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Klangqualität digitalisierter Lieder enttäuschend
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Moderatoren:SchellackFreak, berauscht, GrammophonTeam, Charleston1966, DGAG, Der_Designer, LoopingLoui
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Malte
Sa Jun 27 2020, 21:01 Druck Ansicht
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 17 2013, 19:48
Beiträge: 56
Hallo,

sammle jetzt über 10 Jahre Schellack. In den letzten Jahren ist das Hobby etwas "eingeschlafen", komme deshalb auch erst jetzt mit meinem Problem.

Ich habe bis heute kein einziges Lied digitalisiert und (dauerhaft) archiviert, weil mir die Klangqualität zu schlecht war!

Habe damals etwas überstürzt und ohne Vorkenntnisse begonnen. Plattenspieler Pro-Ject Debut III Phono SB mit Ortofon Stylus 78 und integriertem Phono-Vorverstärker gekauft. Den gab es später mit USB-Anschluss.

Windows-Pc mit onboard-Klang und das bequeme Programm von MAGIX Audio cleaning lab.

Der Klang hat kein Volumen, keinen Bass ...

Taugt das System nichts oder liegt's an der onboard-Klanglösung?

Was meint ihr?

MfG


[ Bearbeitet Sa Jun 27 2020, 21:27 ]
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HMV163
Sa Jun 27 2020, 22:31
⇒ Mitglied seit ⇐: Di Dez 22 2015, 23:38
Wohnort: 55283 Nierstein
Beiträge: 41
Hallo Malte,

meiner Erfahrung der letzten 10 Jahre mit Plattenspielern und Audiosoftware nach ist sicher das Orofonsystem nicht die Qurlle des Übels. Ich tippe auf die bescheidene Magix Software, mit der man sicher einige Vinyl-Knackser entfernen kann, sicher aber nicht die individuellen Eigenschaften von Schellackplatten, deren unterschiedliche Frequenzgänge und Rauschen je nach Abnutzungsgrad. Der chinesische Billig-Vorverstärker im USB-Plattenspieler trägt wohl auch seinen Anteil bei.

Verwendet man die Standard-Filterfunktionen von Audiosoftware, erhält man meist ein dumpf klingendes Ergebnis, da das Entfernen von Rauschen auch immer das Entfernen höherfrequenter Anteile der eigentlichen Aufnahme bedeutet. Hier ist immer ein Kompromiss oder stundenlange Arbeit mit individuellen Einstellungen für unterschiedliche Passagen der Aufnahme notwendig, und sicher eine andere Software als Magix.

Die Onboard Soundkarte mit 44,1 oder gar 48kHz Abtastrate ist in der Regel nicht das Problem und sorgt üblicherweise auch nicht für Veränderungen des Signals bei der Aufnahme.

Gruss, Michael
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Rundfunkonkel
Sa Jun 27 2020, 23:07
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
Hallo,

es hilft die wichtigsten Unterschiede zur Vinylplatte zu kennen, um diese beim Abspielen eben anzupassen. Schneidkennlinien, Auflagekraft, Nadelwinkel, Nadelfehlstellung bei nicht tangential geführten Tonarmen sind ein paar Beispiele. Wie weit man es treiben möchte entscheidet das Ohr, das Geschick, und bei Neukauf statt Basteln der Geldbeutel. Zum Thema gibt es, meiner Erinnerung nach, aber mindestens schon einen Artikel aus der Frühzeit des Forums.

Nachtrag:

Link - Hier klicken

Link - Hier klicken



Bei Fragen bin ich gern behilflich, da ich mich seinerzeit massiv mit diesen Themen auseinandergesetzt habe.


[ Bearbeitet Sa Jun 27 2020, 23:21 ]
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veritas
Mi Jul 01 2020, 19:09
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Moin!

Grundsätzlich kommt man mit einer simplen RIAA-Entzerrung sehr weit und kann später oder on-the-fly mit einem Equalizer korrigieren.

Zunächst macht es einmal Sinn zu klären, wie hier kein Baß vorhanden sein kann: Von welchem Schellack-Zeitalter sprechen wir hier eigentlich? 1890er, 1910er, 20er, 30er, 40er oder 50er? Und was für einen Nadelträger mit welcher Verrundung verwendest Du denn?

