, 10:57
Wohnort: Emmerich am Rhein
Beiträge: 292
Ich nehme da immer eine Platte Trespa (35 x 35 CM; Link - Hier klicken, völlig Flach und nahezu unzerbrechtlich.
Das ganze wird dann im Kombi-Ofen gelegt, Heißluft 100 Grad und nach 10 Minuten ist die Platte flach :-)

Nachteil von Glasplatten; die Glasplatte wird brüchig wie sie jedesmal erhitzt / abkühlt...
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Gast
Fr Jan 27 2012, 19:14
Gast
Anmerkung: vor Temperaturen von 100°C kann ich allerdings nur warnen !

Das ist eindeutig zu heiß ! Die Platte könnte dabei sehr schnell zu sehr "gebügelt" werden, sprich: bei solchen Temperaturen besteht die Gefahr, daß die Platte flacher gepresst wird, als sie vorher war. Folge: zittern des Tonarms oder gar regelrechtes wegpressen der Rillenvertiefung.

Eine Temperatur von nicht mehr als etwa 50°C ist vollkommen ausreichend und verhindert böse Überraschungen.

Außerdem ist immer eine möglichst gleichmäßige Erwärmung der Plattenober- und Unterseite zu empfehlen. Zur Not also mehrmals wenden, je nach verwendeter Wärmequelle.

Besonders wichtig ist auch das ganz langsame Abkühlen. Auch hier sollte es vermieden werden, die Glasscheiben auf eine kalte Fläche zu legen.

Das einseitige Erhitzen/Abkühlen verursacht Spannungen in der Schellackplatte und nur allzu oft sind solche Platten nach wenigen Tagen oder Wochen wieder (scheibar grundlos) wellig.

Zum langsamen Abkühlen hier meine Empfehlung: die Glasplatten mit der Platte auf eine halb aufgeschlagene Wolldecke legen und dann die Wolldecke zuklappen. So ist ein ganz langsames, beidseitig gleichmäßges Abkühlen gewährleistet.
Platte ruhig für 2-3 Stunden so auskühlen lassen.
So wird ein neuer Spannungsaufbau in der Platte weitgehend vermieden.

Noch ein Wort zu Fliesen o.ä. als Pressen. Das geht natürlich, aber ist unbedingt darauf zu achten, daß die Oberfläche wirklich spiegelblank und ohne die geringste Struktur ist ! Jede noch so feine Struktur der Pressfläche würde gandenlos diese Struktur auf die Oberfläche der Platte pressen > Störgeräusche!

Gruß, Nils

[ Bearbeitet So Dez 17 2017, 12:32 ]
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Rundfunkonkel
Fr Jan 27 2012, 23:54
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Ich finde auch, dass man die Temperatur nur gerade so hoch bringen sollte, dass die Platte sich wieder glatt legt. Die Glasplatten bei meiner Aktion hatte eine Temperatur, die ein Anfassen der Scheiben problemlos ermöglichte (ich schätze so um die 40° C). Die großen Scheiben haben den Vorteil, dass sie einerseits nur langsam die Temperatur ändern, zum anderen können sie am Rand so abgelegt werden, dass beide Seiten gleichmäßig abkühlen.



[ Bearbeitet Fr Apr 06 2012, 21:57 ]
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gramofan
Sa Jan 28 2012, 16:05
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Ich mache das ganz simpel: Platte auf die Arbeitsplatte unserer Küche (absolut plan und wegen der Dicke kaum verformbar), anschließend mit dem Haartrockner immer kreisförmig fönen und ab und an umdrehen. Auf diese Weise sieht man sehr schön, wann die Platte beginnt sich von selbst plan zu legen (Schwerkraft genügt). Anschließend sanft beschweren und langsam abkühlen lassen, fertg!
Als ausgemachter Energiesparer lege ich die Platten bei passendem Wetter auch mal in die Sonne zum Glätten - aber dazu reicht im tiefen Osten, weit hinter der Elbe, die Sonne nur selten.

[ Bearbeitet Fr Apr 06 2012, 22:52 ]
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schellackplatte
Fr Apr 06 2012, 21:44
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 23 2011, 11:33
Beiträge: 42

Als langjähriger Sammler habe ich es noch nicht geschafft Kunststoffplatten wie die Phonycord flexibel und die Biberphon wieder plan zu bekommen. Das hängt wohl auch daran, dass diese Platten beim Abspielen mit den Stahlnadeln sehr einseitig belastet wurden.
Hat aber von Euch einer eine Möglichkeit gefunden doch zu einem dauerhaften brauchbaren Ergebnis zu kommen?
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Webseite
Rundfunkonkel
Sa Apr 07 2012, 00:01
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1118
Hallo schellackplatte,

schau mal in diesen Parallel-Thread:

Link - Hier klicken

Dort geht es ebefalls unter anderem um wellige Phonycord flexible, und Idden zur Glättung.
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krammofoon
So Sep 09 2012, 10:04
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

unlängst habe ich ein kleines Konvolut 1947/48er AMIGAs erhalten, welche schon fast krummer als eine Banane waren. Bei zweien dieser Platten hat es mir jedes Mal den Tonarm dermaßen aus der Rille gehauen, dass es nicht mehr schön war.
Heute morgen habe ich mal etwas rumexperimentiert und mit zwei, drei Methoden versucht, die Dinger wieder halbwegs in Form zu bekommen.

