Julian Fuhs Orchester



Herr General Direktor Julian Fuhs


Im Adressbuch 1916 von New York war die Firma "Balalaika Orchestra" noch ein 1-Mann Unternehmen bestehend aus Julian Fuhs (Direktor) und Alexander Kirilloff als Dirigent. Kirilloff (im Gegensatz zu Fuhs ohne amerikanische Staatsbürgerschaft) war zu diesem Zeitpunkt Angestellter im Unternehmen Fuhs (siehe Kapitel Anhang). Im Mai 1917 wurde Fuhs zum Militär gemustert. Nach eigener Aussage leistete er auch den Militärdienst ab. Irgendwann zwischen 1917 und 1919 gründete sich eine neue Musikagentur, die Slavonic Orchestras. Teilhaber waren Alexander Kirilloff, Alexander Basy und Julian Fuhs als General Manager (Direktor/Agentureigner). Über die Agentur waren zum Jahresanfang 1920 folgende Orchester (Künstler) buchbar:

  • ..für Empfänge, Tanzveranstaltungen, Tees (private Feiern), Musicals, Dinners usw. empfehlen wir

    • RUSSIAN BALALAIKA ORCHESTRA
      - Newport - Tuxedo Park
      - Bar Harbour - Washington
      Erfolgreiche Engagements!

    • ROYAL SERBIAN TAMBURITZA ORCHESTRA

    • ORIGINAL CZECHO-SLOVAC ORCHESTRA

    • THE SOCIETY DANCE ORCHESTRA

    • THE REFINED JAZZ ORCHESTRA
      San Francisco Style

    • NATIVE SINGERS
      (Volkssänger)

    • NATIONAL DANCERS
      (Volkstanzgruppen)

    • OTHER NOVELTIES
      (weitere Novitäten)


Nicht nur trat Julian Fuhs als Pianist in den besten Häusern New Yorks auf, zusammen mit seinen Geschäftspartnern hatte er nun auch eine eigene Agentur. Unser "kleiner Einwanderer" mauserte sich vom Pianisten in kleinen Cabarets zum Impresario, Manager und Agenten mit eigenem Stall. Sein Orchester No.1 blieb wohl das Russian Balalaika Orchestra. Das er zusammen mit Alexander Kirilloff für die Victor Schallplatten aufnahm lässt vermuten, dass er auch weiterhin in den verschiedenen Orchestern als Pianist arbeitete. Zumindest ein weiteres Orchester unter den Fittichen von Julian Fuhs und der Slavonic Orchestra Agentur schaffte es auf Schallplatte. Höchstwahrscheinlich organisierte die Orchesteragentur unter Fuhs die Aufnahmen mit den Schallplattenfirmen.



Das Royal Serbian Tamburitza Orchestra kam um 1916 aus Wien in die USA. Der herausragendste Solist des Orchesters war der Geiger Stevan Zerbes. Wie auch das Balalaika Orchester, spielte dieses "Serbische" Orchester in teuren Hotels und gehobenen Adressen von New York. Erste Aufnahmen entstanden 1918 für Emerson Records. Nach mindestens zwei Sitzungen für die "Victor", dann auch Ende 1920 für "Columbia. Zu diesem Zeitpunkt stand das Orchester unter dem Management von Julian Fuhs.

Auftritte des Orchesters finden sich im Rundfunk bis mindestens Ende der zwanziger Jahre.


Alexander Basy (1882 in Russland geboren, gestorben 1937 in Amerika) brachte als Impresario seit den frühen 1910er Jahren russische Orchester, Ballettgruppen und Chöre nach Amerika. Er selber hielt sich seit c. 1906 in den USA auf. Auch nach dem Weggang seines Geschäftspartner Fuhs organisierte Basy weiterhin Tourneen russischer Künstler.