Bei den on-Board-Soundkarten handelt es sich meistens um einen der verbreiteten RealTeak-Chipsätze, die wirklich besser als ihr Ruf und für den ohnehin niedrigen Rauschabstand bei Schellacks allemal gut genug sind. Allerdings frage ich mich: Hat die überhaupt noch einen dedizierten Eingang für Line-In? Viele davon, gerade bei Notebooks, haben nur noch einen für Mikrofon, der da nicht wirklich paßt.
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Charleston1966
Mi Jul 01 2020, 21:29
Moderator

⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Nov 12 2012, 11:19
Wohnort: Im Schwabenländle
Beiträge: 416
Guten Abend,

grundsätzlich sind die meisten Bearbeitungsprogramme für Schallplatten auf Vinyl Schallplatten ausgelegt und für die speziellen Anforderungen für die Bearbeitung von Schellackplatten nicht unbedingt geeignet. Außerdem sind sämtliche standardmässigen Phonovorverstärker, ob im Plattenspieler verbaut oder als USB Vorverstärker oder wie auch immer, für Vinylplatten gedacht und somit haben sie die für Schellackplatten falsche RIAA Entzerrkurve, die allenfalls auf Schellacks der späten 50iger Jahre halbwegs brauchbar angewendet werden kann. Deshalb klingen die Aufnahmen meist dumpf und muffelig, da bei der RIAA Kurve die Höhen zu stark abgesenkt werden. Ideal wäre den im Plattenspieler eingebauten Vorverstärker zu umgehen über den Mikroeingang des Laptops die Aufnahme tätigen zum Beispiel mit Audacity um dann via EQ die richtige Entzerrkurve einzustellen, Wenn sich der Phonopreamp nicht umgehen lässt dann müsste die RIAA Kurve invertiert und gegen die richtige Kurve ausgetauscht werden. Das wäre die kostengünstigste Lösung. Besser wäre natürlich einen Vorverstärker der für die verschiedenen Entzerrkurven der Schellackzeit ausgelegt und umschaltbar ist zu benutzen. Ich gehe mal davon aus bei dem verwendeten System handelt es sich um eines aus der Ortofon OM oder OMB Serie mit Nadel 78 die normal um die 65µ haben müsste und sphärischen Schliff .


LG Karlheinz

[ Bearbeitet Mi Jul 01 2020, 21:32 ]
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obbbs
Do Jul 02 2020, 00:38
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Aug 08 2011, 23:10
Beiträge: 34
Ich kann Karlheinz nur beipflichten! Zur noch leichteren Verständlichkeit sei es erlaubt, das ihm vorschwebende Verfahren (seinerzeit auch von 'Gast' Brillantspecial hier im Forum vorgestellt), das ich übrigens selbst seit langer Zeit erfolgreich praktiziere, mit ganz einfachen Worten zu umreißen: Man verbinde den Ausgang des Plattenspielers, ohne dabei irgendeinen Vorverstärker zu benutzen (!), via Microeingang mit dem Rechner und zeichne das Signal mit Audacity auf. Das Signal ist dabei so schwach, daß es kaum sichtbar ist. Es läßt sich aber mit den Funktionen von Audacity ganz einfach anheben. Dann besteht, ebenfalls mit Audacity, die Möglichkeit, die Aufnahme zu entzerren (Funktion Equalizer). Man kann dabei zwischen vorgegebenen Schellack-Entzerrkurven wählen, oder aber (und dazu rate ich) die Entzerrkurve nach Erfahrung und Gehör selbst festlegen (Anregungen zur Kurvengestaltung finden sich im Forum). Auch das Entknacken und Entrauschen ist - wenngleich nicht ideal - mit Audacity machbar, aber allein schon die beschriebenen Schritte dürften erst einmal zu einem brauchbaren Digitalisat führen.

BG, Oliver
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Rundfunkonkel
Do Jul 02 2020, 01:00
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
veritas schrieb ...

Moin!

Grundsätzlich kommt man mit einer simplen RIAA-Entzerrung sehr weit und kann später oder on-the-fly mit einem Equalizer korrigieren.

