Der Grammophon Motor - Aufbau und Wartung
- (A), (B) Boden- und Deckplatte, hält quasi den Motor "zusammen".
- (1) Plattenteller (Mehr: Link - Hier klicken )
- (2) Antriebswelle (Plattentellerachse / Motorachse)
- (3) Kurbelachse (Hier wird die Kurbel aufgesteckt).
- (4) Fliehkraftregler (Geschwindigkeitsregulator) Mehr: Link - Hier klicken
- (5) Hebel um die Geschwindigkeit einzustellen.
- (6) "Getriebe" - Über verschiedene Zahnräder wird die Kraft der aufgezogenen Federdose auf die Antriebswelle übertragen.
- (7) Federdose (Mehr: Link - Hier klicken )
- (8) Zahnkranz zum aufziehen der Feder.
Wie man hier sieht kann der Motor auch anders aufgebaut sein, z.B. mit einem stehenden oder liegenden Fliehkraftregler usw. Der grundlegende Aufbau und die Funktion bleibt jedoch gleich.
Grammophon Motor um 1910
Sieht der "neue" Grammophonmotor so aus, muss der Rost zunächst mechanisch grob entfernt werden. Zum weiteren entrosten kann man dann auch nach > dieser Methode < vorgehen. Um einen Ausbau der Feder und neues fetten wird man bei diesem Zustand nicht vorbei kommen.
Zwischen Deckplatte und Motorbrett befinden sich fast immer dickere Gummischeiben (Pfeile). Diese (sollen) verhindern, das sich Vibrationen des Grammophon Motor auf die Schellackplatte und Schalldose übertragen. Sind diese Gummidämpfer ausgehärtet, sollten sie gegen neue, weiche ersetzt werden. Fündig wird man meist in Sanitärabteilungen bei den Dichtungen. Auch kann man sich aus stärkeren Gummimatten o. ä. neue Dämpfer zuschneiden - sie müssen nicht unbedingt rund sein...
Die Kurbel wird auf die Kurbelwelle meist aufgesteckt und durch einen Dorn gehalten (rechtes Bild), oder aufgeschraubt (links). Dabei kann sowohl die Kurbel, wie auch die Kurbelwelle das Gewinde tragen. Um eine aufgeschraubte Kurbel zu lösen, muss diese entgegen dem Uhrzeigersinn abgedreht werden - also in die entgegengesetzte Richtung, wie der Grammophon Motor normalerweise aufgezogen wird.
An der Kurbelachse befindet sich fast immer eine kleine Rückstellfeder. Diese kann sich lösen, und muss dann wieder eingehängt bzw. an der Deckplatte befestigt werden. Ist diese Feder gebrochen, kann man sich mit Hilfe eines Schraubstockes und Federdraht recht einfach eine neue "bauen".
Zwar sieht dieser Motor noch ganz gut aus, trotzdem sollte das alte (dunkle) Fett entfernt und durch neues ersetzt werden. Hintergrund: In dem alten Schmierfett hat sich Staub und Metallabrieb angesammelt. Durch diese Verunreinigungen wirkt es wie eine "Schleifpaste" und erhöht die Abnutzung der Gewinde und Zahnräder beim Lauf.
Altes Fett, Schmutz und Öl sollte also entfernt (gegebenenfalls mit Verdünnung oder Bremsenreiniger festsitzendes Fett lösen und abwaschen) und durch neues ersetzt werden. Hier gilt: Weniger ist mehr! Zu viel Fett bindet wieder Schmutz und Staub. Generell reicht es alle Metallteile, beweglichen Gewinde usw. mit einem säure- und harzfreien Leichtöl abzureiben. Dies schützt auch die blanken Metallteile vor Korrosion und Rost. Möglich wären auch moderne Trockenschmierstoff auf Basis von PTFE, da diese Schmutz nicht anziehen.
Nur die direkten Gewinde und Zahnräder, also wo sich Metall auf Metall bewegt, benötigen etwas Fett um die Reibung und Abnutzung zu verringern. Früher benutzte man dafür häufig Vaseline welcher Graphitstaub zugesetzt wurde. Heute bieten sich moderne Synektikfette und Schmierstoffe an. Auch hier gilt: Lieber etwas weniger als zu viel.