In den zeitgenössischen Magazinen findet sich, zumindest kurz, auch das ORIGINAL CZECHO-SLOVAC ORCHESTRA. Für die anderen Orchester, vor allem für das REFINED JAZZ ORCHESTRA fehlen (leider) jede Spuren. Aber - es zeigt, schon vor seiner "zweiten Karriere", in Deutschland ab 1924, beschäftigte sich Julian Fuhs in den USA mit der modernen Musik "Jazz"; und sei es auch nur als Direktor einer Musikagentur...

Am 22. Mai 1920 schifft sich Julian Fuhs nach Europa ein. Hierfür muss er einen (amerikanischen) Reisepass beantragen. Dies tut er am 30. April 1920. Als Beruf gibt er gegenüber den Behörden an: Impresario & Agent - Geschäftsadresse: 143 West 85 Street, New York. Als zu besuchende Länder nennt er England, Frankreich, Holland, Schweiz. Als Grund der Reise: Er will für seine Firma Slavonic Orchestras Kontakte in Europa knüpfen, Notenmaterial und Instrumente kaufen, sowie seine Kompositionen vermarkten und (seit vor dem 1. Weltkrieg) bestehende Geschäftskontakte pflegen.





Außerdem muss Fuhs einen Zeugen benennen für seine "berufliche Herkunft". Der Komponist, Agent und Musiker Sixto Busconi stellt ihm gegenüber den Behörden folgenden Brief aus:



Hiermit bestätige ich: Julian Fuhs, den ich bereits seit einigen Jahren kenne, war in dieser Zeit Impresario und Direktor verschiedener Orchester...
S. (Sixto) Busconi
Orchester und Sänger
254 West 44th Street
(Nähe Times Square)


Sixto Busconi eröffnete 1923 auf Coney Island einen eigenen Tanzpalast. Das "Danceland". Zur Eröffnung spielte auch die "Original Dixieland Jazz Band". Zur gleichen Zeit leitete er die Band "Busconi´s Broadway Syncopators"...

Julian Fuhs kam am 25. August 1920 wieder in New York an. Im Dezember 1920 entsandt die erste Plattensitzung des Russian Balalaika Orchestra (Alexander Kirilloff) seit 1911. Im Mai 1921 die Aufnahmesitzung mit Kirilloff (Victor). Daraufhin (im Mai und September 1921) weitere Platteneinspielungen des Balalaika Orchesters.

Am 22. Mai 1922 beantragt Julian Fuhs erneut einen Reisepass. Diesmal will er zusammen mit seiner Frau Stella Europa besuchen. Angegebener Beruf: Manager & Agent. Zielländer: Deutschland, Frankreich, Dänemark, England, Österreich. Reisegrund, wie schon zwei Jahre zuvor, Geschäftsbeziehungen, Kauf von Noten & Instrumenten für seine Firma Slavonic Orchestras. Diesmal bestätigt ihm ein Alfred Adler (Künstler-Vertretung) leitender Direktor der "Slavonic Orchestras" zu sein.






Am 22. Mai 1922 verlässt Julian Fuhs (zusammen mit seiner Frau), an Bord des Schiffes "George Washington" Amerika. Erst ein gutes Jahr später, im August 1923 kehrt er wieder in seine neue Heimat zurück. Seine Agentur, das Blalaika Orchester, seine Geschäftskollegen sieht er für ein gutes Jahr nicht mehr.


Im Juni 1923 wird Julian Fuhs auf dem amerikanischen Konsulat in Berlin die Einreise in die (damalige) Tschechoslowakei genehmigt. Grund der Reise: seine "Gesundheit". Die Berliner Adresse ist zu dieser Zeit die Bleibtreustrasse 33; bei seinen Eltern. Julian Fuhs kehrt (zusammen mit seiner Frau) erst am 14. August 1923 wieder nach Amerika zurück. Was genau er in diesem guten Jahr in Deutschland machte ist ungeklärt. Den Geschäften der Firma Slavonic Orchestras dürfte die Abwesenheit ihres Direktor von über einem Jahr jedoch nicht gut getan haben...