Zunächst macht es einmal Sinn zu klären, wie hier kein Baß vorhanden sein kann: Von welchem Schellack-Zeitalter sprechen wir hier eigentlich? 1890er, 1910er, 20er, 30er, 40er oder 50er? Und was für einen Nadelträger mit welcher Verrundung verwendest Du denn?

Bei den on-Board-Soundkarten handelt es sich meistens um einen der verbreiteten RealTeak-Chipsätze, die wirklich besser als ihr Ruf und für den ohnehin niedrigen Rauschabstand bei Schellacks allemal gut genug sind. Allerdings frage ich mich: Hat die überhaupt noch einen dedizierten Eingang für Line-In? Viele davon, gerade bei Notebooks, haben nur noch einen für Mikrofon, der da nicht wirklich paßt.


Diese Themen finden sich irgendwo in den Untiefen des Forums ebenfalls wieder. Eine doppelte Umwandlung ergibt Verluste. Wieso sollte man mittels RIAA die Höhen bis in den unhörbaren Bereich unterdrücken, um ihn nachher - Pi mal Daumen - mit einem EQ wieder inkl. verstärktem Rauschpegel hochzuziehen ?

Dank einer Sammlung von Notebooks (nein, keine "nur-zehn-Stück-Sammlung" !) möchte ich beruhigen: bei relativ vielen Geräten taugt der Mic-Eingang als Line-In, auch wenn ein Line-In durchaus rauschfreier sein kann. Es gibt eine Vielzahl an Audio-Chips in allen Preislagen und Qualitäten, nicht nur die genannte Marke. Allerdings sollte man sich zusätzlich einen linearen Vorverstärker besorgen zum Signalpegel anpassen, was gern eine billige Bausatz-Platine, z. B. mit zwei Transistoren sein kann. Auch das Thema dürfte hier schon irgendwo im Forum schlummern. Uli hätte sicherlich die Links gewusst .

Ich bitte nun aber den Threadersteller um weitere Erläuterungen, da ohne genaue Infos das ganze in Kaffeesatzleserei endet.

Hat der genannte Plattendreher eine Umschaltung des Vorverstärkers auf linear? Falls es das verbreitete OMB... System ist, damit haben andere Forenfreunde gute Ergebnisse erreicht, daran liegt es sicher nicht. Und mit der üblichen Verrundung der Nadel von 65µm kommt man auch schon recht weit.


[ Bearbeitet Do Jul 02 2020, 01:05 ]
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veritas
Do Jul 02 2020, 17:32
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Rundfunkonkel schrieb ...

Diese Themen finden sich irgendwo in den Untiefen des Forums ebenfalls wieder. Eine doppelte Umwandlung ergibt Verluste. Wieso sollte man mittels RIAA die Höhen bis in den unhörbaren Bereich unterdrücken, um ihn nachher - Pi mal Daumen - mit einem EQ wieder inkl. verstärktem Rauschpegel hochzuziehen ?


Gaaanz einfach: Das Ding ist vorhanden (ich weiß, banal... ). Die Verstärkung bringt, mit oder ohne Entzerrung, eine möglichst nahe am Tonabnehmer gelegene Pegelanhebung von einstelligen mV-Werten auf einen dreistelligen Bereich. Somit ist selbst der abgesenkte Teil noch "hörbarer" als das unverstärkte Signal. Einen Computer direkt an einem unverstärkten Tonabnehmer anzuschließen ist ein absolutes EMV-No-Go.


Rundfunkonkel schrieb ...

Und mit der üblichen Verrundung der Nadel von 65µm kommt man auch schon recht weit.

Wenn es sich um Platten der 40er-Jahre und später handelt, sicherlich. Frühere Exemplare brauchen regelmäßig 76-90µm.


Jetzt bin ich aber auch auf die Details von OP gespannt.
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Malte
Sa Jul 11 2020, 09:32
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 17 2013, 19:48
Beiträge: 56
Moin,

vielen Dank für die Antworten, auch wenn ich nicht alles verstanden habe. Zu "RIAA" muss ich mich dann wohl einlesen.

