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Schellackplatten reinigen
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Formiggini
Fr Aug 19 2011, 17:04 Druck Ansicht

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Wie "putzt" ihr eure Grammophonplatten?

Hier mal von mir ein Beispiel einer sehr dreckigen Platte

1. Mit Wasser dem ich etwas Neutralseife zugesetzt habe, wird die Platte eingerieben (flach liegend auf einem Tuch)
2. Mit einer weichen Zahnbürste immer in Richtung der Rillen "putzen"
3. 5 Minuten weichen lassen
4. Nochmal Zahnbürste
5. Mit einem groben Mikrofasertuch kräftig abreiben
6. Mikrofastertuch + klares Wasser (kann auch destiliertes sein) nachreiben
7. Mit einem feinen, trockenen Mikrofastertuch nochmal kräftig nachreiben

Ergebniss sieht man an den beiden Tüchern - und - nö, das schwarze auf den Tüchern ist nicht vom Label - das war schon vorher nicht mehr zu lesen *grins


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Gast
Fr Aug 19 2011, 20:12
Gast
Ich kann nur immer wieder sagen: Schellack mag kein Wasser !

Wenn man eine makellos glänzende Platte mit Wasser reinigt (schlimmer noch mit Spülmittel, Seife etc) verliert die Platte etwas von ihren Glanz.

Besonders dringend muß ich auch vom oft empfohlenen Reinigen mit Scheuermilch und ähnlichem abraten. Der Name SCHEUERmilch sagt eigentlich schon alles, oder ? Hier findet beim reinigen auch ein Abrieb an der Oberfläche der Platte statt, ja es wird (wenn auch mikroskopisch) die Oberfläche aufgerauht. Das Resultat ist ein leicht erhöhter Grundrausch. Auf einer Scheuermilch gequälten Platte gleitet der Saphir nicht so reibungslos, wie auf einer verdichteten, glänzenden Fläche.

Außerdem sei mal ganz klar gesagt: das Waschen/Reinigen von Schellackplatten ist keineswegs die Wunderlösung, damit die Platten wieder besser spielen ! Durch Waschen wird nicht eine einzige Schramme entfernt, keine graue Rille repariert sich.
Die Vorstellung, daß sich bei jeder alten Platte massenweise Dreck im Rillengrund befindet ist naiv oder mag durch Meister-Propper Werbung entstanden sein.

Von den armen Etiketten will ich gar nicht reden! Tempo und Imperialplatten nehmen jeden geringsten Wasserkontakt besonders übel. Auch alle anderen Etiketten auf sogenanntem Glanzpapier (Telefunken, Odeon etc) büßen zumindest etwas von eben diesem Glanz ein.

Wenn es denn wirklich nötig erscheint, ist für mich die einzig akzeptable Lösung: Platte auf festen Grund legen, Mikrofasertuch (am besten ein solches mit langen, groben Schlingen !) nass machen und dann kreisförmig putzen, ohne das Etikett zu berühren. Destilliertes Wasser kann gut sein. Leichte Knackstörungen durch Kalk im Wasser werden dadurch vermieden. Diese Störungen lassen sich aber auch durch eine gute Bürste leicht entfernen.
Empfehlung hierfür: Ziegenhaarbürste ! Sie eignet sich auch wie keine andere dafür, die trockene Platte vor dem Spiel zu entstauben.

Gepflegte Platten, die vor jedem Spiel mit o.g.Bürste gereinigt werden, brauchen keine Wäsche.

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Formiggini
Fr Aug 19 2011, 20:41

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Ich muss dir in diesem Punkt recht geben - Schellack und Wasser verträgt sich eigentlich nicht!
Denn - Schellack ist auch Wasserlöslich!

Noch viel wichtiger aber Niemals Schellack und Alkohol!

Schellack ist stark Alkohollöslich, alles was Alkohol enthält, zerstört die Platte!
Deswegen auch NIE Reinigungsmittel wie z.B. Fensterreiniger verwenden!

Bei gut erhaltenen Platten, reicht das abreiben, wie Nils schon schrieb, mit einem Nebelfeuchten Mikrofasertuch komplett aus.

Allerdings gibt es auch Platten, so wie die obrige, die so schmutzig sind, das man um etwas mehr Wasser nicht herum kommt.