Für mich am praktikabelsten war dann schlussendlich die Null-Euro-Baumarkt-Methode, die wie folgt aussieht:

man holt sich für lau im örtlichen Baumarkt vier Stück 10mm dicke Marmorfliesen im Format 300x300 mm. Für lau geht insofern, dass man nach Musterfliesen fragt und die i. d. R. auch gratis bekommt.
Dann Backofen (hier Umluft) ausräumen und ca. 5 Minuten lang bei 70 Grad mit zwei von den Fliesen vorheizen.
Dann die erste Platte zwischen die Fliesen und je nach Verzugsgrad zwischen 4 und 6 Minuten erwärmen.
Danach raus aus dem Ofen und zwischen den beiden anderen Fliesen für ca. 5 Minuten auskühlen lassen. Diese Zeit reicht völlig.
Durch das jeweilige Gewicht der Fliesen und die langsame Auskühlung werden die Schellackplatten schön plan. Auch hat die nicht all zu hohe Temperatur den Vorteil, dass sie nicht "matschig" werden, bzw. gar platt gedrückt, was natürlich den Tod der Rillen bedeuten würde.
Es ist gerade so die Temperatur, bei der sich die Scheiben plan legen. Kann man schön dabei zusehen ;-)
Umluft ist kein Problem, da die Fliesen - zumindest - 25-cm-Platten rundum abdecken.
Ich habe auch mit mehreren Platten (3 Stück zu 6 Minuten) aufeinander experimentiert und kann - für mich - sagen, dass - zumindest bei diesen AMIGAs hier - das auch kein Problem ist. Mit dem Messschieber gegen kontrolliert ergab sich keine Verdünnung der Platten, bzw. gar ein aufeinander haften oder Verkleben!
Was allerdings etwas diffizil ist, ist, wenn die Platte in der Mitte, z. B. wegen des Labels oder einer Mittellochverstärkung dicker ist.

Ich bin sogar am Schluss hin und habe alle Platten nochmals aufeinander für weitere 6 Minuten erwärmt und jetzt ca. 60 Minuten auskühlen lassen. Für das schlechte Material welches diese alten AMIGAs haben, sieht das Ergebnis - zumindest subjektiv für mich - top aus.

Gruss
Georg







[ Bearbeitet So Sep 09 2012, 10:07 ]
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Malte
So Apr 19 2015, 18:32
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 17 2013, 19:48
Beiträge: 56
Hallo,

habe vorhin erstmals Platten geglättet mit der Backofen-Methode. Die ersten beiden Platten sind nun glatt und lassen sich auch problemlos abspielen. Bei der dritten allerdings hängt die Nadel (Plattenspieler) im ersten Drittel jeder Seite. Ab dem zweiten Drittel läuft sie durch.
Kann man das wieder hinbekommen z.B. durch Abspielen mit einer Stahlnadel auf einem Grammophon oder sind die Rillen verloren?

MfG
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alang
Mo Apr 20 2015, 00:45
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Jun 12 2012, 19:52
Wohnort: Delaware, USA
Beiträge: 660
Ein aehnliches Problem hatt ich mit ein paar Platten nach dem Umzug nach USA. Scheinbar war's im Containerschiff doch recht warm. Ich hab's mit ein paar mal Abspielen auf einem Grammophon mit starken Motor wiedr spielbar bekommen. Ein Einfedermotor war allerdings zu schwach, also weiss ich nicht, ob's ein Koffer schaffen wuerde.
Viel Glueck
Andreas
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Malte
Mi Apr 22 2015, 17:05
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 17 2013, 19:48
Beiträge: 56
Danke, Du machst mir Hoffnung. Jetzt muss ich mir nur noch einen Grammophon-Besitzer suchen.
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Shellady
Mo Sep 12 2016, 21:13
⇒ Mitglied seit ⇐: So Sep 11 2016, 10:34
Wohnort: München
Beiträge: 105
Also gramofan. Hier im Osten an der Elbe reicht die Sonne gerade sehr gut ;) Ich habe auf einen Tip hin die gewellte Platte einfach aufs Fensterbrett gelegt, Glasplatte drauf und den Rest hat die Sonne gemacht. Wie neu :)
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gramofan
Mo Sep 12 2016, 21:24
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1175
Shallady schrieb ...

Also gramofan. Hier im Osten an der Elbe reicht die Sonne gerade sehr gut ;) Ich habe auf einen Tip hin die gewellte Platte einfach aufs Fensterbrett gelegt, Glasplatte drauf und den Rest hat die Sonne gemacht. Wie neu :)

Die Südlage machts's! Bei Dresden wird ja auch Wein angebaut. In Brandenburg nicht. ... aber bei diesem Sommer hätte ich auch hier in der Tat mehr Platten in der Sonne glätten können, als ich verzogenes Ausgangsmaterial habe .
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