Nadel:
Ortofon Stylus 78
sphärischer Nadelschliff
geeignet für Schellackplatten
Frequenzbereich: 20 - 15.000 Hz
Abtastfähigkeit bei 315Hz: 60 µm
empf. Auflagekraft: 20 mN (2,0 g)

Weitere Details:
- Platten habe ich von 1930 bis in die 40er.
- Kein Laptop/Notebook, leistungsstarker Rechner, nur eben mit Onboard-Soundkarte
- Lineare Umschaltung? Sagt mir leider nichts (Datenblatt hier)

Man könnte auch anders handeln!

Welcher Plattenspieler mit welchem System wäre denn sinnvoll in meinem Fall?




[ Bearbeitet Sa Jul 11 2020, 10:25 ]
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gramofan
Sa Jul 11 2020, 10:41
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Malte schrieb ...

Welcher Plattenspieler mit welchem System wäre denn sinnvoll in meinem Fall?


Ich weiß, ich begebe mich auf vermintes Gebiet, da das z.T. Glaubenssache ist.
Ich bevorzuge seit Jahrzehnten DUAL Dreher 1218 oder 1219, da nahezu unkaputtbar und die Werte wie Gleichlaufschwankungen usw. für Schellacks allemal ausreichend. Dazu ein Shure M75, das gibts (wenn nicht ohnehin drin) billig im Netz und für Schellacks gibts dazu eine hinreichende Auswahl an Nadeln mit unterschiedlicher Spitzenverrundung. Als jemand der es simpel liebt, benutze ich allerdings in 95% der Fälle die Standard-Schellack-Nadel mit 65 Mikron Spitzenverundung (auch wenn das nach Ansicht unserer Spezialisten sicher untragbar ist) und bin mit den Ergebnissen zufrieden. Die Aufnahmen mache ich über eine DUAL KA51 Kompaktanlage (da ist der 1218er Dreher drin) und nehme dann das Signal aus dem Tonband-Anschluss in die Universaleingangsbuchse des Laptop. Da die KA51 aus den Anfangs-70er Jahren stammt (und ansich wohl in erster Linie zur Benutzung mit LPs und Singles gedacht war), gehe ich davon aus, dass dort ein Entzerrer-Vorverstärker mit RIAA-Kurve verbaut ist.

[ Bearbeitet So Jul 12 2020, 09:56 ]
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veritas
Sa Jul 11 2020, 10:51
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Moin! Danke für die Antwort, ich sehe schon, daß wir hier zu sehr ins technische Detail gegangen sind.

Zur RIAA-Entzerrung eine kurze Ausführung, weil es zu den wichtigen Grundlagen gehört:

Moderne Schallplatten werden nicht mit geradem Frequenzgang geschnitten. Stattdessen werden die Bässe nach einem fest definierten Verfahren (dargestellt als Kurvendiagramm) stark abgesenkt. Da die tiefen Frquenzen besonders ausladend, also platzverbrauchend sind, wird erst dadurch die längere Spielzeit erreicht, wie wir sie heute von LPs und Singles kennen.
Das Eingangssignal wird also vor dem Schnitt verzerrt.

Damit bei Dir am Ende wieder ein möglichst gerades Signal beim Abspielen herauskommt, muß es wieder entzerrt werden. Deshalb nennt man diese Geräte (eingebaut oder extern) Entzerrer-Vorverstärker, da sie zwei Aufgaben (Entzerrung und Vorverstärkung) erfüllen. So ein Ding ist in Deinem Pro-Ject Debut III Phono SB eingebaut.

RIAA steht für die "Recording Industry Association of America", welche in den 50er Jahren ihre eigene RIAA-Kennlinie definierte. Diese wurde dann schnell zum weltweiten Standard.

Noch etwas detaillierter wird das hier beschrieben: Link - Hier klicken

Als die ersten elektrisch aufgenommenen Schellacks 1925 in größeren Stückzahlen auf den Markt kamen, wurde das Signal vor dem Schneiden ins Wachsmaster auch schon "verbogen". Das war vor allem deshalb nötig, um das Klangverhalten der Schneidköpfe optimal für die spätere Wiedergabe einzustellen. Eine definierte Entzerrung fand beim oft noch akustischen Abspielen nämlich nich statt. Und so hatte jedes Plattenlabel seine eigenen Verfahren, auf welche Art und Weise das Signal verbogen wurde.