Generell: ein in Öl und Fett „getränkter“ Motor neigt im Laufe der Jahre dazu Schmutz / Staub anzuziehen und zu verhärten. Besser ist insgesamt mit etwas weniger Schmiermitteln zu arbeiten und den Vorgang einmal im Jahr zu wiederholen. Dabei wird mit einem Pinsel oder Tuch verschmutztes Öl oder Fett entfernt und durch neues ersetzt. Auch wenn ein Grammophon täglich zum Einsatz kommt, bedarf es (wie damals auch) einer regelmäßigen Wartung. Wie wild alles „abschmieren“ macht keinen Sinn. Bitte mit Logik und Verstand dabei vorgehen – Die Antiquität wird es danken ;)
An diesen Motoren liegen lebensgefährliche Spannungen an! Neben einem Multimeter zur Wartung, sollte bei der Überholung der Motor an einem Trenntrafo betrieben werden. Wenn Ihnen diese Begriffe nichts sagen - BITTE, gefährden Sie nicht Ihre Gesundheit und lassen die Finger weg! Lieber etwas Geld ausgeben und den Motor professionell überholen lassen.
Anstelle der Federdose tritt hier der Elektromotor. Häufig sind bei früheren Modellen bis in die frühen 1950er Jahre noch Fliehkraftregler für die Geschwindigkeit verbaut. Ein häufigeres Problem ist Zinkfraß am Gehäuse oder anderen Teilen (siehe Bild unten). Dies ist leider irreparabel - oft läuft der Motor dann gar nicht mehr, da sich das Gehäuse verzogen hat. Quasi ein Totalschaden - achten Sie vor einem Kauf auf die verräterischen Risse!
Ein alter, elektrischer Motor sollte niemals ohne vorherige Prüfung einfach in Betrieb genommen werden. Zunächst mit dem Multimeter prüfen, ob die einzelnen Windungen der Motorspule noch Durchgang haben - also nicht durchgebrannt oder gerissen sind. Dann überprüfen, ob die richtige Spannung eingestellt ist. Am besten den Motor dann langsam (!) an einem Regeltrafo, noch besser einem Regel-Trenntrafo, unter Spannung setzen.
Bei den meisten Motoren ist die Leistungsaufnahme angegeben. Überprüfen Sie diese mit dem Multimeter! Die Windungen werden im Betrieb zwar wärmer, sollten aber nicht "kochend-heiß" werden. Lassen Sie einen elektrischen Grammophonmotor (vor allem wenn er nicht überholt ist) nie längere Zeit unbeaufsichtigt laufen. Dies kann, im schlimmsten Falle, Brand-gefährlich werden...
Gelegentlich sind den Motorwindungen Kondensatoren parallel geschaltet (Bild oben - Pfeile). Diese unterdrücken hochfrequente Störgeräusche. Meist sind diese Kondensatoren nach all den Jahren ausgetrocknet oder haben Kurzschluss. Diese können, unter Spannung, platzen oder sogar explodieren! Wenn Sie nicht die Möglichkeit haben diese zu prüfen: Ersetzen Sie diese durch neue mit mindestens der gleichen Prüf- bzw. Betriebsspannung.
Die Isolierung der Motorspule(n) kann/können im Laufe der Jahre Feuchtigkeit gezogen haben. Unter Strom bilden sich kleine Funken im inneren, die den Motor letztendlich zerstören. Gegebenenfalls den Motor mehrere Tage auf der Heizung durch-trocknen lassen. Bei besonders seltenen Motoren bestände noch die Möglichkeit, die Spule (nach kompletter Trocknung) in einem Spezialbetrieb mit einem neuen Schutzlack (Vakuum) tränken zu lassen. Dies beugt Kurzschlüssen vor. Haben die Windungen "Schluss", bilden also einen Kurzschluss, hilft nur den Motor komplett neu wickeln zu lassen. Ob sich dieses, nicht ganz billige, Unterfangen lohnt, muss jeder im Einzelfall prüfen.
Dem Motor wird der Strom durch sogenannte Kohlebürsten (x) zugeführt. Diese können im Laufe der Zeit abgenutzt sein, und müssen durch neue passender Größe ersetzt werden. Dabei auch den feinen Kohlestaub aus dem inneren des Motorgehäuses entfernen.
Dies nur als kleiner Einblick. Insgesamt: Die Wartung eines elektrischen Grammophonmotors ist deutlich anspruchsvoller als der eines mechanischen. Wenn Sie sich mit Elektromechanik nicht gut auskennen, beauftragen Sie bitte jemanden!
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