Aber - man sollte die Platten wirklich nicht unter Wasser tauchen, bzw. ins Spülbecken legen - alleine schon das Label schadet zu sehr.

Es spricht allerdings wenig dagegen, die liegende Platte mit einem flüssigen Reinigungsfilm zu bedecken - dadurch kann man auch gut das Label aussparen!

Alte, vorallem englische Plattenkataloge geben auch folgende Reinigungsflüssigkeit an:

2/3 Obstessig & 1/3 leichtes Öl (z.B. Nähmaschinenöl)

Dieses als dünnen Film auftragen, einige Minuten einwirken lassen, und dann mit einem feuchten Tuch (heute nehmen wir ein Mikrofasertuch) vollständig abreiben.

Ich habe es probiert, es löst viel Dreck aus schlecht gelagerten Platten, ohne das Schellackmaterial anzugreifen.
Auch nach Jahren, entwickeln solch behandelte Platten nicht mehr rauschen - das Material wird dadurch nicht angegriffen.

Wenn eine Platte feucht oder nass gereinigt wurde, ist es sehr wichtig, diese die nächsten Stunden nicht mit einer Stahlnadel oder auf dem Grammophon abzuspielen!

Wie gesagt, schellack ist auch bedingt Wasserlöslich - das Material wird oberflächlig etwas "angeweicht". "Hobelt" man nun in dieser weichen Oberfläche mit einer Stahlnadel, trägt man auch Schellack ab, und erhöht so das Grundrauschen!

Nach c. 12 Stunden kompletten trocknen - besser wieder aushärten, kann man die Platte auch wieder mit einer Stahlnadel spielen.
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Rundfunkonkel
Sa Aug 20 2011, 00:36
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1117
Zum vorletzten Beitrag von Gast möchte ich nur sagen: es hat noch keiner einzigen meiner Platten irgendwie geschadet, diese zu waschen. Wie Formiggini bürste ich in kreisender Bewegung nach einem mehrstufigen Verfahren mit Einweichzeit, Vorwäsche usw. die Rillen sauber. JEDE Platte war danach klanglich besser wie vorher. Bei manchen ist sogar das Knacken zum grössten Teil verschwunden, meine Software hat also viel weniger zu korrigieren, und es bleibt mehr vom Originalklang erhalten.Bitte nicht falsch verstehen, aber vielleicht liegen Theorie und Praxis auch hier auseinander? Ich kenne das vom Thema Elektroauto - ich fahre seit 10 Jahren das, was es angeblich weder gibt noch dass es funktioniert. Meine Karre ist jetzt 20, die Akkus ebenfalls. Reichweite 100 km.... Zurück zum anderen Hobby.

Leider habe ich kein Beispiel von vorher, aber ein Nachherhörbild einer total verdreckten (und vorher auch verbogenen) Tfk Klassikplatte mit für meinen Geschmack klaren Höhen könnte ich als Beweismittel meiner zahlreich grundgereinigten Platten anbieten. Weder Etiketten noch Oberflächen haben etwas sichtbares verloren... Ich wasche übrigens mit Wasser und mit "ja!" Waschmittel. Vorwäsche mit Mikrofasertuch und Waschwasser den Rillen entlang, einweichen lassen, Hauptgang mit feuchter Bürste den Rillen lang hin und her, dann nachwaschen mit den ersten Tuch, abwaschen mit mit klarem Wasser benetzten Mikrofasertuch (alle Tücher werden jedes mal ausgewaschen, sind oft sichtbar verschmutzt). Zum Schluß wird noch mit einem weiteren M.-fasertuch trocken gerieben. Und dann : einmal mit ca. 3,5 Gramm rückwärts abgespielt. Dazu gibts auch Videos in YT, es entfernt restliche Knackser. Ich bin pro Seite ca. 15 Minuten beschäftigt, aber bin immer wieder über das klangliche Ergebnis erfreut.

Alkohol hat an Schellackplatten nichts zu suchen, außer man möchte damit seine Platten auflösen, und einem Schrank damit zu einer neuen Oberfläche verhelfen.


Gruß

Rundfunkonkel

[ Bearbeitet Mo Nov 20 2017, 19:15 ]
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Formiggini
Sa Aug 20 2011, 19:15

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Falls es nicht genau hervorging - nochmal in aller deutlichkeit:

Niemals eine feuchte oder gerade gewaschene Schellackplatte abspielen - schon gar nicht auf dem Grammophon!