Wenn wir heute mit modernen Plattenspielern und Tonabnehmern solche Platten spielen, ist die Entzerrung nach der RIAA-Kennlinie aus den 50ern oft nicht passend für frühere Aufnahmen. Je nach Platte mal mehr, mal weniger. Ich zitiere aus dem oben verlinkten Wikipedia-Artikel:

"Diese Aufnahmen klingen mit einem nach RIAA genormten Entzerrvorverstärker basslastig und etwas dumpf. Dafür gibt es spezielle Entzerrvorverstärker mit einstellbarer Kennlinie. Auch Software zur Nachbearbeitung bietet mitunter Funktionen zur Kennlinienanpassung an. In den vielen Fällen hilft ein guter Klangsteller oder besser ein aufwendiger Equalizer."

Soviel zu den Grundlagen.

----

Im Datenblatt und auch in der Anleitung zu Deinem Modell kann ich leider keine wirklichen Details zu den Fragen des eingebauten Entzerrer-Vorverstärkers finden. Daher können wir also recht sichergehen, daß diese keine Umschaltung auf linearen Frequenzgang (= Verstärkung ohne Verbiegen) anbietet.

Die einfachste Möglichkeit dürfte für Dich also sein, mit einem Equalizer am Computer das Singal nachträglich zu korrigieren.
Eine als .wav abgespeicherte Datei läßt sich auch mit anderen Programmen weiterbearbeiten. Als kostenlose Alternativen gibt es z.B. Audacity oder Ocenaudio. Evtl. ist die Bedienung dort für Dich auch einfacher.

Es wäre aber interessant, noch herauszufinden, warum bei Dir die Bässe fehlen, wo sie doch eher zu kräftig sein müßten. Das könnte passieren, wenn Du z.B. den im Plattenspieler eingebauten Vorverstärker (sofern möglich) abgeschaltet hast und über den Mikrofoneingang aufnimmst. Das würde es erklären. Solche Überspielungen klingen immer sehr baßarm und müssen noch (digital) angepaßt werden.


---

Ich wollte es eigentlich nicht anmerken, aber da Du ja selbst fragst... Es ist schon richtig, daß der Pro-Ject nicht so optimal für die Schellackwiedergabe gebaut ist (ich hatte vor Jahren mal selbst einen Debut ohne eingebauten Vorverstärker).

Hierzu wird sich auch jeder anders äußern: Da gibt es die Dual-Fraktion, die auf gebrauchte Gerät schwört. Wenn diese entsprechend gereinigt und gewartet wurden (bei dem Alter dieser Geräte ein Muß), dann ist sowas sehr ordentlich. Falls Dir sowas zusagt, kannst Du ja mal hier im Forum fragen, ob jemand ein passendes Modell mit MM-Tonabnehmer anzubieten hat.

Ich zähle mich zur Fraktion der modernen Plattenspieler mit Tonarm für SME-kompatible Headshells. Die Headshell ist der Träger, an dem der Tonabnehmer verbaut wird. Dank einem genormten Bajonettanschluß kann man so den Tonabnehmer schnell wechseln, z.B. von einem für Schellacks gegen einen anderen für LPs.

Gute Einstiegsklasse wäre z.B. der Audio-Technica AT-LP120X für derzeit €200-220.
Der hat einen eingebauten Vorverstärker, der sich aber auch abschalten läßt und kommt nativ mit drei Geschwindigkeit plus Pitch-Regler für die Geschwindigkeitsanpassung. Für den mitgelieferten Tonabnehmer AT-VM95SE gibt es einen sehr guten AT-VMN95SP-Nadelträger mit 76µm Verrundung (ca. €60).

Gehobene Einstiegsklasse: Audio-Technica T-LP140XP für ca. €390.
Mehr Funktionen, höhenverstellbarer Tonarm und schönere Haptik.

Königsklasse: Technics SL-1210 MK 7, ca. €900 ohne Tonabnehmer.
+ AT-VMN95SP-Tonabnehmer für ca. €70. Beste Verarbeitungsqualität und extrem ruhiger Lauf.