Zurück in Berlin



(*1)



Möglich das ihn (Fuhs) der Ruhm des amerikanischen Whiteman Orchesters nicht schlafen ließ, möglich auch das er nur ein Geschäft machen wollte - jedenfalls spielte er eine Art Symphonie Programm mit Tondichtungen "ernsthafter" amerikanischer Jazzkomponisten und einigen solistischen Beigaben. Mit nicht geringem Erstaunen stellte ich fest, das sich unter den 23 Musikern auf dem Podium 10 Gesichter befanden die unzweifelhaft Herren aus dem Berliner Symphonieorchester gehörten.
Herr Julian Fuhs hat also fast die Hälfte seiner "Kapelle" - und sicher nicht die schlechtere - aus Musikern rekrutiert, die mit Jazz sonst nichts zu tun haben.
Ernst Schliepe, Deutsche Tonkünstler-Zeitung 1927



Zwar führte er in den USA als Musiker und Musikagent ein eigenes Unternehmen; Julian Fuhs schaffte es aber wohl nicht auf den „Jazz & Hot Dance“ Zug auf zuspringen, der vielen Musikern zu Beginn der zwanziger Jahre in Amerika Bekanntheit verschaffte. Ein wie auch immer geartetes „Angebot“ aus seiner alten Heimat dürfte für Fuhs willkommen gewesen sein. In New York war er nur einer von vielen Tausend fähigen Musikern in der Unterhaltungsindustrie, für Berlin stand er um 1924 recht einzigartig da…

Die Rückkehr nach Deutschland (nun als „Amerikaner“) im Spätsommer 1924 soll auf Einladung des Theaterregisseur Max Reinhardt erfolgt sein. Dieser reiste auch tatsächlich im November 1923 nach New York. Sehr gut vorstellbar, dass sich Reinhardt und Fuhs Ende 1923 oder Anfang 1924 in New York kennen lernten. Laut einer kurzen (amerikanischen) Zeitungsnotiz vom 24. August 1924 bereiten sich „Mr. & Mrs. Fuhs“ auf ihre Seereise nach Europa vor.




Bevor Reinhardt wieder nach Deutschland reiste, fand er zumindest die Zeit in New York am Broadway „Das Mirakel“ zusammen mit Erik Charell zu inszenieren.

Aus dem Revue-Heft "An Alle" - 1924






Als Reinhardt wieder in Berlin zurück war, übertrug er Erik Charell und seinem älteren Bruder Ludwig die Leitung des Großen Schauspielhaus in Berlin, das zu den Reinhardt-Bühnen gehörte.
Hier brachte Charell ab Herbst 1924 seine erste Revue „An Alle“ auf die Bühne. Ein großes Spektakel unter anderem mit Claire Waldoff, Margo Lion, Wilhelm Bendow und den Original John-Tiller-Girls aus London. Eine eigene Szene bekam ein gewisser „Mr Julian Fuhs (aus New York)“ mit seiner „Follies Band“.

Die Follies Band im Großen Schauspielhaus 1925




Die Revue war ein Riesenerfolg, nicht nur für Charell – auch für unseren Orchesterleiter. Anfang 1925 hatte Julian Fuhs gleich zwei Engagements: Neben Auftritten in „An Alle“ ist er mit seiner Band auch im noblen „Mercedes-Palast“ zu hören.




Die Follies Band im Mercedes-Palast 1925 (Mit Julian Fuhs am Klavier)








Ab Sommer 1925 parallel in der Haller-Revue „Achtung! Welle 505“. Hier wird er annonciert als: „Mr. Julian Fuhs Follies Band – Die beste Jazz-Band der Welt!“. Auftritte aber auch z.B. im Kasino der „Scala“, wo ihm und seiner Jazz-Band im Februar 1925 eine recht wohlwollende Kritik gewidmet wird:










Sehr schnell wurde auch die Schallplattenindustrie auf das Orchester aufmerksam. Bereits im Januar 1925 entstanden für die „Homokord“ die ersten Einspielungen. Bis Oktober 1925 nahm Fuhs für diese Firma rund 30 Titel auf. Im November 1925 dann eine einzige Sitzung bei der VOX aus der nur zwei Titel (eine Platte) resultierten.