Da Wasser Schellack anweicht nach der Reinigung einige Stunden, besser über Nacht trocknen lassen!

Gut erhaltene, kaum schmutzige Platten brauchen keine intensive Reinigung!
Abreiben mit einem nebelfeuchten Mikrofasertuch reicht.

Putzen macht eine Grammophonplatte nicht neu!


[ Bearbeitet Sa Aug 20 2011, 21:00 ]
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Gast
Sa Aug 20 2011, 20:04
Gast
Der Empfehlung kann ich mich direkt anschließen.

Wenn ich eine wirklich schmutzige Platte habe, spiele ich sie mit neuer, leiser Nadel auf dem Grammophon. In Soll-Laufrichtung...

Dabei "hobelt" sich erfahrungsgemäß schon mal jeder eingelagerte Schmutz vom Rillengrund. Oft gut sichtbar.

Dann mit trockner Bürste nochmal den von der Nadel abgekratzen Schmutz von der Platte bürsten.

Dann Platte auf eine gerade Tischplatte etc und mit feuchtem Mikrofasertuch mit sanften Druck ein paar wenige Runden wischen.
Sehr gut erhaltenen Plattenoberfächen bekommt es besser, wenn die Feuchtbehandlung nur so wenig Zeit in Anspruch nimmt, wie gerade nötig. Etikett immer aussparen !

Lange Wassereinwirkung auf glänzende, tiefschwarze Oberflächen können ein leichtes, dauerhates Ergrauen zur Folge haben.

Das sind meine Erfahrungen - gute wie schlechte- aus 35 Jahren Platten sammeln und pflegen.

Alle anderen Methoden -insbesondere jene mit Öl und dergleichen- mögen akzeptabel sein, wenn man seine Platten nur auf dem Grammophon abspielt.

Da man das Öl nicht wirklich wieder ohne Vollwäsche mit Spülmittel rausbebekommt, haben solche Ölmittel zur Folge, daß jeder Staub im Rillengrund gebunden wird und es beim Abspielen mit Leichttonabnehmer immer und immer wieder den kleinen Diamant mit Staub und Fusseln zugesetzt.

Ich würde daher eher abraten.

Nachtrag: sehr verstaubte Platten sind natürlich erst gründlich mit einer geeigneten Bürste vom Staub zu befreien ! Erst dann auf dem Grammophon spielen!

Staub besteht aus richtig harten,kleinen Kristallen. Sie wirken wie Schmirgel ! Deswgen sollte eigentlich jede Platte kurz abgebürstet werden, bevor sie auf's Grammophon kommt. Es verlängert die Lebensdauer der Platte.



[ Bearbeitet Sa Aug 20 2011, 20:11 ]
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Rundfunkonkel
Sa Aug 20 2011, 22:57
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1117
Meiner Meinung nach haben Schellackplatten eigentlich nichts mehr auf dem Grammophon verloren. Früher war es Verbrauchsgut, heute - zumindest unter Sammlern - wertvolles Kulturgut, welches zu erhalten gilt. Abnutzung guterhaltener Platten ist nicht mehr wett zu machen!

Eine kurze, abschliessende Meldung noch von mir zum Reinigungsthema. Hier möchte ich keinen Streit vom Zaun brechen, aber um eine differenzierte Behandlung der Erfahrungen und MEINUNGEN bitten. Die Beiträge werden ewig im Netz kursieren, und vielleicht als Duplikate irgendwo wieder nach Jahren auftauchen. Es liest sich so, als ob jede Platte gleich explodiert und alle Rillen verliert, wenn sie nass würde. Wenn mein Hörbeispiel einer Telefunken Platte aus den Enddreissigern, die wirklich dermaßen verdreckt war dass sie eher entsorgt worden wäre denn nochmal irgendwo abgespielt zu werden, nicht genügend Beweis für eine - in diesem Falle und in dutzenden weiteren schon genauso gereinigten Plattenseiten - wirksame und klanglich äußerst zufriedenstellnde Reinigung darstellt (ohne hier die Oberfläche zu beschädigen), weiss ich nicht was dieser Thread soll. Es geht doch nicht darum, eine erzkonservative Haltung gegenüber neuen Methoden aufzubauen, sondern gemeinsam neue Wege und Verbesserungen heraus zu finden. Meine gereinigten Platten aus Mitte der 20er bis 50er Jahren sind weder stumpf geworden, noch dass diese am Ende schlechter klingen wie vorher. Sicher sollte man vorsichtig sein, wenn man etwas selber ausprobiert. Ich sage da nur: Versuch macht klug! Und nicht: ich habe aber mal gelesen, dass... sonst wäre die Erde heute immer noch eine Scheibe! Aber wie üblich ist alles auf eigene Gefahr auszutesten.