Geldspartipp: Den AT-LP120USB (ohne X im Modellnamen) bekommt man hin und übrigens auch gebraucht. Da diese ein paar Jahrzehnte weniger auf dem Buckel haben als ein Dual ist das Alter dann auch kein Problem.

Was ich einsetze: Einen stark modifzierten Reloop RP-6000 MK II, Technics SL-1210 M3D mit 78 UpM-Umbau von KAB, sowie den Technics SL-1200 GR.
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Rundfunkonkel
Sa Jul 11 2020, 22:46
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 03 2011, 16:48
Wohnort: Umkreis Köln
Beiträge: 1112
gramofan schrieb ...

Malte schrieb ...

Welcher Plattenspieler mit welchem System wäre denn sinnvoll in meinem Fall?[/b]


Ich weiß, ich begebe mich auf vermintes Gebiet, da das z.T. Glaubenssache ist.
Ich bevorzuge seit Jahrzehnten DUAL Dreher 1218 oder 1219, da nahezu unkaputtbar und die Werte wie Gleichlaufschwankungen usw. für Schellacks allemal ausreichend. Dazu ein Shure M75, das gibts (wenn nicht ohnehin drin) billig im Netz und für Schellacks gibts dazu eine hinreichende Auswahl an Nadeln mit unterschiedlicher Spitzenverrundung. Als jemand der es simpel liebt, benutze ich allerdings in 95% der Fälle die Standard-Schellack-Nadel mit 65 Mikron Spitzenverundung (auch wenn das nach Ansicht unserer Spezialisten sicher untragbar ist) und bin mit den Ergebnissen zufrieden. Die Aufnahmen mache ich über eine DUAL KA51 Kompaktanlage (da ist der 1218er Dreher drin) und nehme dann das Signal aus dem Tonband-Anschluss in die Universaleingangsbuchse des Laptop. Da die KA51 aus den Anfangs-70er Jahren stammt (und ansich wohl in erster Linie zur Benutzung mit LPs und Singles gedacht war), gehe ich davon aus, dass dort ein Entzerrer-Vorverstärker mit RIAA-Kurve verbaut ist.


Die Dual nenne ich gerne "Traktor" - im positiven Sinne. Benutzte zu Anfang einen 1218, den ich dann später gegen einen 1219 austauschte. Für Schellackplatten vollkommen ausreichend, und nach etwas Reinigung und Schmierung an den wichtigen Stellen sicher wieder über die Jahre hin ein gutes Arbeitsgerät.

Mit den 65 µm und üblichem, konischen bzw. sphärischen Schliff kommt Otto Normalhörer in der Regel schon weit genug. Wie früher angemerkt, ist die Nadelstellung bzw. Nachahmung des Schneidwinkels der Schneidemaschine damals, sehr sinnvoll. Ab wann man für Schellackplatten verrundete Diamanten in Nadelträger für Vinylplatten anfing einzusetzen und zu verkaufen, ist mir unbekannt. An einem für den Studiobetrieb konfektionierten Nadelträger in der DDR stimmte der Winkel, zudem bringt das zugehörige Moving Iron Abtastsystem ein dermaßen plastisches Klangbild, welches ich bei jedem meiner üblichen MM Systeme vermisse.

Zum Thema Plattenspieler fällt mir gerade noch das etwa dem Dual 1218 ebenbürtige RFT Laufwerk Rubin bzw. Türkis 016 ein. Dort ist auch besagter Tonabnehmer eingebaut. Allerdings muss für Schellackplatten zum einen der interne Entzerrer abgeklemmt werden, zum anderen gibt es die Nadelträger für den MI Tonabnehmer nicht mehr.- man muss den Diamanten ersetzen lassen. Und das System ist sehr empfindlich in Sachen Einstellung. Kein Fall für mal eben...

@gramofan: mit umschaltbarem Entzerrer würdest Du manche Platten live abgespielt nicht mehr wiedererkennen :-) .