Julian Fuhs dirigiert die Tiller Girls als Jazzband, die Musiker sind entsetzt - lustige Szene aus der Haller-Revue "Achtung! Welle "505" 1925/26







Die Fuhs-Band in der Haller-Revue "Achtung! Welle "505" 1925/26



Neben regelmäßiger Teilnahme an Bällen und einer Deutschland-Tournee Anfang 1926, fand Julian Fuhs mit seinem Orchester festes Engagement im noblen „Eden Hotel“ in Berlin. Hier spielte er sowohl Nachmittags zum Tanztee, als auch bis tief in die Nacht bei anderen Feiern. Ab etwa August 1926 nahm der Orchesterleiter dann (meist als „Julian Fuhs und sein Orchester“) für die Electrola auf. Er war nun „groß im Geschäft“…




1926


Im Juni 1926 war der amerikanische „Jazz-König“ Paul Whiteman mit seinem Orchester (während einer Europa Tournee) auch zu einem Gastspiel in Berlin. Sein „Symphonischer Jazz“ machte auf viele Kapellmeister in Deutschland großen Eindruck – so auch auf Julian Fuhs (dem Whiteman im Eden-Hotel sogar einen Besuch abstattete). Bei Auftritten wurde das Fuhs-Orchester immer häufiger vergrößert und auch um Streicher ergänzt. Im Frühjahr 1927 wechselte er nochmals die Schallplatten-Firma und nahm nun für die Lindström mit ihren Marken Beka, Odeon und Parlophon auf. In diese Zeit fallen auch einige, recht bombastische „Jazzsinfonische“ Aufnahmen.

Das Orchester im Januar 1926 im Eden Hotel


Quelle: Rainer E. Lotz - Hot Dance Bands in Germany, Jazzfreund- Publ. Nr. 21 b, 1982


21. Dezember 1926


Die Follies Band 1925 in "Wildwestmädel" im Neuen Theater am Zoo




Fester Auftrittsort ist nun das neu eröffnete „Palais am Zoo“ (Berlin). Gastspiele aber auch zum Beispiel in Hamburg in der Operette „No, No Nanette“.



Am 19. Oktober 1927 leitet er mit seinem (um einige Musiker der Berliner Philharmoniker erweiterten) Orchester die Aufführung von George Gerswhins „Rhapsody in Blue“ und Ferde Grofés „Mississippi Suite“ im Berliner Bachsaal mit Mischa Spoliansky als Solist am Flügel. Das Konzert findet wohlwollende Kritik und wird auch (auf zwei Plattenseiten) für die Parlophon aufgenommen. Bei dieser Aufnahme handelt es sich um die erste Einspielung der „Rhapsody in Blue“ in Europa überhaupt. Entsprechend entstehen Aufnahmen nun auch als „Julian Fuhs Jazz-Symphoniker“ oder auch „Julian Fuhs und sein Konzert-Orchester“.

Rhapsody in Blue
20. September 1927

Tonquelle: AHRC Research Centre for the History and Analysis of Recorded Music
CHARM
Parlophon-Besetzung “Rhapsody In Blue” mit den Solisten Mischa Spoliansky (Klavier) und Billy Bartholomew (Klarinette)


Fotomontage Elegante Welt aus Anlass der ersten europäischen Aufnahme von Gershwin’s „Rhapsody In Blue“.