Beinhaltete eventuell das benutzte Spülmittel Alkoholbestandteile?

Übrigens, als Vorverstärker benutze ich einen selbstgebauten, einfachen Röhrenvorverstärker mit unterheizter Röhre (Triode), das ergibt trotz möglicher Verzerrungen der verschlissenderen Platten ein weicheres Klangbild. Und ich taste die Platten (momentan) mit dem kleinsten möglichen Auflagegewicht ab (wo also noch keine Verzerrungen auftreten wegen keiner Führung mehr - das sind gerade ca. 0,75 pond). Keine meiner normalen Platten sieht mehr ein Grammophon, da das Auflagegwicht die Rillen nach - das wusste man auch bei der RRG schon - etwa 200 Abspielungen zerstört hat. Daher hat man auch dort schon früh auf leichtere Tonabnehmer gesetzt. Auch Stahlnadeln sind meist ab einem gewissen Punkt der Platte am erhöhten Verschleiss schuld, es gibt aber auch heute wieder Stahlnadeln mit Saphirspitze für Elektroplattendreher mit Tonabnehmer bis (ich meine so stand es dabei) 30 Gramm.

Gruß

Rundfunkonkel

[ Bearbeitet Sa Aug 20 2011, 23:21 ]
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Odeon89
Sa Aug 20 2011, 23:26
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Mär 22 2011, 12:19
Beiträge: 338
Hallo zusammen,

ich kann der Meinung, dass Schellackplatten bei längerem Kontakt mit Wasser beschädigt werden, nur zustimmen.

Ich habe vor einigen Jahren mal ein Konvolut Platten eines aufgelösten Radiosenders in Bonn in die Hände bekommen. Diese Platten lagerten im Keller des Gebäudes, dieser lief bei einem Rhein-Hochwasser voll und die Platten lagen einige Tage lang komplett unter Wasser. Die meisten dieserr Platten haben dadurch eine "picklige" Oberfläche erhalten. Das ist allerdings nicht bei allen Platten gleich stark passiert. Ich habe die Vermutung, dass nicht der Schellack an sich durch das Wasser leidet, sondern dass verschiedene Bestandteile durch den Kontakt mit Wasser aufquellen (u.a. wurden dem Schellack soweit ich weiß auch Baumwollfasern und Gesteinsmehl zur Bindung zugesetzt).

Viele Grüße
Kai
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Gast
So Aug 21 2011, 05:41
Gast
Die im Beispiel gezeigte Telefunkenplatte mag ein alte Aufnahme sein, aber das Etikett weist sie als Nachpressung aus den 50er Jahren aus. Und natürlich hilft das Beispiel ohne den "Vorher"-Zustand nicht wirklich weiter.
Ein wenig knackig-knistrig ist die Platte schon für eine gute Pressung aus den 50er Jahren.

Und natürlich sollte man seine Platten nicht mehr nur per Grammophon abspielen.
Die genannte Zahl von 200 Abspielungen bishin zur Unbrauchbarkeit der Platte ist schon optimistisch.

Normalerweise gelten schon 100 mal Abspielen mit Stahlnadel als Grenze.Die Platte ist dann nicht mehr brauchbar.

Vor ein paar Jahren habe ich selbst mal einen Test mit einer makellosen Platte (aber musikalisch völlig uninteressant) gemacht. Nach 40 mal Spielen auf dem Grammophon sah man schon deutlich strapazierte Rillen am Plattenende.

Unsere normale Methode sollte also der leichte Tonarm mit Diamant sein. Das Grammophon muß den seltenen Gelegenheiten vorbehalten bleiben.