[ Bearbeitet Sa Jul 11 2020, 22:50 ]
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veritas
So Jul 12 2020, 09:33
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Im Zuge der Frage nach einer Lösung mit Plattenspieler ist hierzu in der Vergangenheit auch der AT LP 120 USB vorgestellt worden. Dieses Modell bekommt man auch immer wieder gebraucht zu kaufen und kann daher auch immer wieder für kleines Geld gefunden werden:

Link - Hier klicken
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krammofoon
So Jul 12 2020, 10:02
Schellack-Gnadenhof
⇒ Mitglied seit ⇐: Mo Jun 27 2011, 20:47
Beiträge: 1214
Servus :-)

Den verwende ich u. a. auch... sehr empfehlenswert!

Gruss
Georg
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gramofan
Di Jul 14 2020, 17:50
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Okt 01 2011, 20:32
Wohnort: bei Berlin
Beiträge: 1164
Eine Ursache sollten wir noch ausschließen: Du hörst doch die Digitaisate nicht etwa über den Laptop/Computer an? Bei den winzigen bzw. schlechten Lautsprechern muss man sich nicht über schlechte Klangqualität wundern. Das liegt dann aber nicht daran dass die Digitalisierung mißlungen wäre.
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Trutonikus
Sa Jul 18 2020, 09:39
⇒ Mitglied seit ⇐: So Jul 12 2020, 08:14
Wohnort: Neumünster
Beiträge: 54
Hallo, ihr Lieben,

immer wieder hab ich Musik vom Rechner in meine PA -Anlage gespielt auf Veranstaltungen . Die soundcard vom Laptop zu benutzen war keine gute Idee, es klang flach. Dann habe ich eine Lexicon Alpha externe usb-Soundkarte gebraucht im Internet-Auktionshaus besorgt und siehe da.... dat geiht. Mit dem Plattenspieler von Lenco und meinem kleinen Mischer als Vorverstärker hab ich dann auch Schellackplatten digitalisiert. Mit dem Linux auf dem Rechner und Audacity ging die Bearbeitung prima.
Die A-D Wandlung bei der Alpha, qualitativ jenseits von gut und böse und die gute Anpassung der Ein-und Ausgänge haben viel erreicht.
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veritas
Sa Jul 18 2020, 10:10
⇒ Mitglied seit ⇐: Do Jun 28 2012, 17:52
Wohnort: Allgäuer Provinzpampa
Beiträge: 544
Gute externe Soundkarten halte ich auch grundsätzlich für eine gute Wahl. Damit entfernt man die empfindlichen Eingänge schon mal ein gutes Stück von den unsäglichen Störquellen, die ein Rechner (mobil oder stationär) darstellt. Beim Durchleiten in eine PA-Anlage ist der manuell einstellbare Pegel sehr vorteilhaft.

Digitalisieren tue ich über den Computer seit Jahren nicht mehr, sondern nehme lieber einen PCM-Recorder, wahlweise meinen älteren Tascam DR-2d oder den Sony PCM-D100, für Schellacks gleichermaßen ein Overkill und damit problemfrei. Auch krammofoon beschreitet diesen Weg sehr erfolgreich mit seinem Olympus.
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Malte
So Jul 19 2020, 09:11
⇒ Mitglied seit ⇐: So Feb 17 2013, 19:48
Beiträge: 56
Moin,

danke für die Resonanz, muss ich mich erstmal durchlesen. Wahrscheinlich werde ich wirklich einen anderen Spieler besorgen.

MfG
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URS
Sa Jul 25 2020, 10:37
⇒ Mitglied seit ⇐: Sa Apr 04 2020, 14:56
Wohnort: WÄDENSWIL, Schweiz
Beiträge: 4
Malte

Ich habe Dein „Anliegen“ eben grad gelesen. Sorry falls ich nicht ALLES exakt erfasst haben sollte.

Klingt es beim „normalen“ Abspielen über Deine Anlage einigermassen OK ?
Falls JA, wäre das Problem eher bei der Digitalisierung (AD-Wandler oder evtl. Aufnahme-Software zu suchen)
Falls es normal schon „schwach“ tönt, wäre tatsächlich eine Investition in eine bessere Tonzelle und/oder Phono-Vorstufe zu überlegen (Ob grad ein neuer Plattenspieler benötigt wird, wäre dann noch abzuklären)

Gruss

Urs

PS: Ich hatte mal diesen Artikel hier verfasst:
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