„Julian Fuhs hat vom Flügel her den sinfonischen Jazz erobert. In seinem Orchester haben sich alle solistisch besetzten Instrumente, vom Saxophon zur gestopften Trompete, von der Violine bis zum Banjo, in Eins verschmolzen – in ein einziges Instrument, auf dem dieser vom Rhythmus Besessene in äußerster Virtuosität spielt. Denn wirklich, dieser Pianist-Dirigent steht so mitten in seiner Jazz-Band, daß es scheint, als entspränge jeder einzelne Ton dieser unerhörten Kontrapunktik, der differenziertesten Synkope, jeder Nuanceneffekt nur seinem eigenen Gedanken, nur dem blitzschnellen Griff seiner eigenen Hand: suggestive Beherrschung des Orchester-Apparates.“




Hamburg, 9. Dezember (1927) - Julian Fuhs (Fuchs), "Berlins Jazz König", ist an Bord des Dampfers "New York" auf dem Weg in die USA. Er will sich über die neuesten Ideen im Jazz informieren.

Im Dezember und Januar 1927/28 besucht Fuhs zusammen mit seiner Frau Amerika und Kanada. In Montreal, der Geburtsstadt seiner Frau, gibt er der örtlichen Zeitung ein Interview in dem er u.a. seine Auffassung von „Jazzmusik“ und Rhythmik wiedergibt.

Deutscher Jazz-König besucht Montreal

Julian Fuhs berichtet das sein Land nun moderne Musik akzeptiert

Die drei Elemente des Jazz

Rhythmik, Melodie und Orchestrieren sind wichtig für europäische Kapellmeister



Julian Fuhs, der Jazzkönig Deutschlands, ist über Weihnachten und Neujahr in Montreal. Mit Frau Fuhs (ehemals aus Montreal), logiert er im Ritz Carlton Hotel.Sie besuchen Frau Fuhs Mutter, Frau R. Lemlein die ebenfalls im Ritz Carlton wohnt. Julian Fuhs genießt in der Jazz Welt Deutschlands die selbe herausragende Position wie Paul Whiteman in Amerika. Sie sind auch enge Freunde. Mr. Fuhs lebte von 1910 bis 1924 in New York. 1924 kehrte er nach Deutschland zurück, mit sich nahm er die Botschaft des amerikanischen Jazz.

Zuerst erzählte Mr. Fuhs letzten Abend bei einem Interview, das die Deutschem dem Jazz gegenüber nicht sehr positiv eingestellt waren. Sie hatten das Vorurteil, dies sei alles „zu viel Lärm". Wie auch immer, Mr. Fuhs wusste positives zu berichten zu der heutigen Einstellung. „Jazz Musik wird heutzutage aber quasi von allen gewürdigt," sagte Mr. Fuhs, „mit Ausnahme einiger Nationalsozialistischer Sauertöpfe, welche sich immer noch den Wiener Walzer zurück wünschen."

Mr. Fuhs berichtete weiter, das am 19.Oktober (1927) als er und sein Orchester ein Jazz symphonisches Konzert im Bach Saal (?) Berlin gaben, die 1500 Sitzplätze nicht ausreichten und hunderte ohne Einlass wieder gehen mussten. „Wenn ich mein nächstes Konzert gebe, wird dies in einem Saal mit 3000 Plätzen sein", fügte er hinzu.

Symphonische Jazzkonzerte sind eine der Spezialitäten Fuhs. Seines Wissens nach ist er der einzige auf dem europäischen Kontinent, der ähnlich wie Paul Whiteman in den USA ein solches Orchester dirigiert. Jack Hylton führt ein ähnliches Orchester in London.

Rhythmus ist eine Leidenschaft von Mr. Fuhs, wie er zu gibt: „Für mich zählt als erstes der Rhythmus, dann die Melodie und letztendlich das Arrangement. Wenn du diese drei vereinigen kannst, wirst du zum Meister."
„Es gibt nur eine Kritik die ich den amerikanischen Orchestern mitgeben will. In ihrem Bestreben etwas spezielles zu schaffen, vernachlässigen sie den Rhythmus. Rhythmus ist aber die Sache die die Tänzer unterstützt, es ihnen erleichtert zu tanzen, sie leichter auf den Füßen macht, ihnen den Antrieb gibt zu tanzen, ihnen das Gefühl vermittelt tanzen zu müssen.