Beim Rundfunk galten Schellackplatten übrigens schon ab 60 mal abspielen als verbraucht und wurden ausgemustert.
Solche Platten trugen Aufkleber mit entsprechenden Zahlenkästchen, wo jedesmal ein Kästchen nach dem Spiel ausgestrichen wurde.

Und ja, die Schellackplatte besteht zum geringsten Teil aus Schellack. Russ, Gesteinsmehl und anderen Füllstoffen sind in der Überzahl. Der Schellack dient zum Zusammenhaften der genannten Stoffe. Ich habe die Zahl nicht mehr im Kopf, meine aber, der reine Schellackanteil war gerade mal 20-30 %.

Je nach Art der Hilfsstoffe kann Nässe -oder eben der leicht angeweichte, also feuchte Schellack - zum Aufquellen dieser Stoffe führen. Das wiederum kann winzige Ausbrüche zur Folge haben.

Natürlich sind hier Platten aus schlechten Zeiten (Materialknappheit) oder sehr billige Platten mehr betroffen.

Einen ähnlichen Effekt hat die sehr kalte (Minusgrade) Lagerung oder starke Hitze über längere Zeit. Es kann durch das Arbeiten der Hilfsstoffe eine sonderbar picklige Oberfläche entstehen.
Oft wird in Listen "pickliges Kriegsmaterial" genannt. Das ist zwar richtig, aber die Pickel entstanden erst im Lauf der Jahre durch die thermischen Einflüsse auf die eigentlich ungeeigneten Hilfsstoffe, die dem Pressmaterial zugesetzt wurden.

Das mag auch ein Grund sein, warum eine Pressung aus den 50er Jahren Nässe und Thermik besser verkraften kann, weil das Material nämlich wieder von sehr hoher Qualität war.

Gruß, Nils

[ Bearbeitet So Aug 21 2011, 10:28 ]
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Formiggini
So Aug 21 2011, 10:08

⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 28 2010, 19:20
Beiträge: 1578
Ich möchte an dieser Stelle mal alle dazu anregen, ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Plattenreinigung mitzuteilen - Denn:

*Ähnlich wie beim digitalisieren - jede Platte verhält sich etwas anders
*Jeder hat etwas andere Erfahrungen und herangehensweisen
*Was in dem einen fall fuktioniert, kann in einem anderen wieder daneben gehen
*Es gibt keine allgemeingültige, "einzige" Herangehensweise
*Wir sind auch deswegen hier in einem Forum, um auch andere Möglichkeiten kennen zu lernen, und neue Sichtweisen, zumindest mal sich anzuhören!

Dazu zwei Beispiele von mir...

Normalerweise richtet etwas Wasser bei Platten, vorallem nicht so gut erhaltenen keinen weiteren Schaden an - kann aber auch anders laufen...

Englische und amerikanische Columbia Platten wurden ab mitte der 20´er Jahre aus laminierten Schellackmaterial hergestellt.
In der Mitte der Platte wurde entweder ein Pappkern, oder billiges Schellackmaterial verwendet. Bei den beiden Außenflächen kam sehr hochwertiges Schellack zum Einsatz.
Dadurch erzielte man eine sehr hohe Laufruhe und deutlich reduzierte Nadelgeräusche.

Solch eine Columbia benetzte ich nun mit einem geschlossenen Wasserfilm (liegend), und ließ diesen c. 5 Minuten weichen. Funktioniert normalerweise bei meinen 20´er Jahre Platten recht gut - Bei dieser aber nicht...
Kleine Haarrisse in der Oberfläche ließ Feuchtigkeit in das innere Eindringen, und wohl den Kern leicht anschwellen.
Dies führte dazu, das sich bereits nach einigen Minuten vom Rand der Platte aus das Obermaterial begann abzulösen - was für´ne Schei...

Beispiel zwei (einige werden aufschreien...) vor allem in Amerika werden von Sammlern Schellacks häufig mit WD40 gereinigt (Ok, es gibt auch Amerikaner, die ihren Lachs im Trockenprogramm der Spülmaschine garen...).
WD40 ist auch stark schmutz lösend. Ein Sammler aus den USA hat die Firma mal nach den Zutaten angeschrieben - WD40 enthält keinen Alkohol, ist also prinzipiell für Schellacks nicht schädlich.
Und ja - es funktioniert!
Leicht einsprühen (unbedingt Label schützen!), etwas wirken lassen, und dann mit einem feuchten Mikrofasertuch den Film komplett entfernen.

Ich habe an zwei Platten einen Langzeitversuch gestartet. Bei diesen verblieb ein leichter WD40 Film auf den Platten. (Ich habe diese vor c. 3 Jahren damit behandelt).
Alle halben Jahre spiele ich die Platten ab und reibe sie mit einem weißen Tuch ab.
Weder erhalte ich "schwarze Schmiere", noch erhöht sich das Grundrauschen.
Das Zeug scheint auch über einen längeren Zeitraum das Material nicht anzugreifen.


Damit will ich nicht sagen, das jeder seine Platten so behandeln soll - ich tue dies auch nicht!
Aber, es gibt einfach unterschiedliche Verfahren, die funktionieren können - man sollte nicht automatisch eine ablehnen, nur weil man sie nicht anwendet, bzw. nach einem anderen Verfahren arbeitet!

[ Bearbeitet Sa Dez 08 2018, 13:42 ]
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berauscht
So Aug 21 2011, 14:58
"Urgestein" Autor

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Jan 06 2010, 21:59
Beiträge: 1988
WD40 habe ich auch schon zur Plattenreinigung verwendet. Es löst auch Schmutz der mit Seifenwasser sich nicht abwaschen lässt. Nachteilige Auswirkungen konnte ich dabei auch noch nicht feststellen.

Je nach Verschmutzungsgrad werden die Platten bei mir anders gereiningt.

Schwarz glänzende angestaubte Platten werden einfach nebelfeucht mit einem langfaserigen Mikrofasertuch abgewischt. Feste Verschmutzungen werden dann mit einem Streichholz abgekratzt. und die Stelle nochmals abgewischt.

Wer aber Platten auf dem Flohmarkt kauft findet dort oft sehr stark verschmutzte Platten. Hier entferne ich zunächst losen Schmutz durch abpusten und abwischen mit einem weichen Tuch. Fester grober Schmutz wird dann mit einer Bürste so gut es geht entfernt.
Je nach Verschmutzung reinige ich die Platte dann mit einem nebelfeuchten Mikrofasertuch, oder ich wasche sie.
Unbeschädigte Platten wasche ich freihändig über dem Waschbecken mit lauwarmen Wasser und Spüli. Ich halte ich die Platte senkrecht und bürste die Rillen mit einer weichen Zahnbürste. Das Wasser mit dem Dreck fleißt hierbei gleich ab. Anschließend spüle ich die Platte mit klarem Wasser und trockne sie senkrecht. Das Wasser tropft deutlich schneller ab, wenn man oben kräftig pustet und den Wasserfilm auf der Platte in zwei Hälften teilt.

Vor einer Wäsche der Platte sollten verschmutzte Label unbedingt gereinigt werden (weiches Tuch, oder wenn nötig nebelfeuchtes Mikrofasertuch), da ansonsten Schmutzränder nach dem Auftrocknen zurückbleiben.

Sollte ein Label beim Waschen nass werden, möglichst mit kräftiger Lunge trocken pusten. Niemals trocken wischen, nur tupfen.

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Rundfunkonkel
So Aug 21 2011, 15:51
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1117
Hier mal ein Video von meiner persönlichen Reinigungsmethode:

Link - Hier klicken


Gruß

Rundfunkonkel

[ Bearbeitet Sa Dez 08 2018, 13:17 ]
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krammofoon
So Aug 21 2011, 16:49
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1215
/offtopic
NEIN! *lol*......
nur keine Schleichwerbung, was? *thumbs up*.... gut gelöst
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SchellackFreak
So Aug 21 2011, 17:50
"Seitengründer"

⇒ Mitglied seit ⇐: Mi Sep 16 2009, 22:06
Beiträge: 452
Vielen Dank für deine Mühe mit dem Video.
Anhand den ausführlichen Bildern kann man gut den Reinigung Vorgang nachvollziehen. In weiten Strecken ähnelt es auch meinen Reinigungsverfahren ;)

Gruß Yannick

PS: Schön das du auch unter dem Video auf die möglichen Gefahren hingewiesen hast.