In Montreal sehe ich das die Menschen gerne tanzen. Es macht mir auch den Anschein das sie gute Orchester erkennen. Ich vermisse hier nur die verschiedenen Tänze. Man spielt hier fast ausschließlich Foxtrotts - gelegentlich mal noch einen Walzer während des Abends. Es gibt quasi nie einen Tango. In Deutschland ist jedes dritte Stück ein Tango. Ich bin mir sicher das Kanadier und Amerikaner auch mehr Tango tanzen würden, wenn sie wüssten wie man den „neuen" Tango tanzt. Der „neue" Tango ist sehr einfach, eigentlich genauso einfach wie der Foxtrott, aber mit wesentlich mehr Anmut. Das Problem ist, jeder denkt Tango sei schwierig zu tanzen. Dies mag für den "alten" Tango gegolten haben, trifft aber in keiner Weise auf den „neuen" Tango zu. Auch Slowfox ist in Deutschland recht beliebt."
...
Nach den Neujahrs Feiertagen wird Mr. Fuhs zusammen mit seiner Frau einige Zeit in New York verbringen, bevor er wieder nach Deutschland zurückkehrt.
Montreal Gazette, Dezember 1927


1927


Wieder in Berlin entstehen die letzten Aufnahmen für die Lindström im April 1928.


(*2)


Fuhs konzentriert sich nun überwiegend auf seine öffentlichen Auftritte. Im November 1928 wechselt er wieder in das Eden-Hotel, sein Orchester spielt aber auch im neuen „Femina-Palast“ in der Nürnbergerstraße zum Tanz.





Sammlung Gramofan

Julian Fuhs in der FEMINA
(Oktober 1929)

Die Bilder stammen aus dem Nachlass des Posaunisten Henri van den Bosch. Henri van den Bosch ist auch auf den 1929er Ultraphon Aufnahmen zu hören.



Henri van den Bosch (tbn), Martin Helsmortel (tpt), Mischa Michaeloff (bjo). Identifikation durch van den Bosch.




Ab Frühjahr 1929 nimmt er exklusiv für die neue Schallplattenmarke „Ultraphon“ auf. In die gleiche Zeit fällt vermutlich auch die Scheidung von seiner ersten Frau. Stella Fuhs schifft sich am 20. Februar 1930 von Bremen aus wieder in die USA ein. Mit ihr reist ein gut 14 Jahre jüngerer Amerikaner. Beide geben eine gemeinsame Wohnadresse in Brooklyn, New York an.

1927 eröffnet im Ostseebad Zoppot (Heute in Polen) das Grand Hotel Sopot mit seinem Kasino. Vermutlich um 1929/30 spielte hier auch Julian Fuhs. Diese Photographie stammt ebenfalls aus dem Nachlass von Henri van den Bosch, welcher in einem Gespräch folgende Musiker identifizierte:



Henri van den Bosch (tbn), Martin Helsmortel (tpt), Mischa Michaeloff (bjo) - Optisch handelt es sich um den gleichen Schlagzeuger der Femina Band.

Bereits Ende 1929 (November/Dezember?) heiratet Julian Fuhs erneut. Seine zweite Frau Elisabeth „Lily“ Löwenthal stammte aus Wien und war wie Fuhs jüdischen Glaubens.





Die Aufnahmen für die Ultraphon verkauften sich recht erfolgreich, jedoch wurden immer häufiger Tagesschlager aufgenommen. Inwiefern Fuhs bei den Einspielungen sein reguläres Orchester verwendete, ist nicht mehr überliefert. Faktisch wurde bei den Studiositzungen die Band auch immer wieder um Musiker ergänzt, die bei der Ultraphon unter Vertrag standen. Die letzten Aufnahmen wurden etwa im Januar 1931 gemacht, dies sind nun „nur noch" reine Studiobesetzungen.
1932





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