[ Bearbeitet Mo Aug 22 2011, 13:42 ]
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Herold38
Di Aug 23 2011, 12:47
Gast
Wie entfernt Ihr Wachsflecken rückstandslos von den Platten?

Gelegentlich kommt mir eine Scheibe in die Hände, die mit Kerzenwachs bekleckert ist. Das Überstehende läßt sich schnell entfernen. Was in den Rillen steckt versuche ich mit einer Stecknadel vorsichtig herauszuheben. Dennoch kriegt man damit die Platte nicht frei von allen Rückständen.

Heißes Wasser löst zwar Wachs ganz gut. Es muß aber eine bestimmte Mindesttemperatur haben, die jedoch so hoch sein wird, dass es (wahrscheinlich) jeder Schellackplatte schadet.

Deshalb meine Frage: Wie macht Ihr das?

Gruß


[ Bearbeitet Di Jun 26 2012, 19:15 ]
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Gast
Di Aug 23 2011, 13:35
Gast
Hallo Günther,

Wachs konnte ich schon mehrmals völlig restlos mit Waschbenzin entfernen. (Waschbenzin und Feuerzeugbenzin sind identisch)

Mehrfache Proben an verschiedenen Schellackplatten hatten gezeigt, daß die Oberfläche völlig gleichgültig auf Benzin reagiert. Auch dem Etikett macht Benzin überhaupt gar nichts aus, es verdunstet ohne jede Veränderung.

Ich habe es zumeist mit einem gut getränkten Mikrofasertuch und mehrmaligen bereiben der Stelle hinbekommen.

Wegen der Feuergefährlichkeit von Benzin muß ich raten, das Ganze im Freien zu machen! Mindestens aber direkt vor dem geöffneten Fenster.

Dieses Reinigungsbenzin ist überhaupt ein Mittel gegen alle fett-und ölhaltigen Verschmutzungen auf Schellackplatten. Auch auf Etiketten.
Eine Beeinträchtigung konnte ich -auch bei versuchsweise langer Einwirkzeit- noch nie feststellen.

Ich habe immer einen Liter im Hause und fülle mir eine kleine Tropfflasche aus dem Medizinbereich für meine Zwecke.

Reinigungsbenzin gibt es in Literflaschen in Drogerien oder Malerbedarfläden, in kleinen Mengen als Feuerzeugbenzin im Tabaksladen.

Gruß, Nils

[ Bearbeitet Di Aug 23 2011, 15:51 ]
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Rundfunkonkel
Di Aug 23 2011, 13:40
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1117
@Herold38: Eine interessante Frage. Bei Stoff soll ein Bügeleisen mit Löschpapier funktionieren. Wie wäre es, wenn man die sonnengespeiste "Bügelfunktion" für krumme Schellackplatten mal mit einem Blatt Löschpapier erweitert? Platte also zwischen zwei Glasplatten legen, auf die Seite mit dem Wachs ein Stück Löschpapier beilegen, und für eine gewisse Zeit ab in die Sonne. Wer versucht es mal? Falls die Sonne nochmal hervorkommt...

Gruß

Rundfunkonkel
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Herold38
Di Aug 23 2011, 15:42
Gast
Hallo Nils,

vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
Ich hätte nicht gedacht, dass Waschbenzin dafür geeignet ist. Irgendwie setzt man das immer mit Alkohol (und Gefahren) auf eine Stufe.

Gut, ich werde mir demnächst mal eine kleine Menge besorgen.

===============================

Hallo Rf-Onkel,

naja, das könnte mal einer machen. Mit "Wer versucht es mal?" würde ich gleich mal Dich vorschlagen. Du bist doch für Experimente aller Art bekannt...

Schreib mal über Dein Ergebnis!

Gruß



[ Bearbeitet Di Jun 26 2012, 19:17 ]
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Rundfunkonkel
Di Aug 23 2011, 16:41
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1117
Hallo Herold38,

würde ich gerne! Vor drei Wochen habe ich aber einen dafür geeigneten Testkandidaten (3/4 Platte waren nur noch da ,der Rest fehlte im gekauften Stapel Platten) weggeworfen, weil ich die nun wirklich nicht mehr abgespielt bekommen konnte... für so etwas wäre sie aber noch gut geeignet gewesen :). Zu spät!

Gruß

Rundfunkonkel
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